fassende Aussicht hat. Die Häuser sind, wie gewöhnlich,
dicht an einander gebaut und zwischen ihnen führen enge
Gässchen durch, sie sind unbewohnt und dienen den Einwohnern,
welche tiefer auf dem nördlichen obern Abhänge des
Berges in luftigem Häusern wohnen, nur zur Aufbewahrung
ih re r Effecten; da findet man bei den wohlhabendem ganze
Zimmer voll Kupfergeschirr, meist von Konstantinopel, grosse
Kessel, Waschbecken, grosse kupferne verzinnte P la tten , um
nach türkischer Weise die Speisen aufznsetzen. Manche b e wahren
Kleider aus reichem Goldhrocat noch aus den
Zeiten der Venetianer, manches Stück liegt h ie r, was durch
Seeräuherei und gestrandete Schiffe auf diese Insel gekommen
ist. Aber nicht blos dergleichen Habseligkeiten werden hier
aufbewahrt, sondern auch Vorräthe von Käse, B u tte r, Zieg
en h äu te , Oel, eingesalzene Oliven, Baumwolle u. s. w.,
nachdem alles in Masse herauf geschafft is t, holen es die
Weiber und Alädchen nach Bedarf h erab, denn je tz t noch
fürchten sie stets Ueberfälle und halten ih r Eigenthum nur in
der befestigten Stadt sicher. Sie haben da oben auch einige
kleine eiserne Kanonen, auf welche sie grosses Vertrauen
setzen. Nur der Erzbischof (Despotis) wohnt auf der Burg,
sonst sind alle Häuser unbewohnt, verschlossen und unbewacht;
man sollte mm glauben, dass die leicht zu eröffnenden Schlösser,
die dünnen Wände, schlechten Fensterläden Anlass gehen
würden, manches zu entwenden, doch findet das höchst selten
statt und kommt schnell an das Tageslicht.
An der Ostseite geht unter dem steilen Felsen ein ausgehauener
Gang in den Sandstein, er soll bis auf die Burg
führen.
Allein nicht blos die Burg war einst b e festigt, sondern
an der Nordseite gehen die alten, aus mächtigen Quadern
bestehenden äussern Befestigungswerke bis weit hinab an den
Abhang und trotzen in hohen Quadermauern noch je tzt.
Begiebt man sich von dem Ort Skyro nördlich durch die
sandige Ebene bis wo diese östlich einen Vorsprung ins Meer
macht, so findet man auf diesem einen viereckig behauenen
Felsenkoloss, in welchem man an allen Seiten eingehauene
Löcher fü r die einst angebauten Häuser sieht. Die Neuem
haben eine Ecke dieses viereckigen Felsens durchgehanen und
eine kleine Capelle daran gebaut, die nicht einmal, so klein
als sie is t, im Felsen steht. Auch an den Felsen am Meere
sieht man hier überall ausgehauene Plätze, wo Gebäude
standen.
Die Skyrioten behaupten, auf ih re r Insel seien früher
9 Ortschaften gewesen, je tz t nur Eine, die auch stets wegen
ih re r festen Lage der Hauptplatz war. F ü r ihn ist es gut
mul nicht g u t, dass er keinen Hafen, sondern nur eine grosse
offne Rhede hat , wo sich nur bei Westwind ein Schiff halten
kann; sie kommen daher auch nur h ie rh e r, um Wein einzunehmen
und dann so schnell als möglich nach dem am meisten
besuchten Hafen Linäri zn gehen.
Als Thesens zum Deukalion nach Kreta (Candia) gehen
wollte, wurde e r von den Winden nach der Insel Skyros
verschlagen. Die Skyrioten nalimen ihn glänzend auf, theils
wegen seines berühmten Geschlechts, theils wegen seiner
grossen T h a ten , aber Lykomedes, der damals die Insel beh
e rrsch te , stürzte ihn, als er ihm etwas von der Höhe der
Burg zeigen zu wollen vorgab, von dem steilen Felsen an der
Ostseite. Die Skyrioten erzählen, Lykomedes habe mit seinen
Leuten des Nachts, nach dem festlichen Mahle, seinen Gast-
freund überfallen und ermordet. Die Athenienser erhielten
später den Götterspruch, die Gebeine des Theseus zu holen,
und ihm einen herrlichen Tempel in Athen zu weihen, der
bis je tzt noch wohl erhalten blieb. Kimon, Miltiades Sohn,
fand die Gebeine des Theseus auf, rächte seinen T o d , indem
e r Skyros verwüstete, und brachte sie nach Athen. Pausan. I.
17. 6. III. 3. 6.
Die jetzigen Bewohner wissen recht wohl von der Ermordung
des Theseus, und ärgern sich noch heu te , dass diess auf
ih re r Insel vorgefallen is t, gleichwohl sind sie je tz t noch
schnell zu Gewaltthaten b e re it, wie folgender Vorfall beweist.
Die Pionniere hatten berauscht sich einige Ungezogenheiten
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