als jedocli Philokrates neue Iliilfstruppen von Athen gebracht
h a tte , ergaben sich die Bewohner der Stadt auf Gnade nnd
Ungnade. Da liessen die Athener alle, die männlichen Geschlechts
w aren, auf gut türkisch niederinctzeln, und führten
die Weiber und Kinder als Sclaven iiacli Attika. Mit jenem
Blutbade war die Blüthe der Insel vorüber, sie hat sich bis
je tz t nicht wieder e rh o lt, und es bestätigt sich auch hier,
dass mit der abnehmenden Bevölkerung und der damit verbundenen
geringem Cultur des Landes Unfruchtbarkeit eintritt.
Es wird diess bei der alten Stadt der Venetianer ia der Be-
sclireibung der Insel noch deutlicher werden.
Als Hellas Kraft gebrochen war, kam Milos unter die
Herrschaft der Römer, der griechischen Kaiser, 1207 durch
Marco Sanndo zum Fürstenthum Naxos, und wurde von Barbarossa
den Türken unterworfen, bis auch dieser Insel 1838 ein
neuer Stern aufgegangen ist.
Ausser jen e r Haiiptentvölkerung der Insel, welcher nie ein
Ersatz folgte, wirkte auch noch verderblich die seitdem zunehmende
unterirdische Hitze und damit verbundene Ausdor-
rung des darüber belindlicben Bodens, wie mehrere veilassne
Plätze beweisen, z. B. Palaeo Cliori ii. s. w'.
Es scheint jedoch Milo’s Prüfungszeit sich nun ihrem
Ende zu nähern und bald kann sie wieder blühend werden.
Alilo bat je tz t nur zwei bewohnte Ortschaften. Der Silz
der Behörden ist im sog. Kastro, auf der Spitze des höchsten
Berges, im nördlichen Theil der Insel. Die Häuser e rheben
sich übereinander, wie die Gesteinbänke, auf denen
sie erbaut sind, übereinander liegen; was von diesen Bänken
nun frei blieb, ist ungemein unreinlich und übelriechend, denn
im nntern Theil des Hauses sind die Behälter für das Rüsselvieh
und wird alles hingeworfen, was man los sein will. Dabei
ist man hier jedem Winde aiisgesetzt, der natürlich auf
diesem hohen, isolirten Punkte im verstärkten Maasse fühlbar
ist. Man hat meist Cisternenwasser, nur in Einem natürlichen
Behälter befindet sich warmes Wasser, was aber schnell e rkaltet
und dann voi'züglich gut zu trinken ist.
F ü r alles dieses entschädigt die stets frische L u ft, die
man auf dieser nicht unbedeutenden Höhe geniesst, man
schreibt ih r zu , dass viele Leute deshalb h ie r ein hohes Alte
r erreichen, bis nahe an 100 Jah r und auch wohl darüber.
Die Frauen stricken auch h ie r eine Menge Strümpfe, die
versendet werden. Es giebt gute Seeleute im Kastro. Matrosen
aus der Provence nannten diesen Platz Sixfours, well
er Aehnlichkeit durch seine hohe Lage mit einem Dorfe dieses
Namens in der Nähe von Toulon haben soll.
Der jetzige O rt, das sog. Kastro, nebst dem daran gehanten
kleinen Dorf Plaka wurde von den Venetianern gegründet.
Die ä lte ste , befestigte Stadt lag südwestlich auf einem
flachen Vorspriinge des Berges, auf welchem der jetzige Ort
erbaut is t, wie ich sogleich beschreiben werde.
Ausser diesem Orte ist noch ein Schatten von einer Stadt
auf dieser Insel, die alte Stadt (Palaeo Chora) genannt, in
welcher eine kleine Anzahl siecher Menschen leben; näheres
von ih r wird während der Bereisung der Insel gesagt werden.
Alterthümer auf Milos.
Von Alterthümern, welche den frühem Wohlstand der
Insel beweisen, ist noch folgendes vorhanden:
Südwestlich unter dem je tz t sogenannten Kastro befindet
sich ein kleiner Trachitbe rg, auf seiner ziemlich breiten Kuppe
steht eine verlassne, kleine Kirche des heil. Elias, sie ist
über dem Grunde eines Tempels erbaut. An ihrem Eingänge
stehen zwei graue, antike Granitsäulen, und einzelne Stücke
von solchen Säulen liegen auf der Kuppe herum. Diese Säulen
beweisen ein hohes Altertluim, sie sind wahrscheinlich
aus der Gegend von T ro ja , wo ich später ganz ähnliche und
die Brüche, aus denen sie gehauen wurden, sah.
Von diesem Hügel südlich und südöstlich finden sich Spuren
von zerstörten Gebäuden, Ziegelstücke und Scherben.
Geht man weiter südlich, so gelangt man an den Abhang und
findet ihn mit hohen, schwarzen Mauern aus grossen Qiiader-
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