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DIE NORD-SPORADEN.
S K I A T H O S .
A .m 8. Dec. 1834 gingen wir Morgens um 3 Uhr im Hafen
von Skiathos vor Anker. Bei Mondschein nahmen sich die
theatralisch übereinander liegenden weissen Häuser mit plattem
Dach recht freundlich aus, doch als wir in die Stadt kamen,
war ein Haus nicht viel mehr als 4 Wände, ohne Bequem-^
lichkeit.
Sehr zeitig erscliien am Ufer der Hafencapitain, ein ä ltlicher,
ernster Seemann, er führte mich mit dem Dollmetscher
in sein Haus und liess Caffee bereiten. Auch der Demoche-
ronte kam, ein freundlicher Mann, e r sprach gut französisch,
was er in Wien, wo er sich ein Jahr anfgehalten, gelernt
hatte. Endlich wies man uns Quartier an, das meiiiige lag
hoch am Berge, und hatte ein leidliches Zimmer.
Die alte Stadt S k i a t h o s lag schon hier und wurde, da
sie den Atlieniensern gehörte (welche damals die Oberherrschaft
über das Meer h a tten ), von Philippos zerstört. Noch
findet man zuweilen beim Bau neuer Häuser Alterthümer. Vor
einigen Jahren vvurde eine bronzene Statue gefunden und in
Syra an einen Engländer fü r 2000 spanische Thaler \erkanft.
Die in neuerer Zeit erbaute Stadt Skiathos liegt an der
Nordseite der Insel auf einem vorspiingenden F e lsen , sie wurde
za oft von den Seeräubern besucht und daher 1829 verlassen,
um so mehr, da dort gar kein, hier aber ein sehr vortrefflich
e r, grösser, sicherer Hafen mit gutem Ankergruiide ist.
hl der jetzigen Stadt wurden dieses Jahr gegen 40 neue
Wohnungen gebaut. Liebe und Vertrauen auf König OTTO
spricht sich überall aus, aber hier u n te r diesen rohem Inselbewohnern
ist es noch höher als anderswo anziischlagen; man
siedelt sich an, treibt wieder Ackerbau mul Schiffahrt, spricht
hoffnungsvoll von der Zukunft, die unter Seiner gerechten,
den Verhältnissen und Bedürfnissen des Landes angemessnen
Begierung kommen wird.
Die Bewohner der Insel sind meistentheils Seefahrer, bis-
Jier hielten sie wenig auf Kleidung und Nahrung, ihr einziges
Bestreben war Thaler zusammenznbringen mul etwa ein leichtes
Haus zu bauen, um doch zuweilen Eine feste Stätte zu
haben. Sie gehen meist in S e e , lassen Frau und Kinder zu
Hause und bekümmern sich um weiter nichts auf der Insei
als die Weinstöcke zu beschneiden uiul zu behacken, dann
wächst er ja von selbst, zur Weinlese aber kommen sie schon
einmal wieder nach Hause.
Trotz der sehr fruchtbaren Insel und den mancherlei Vortheilen
, die ihnen der herrliche Hafen und die QHarantaine
gewährt, sind die Einwohner im Allgemeinen sehr arm. Auch
die Kaufläden waren nicht zum besten b e ste llt, man bekam
nur Beis, Bohnen, kleine schlechte Kastanien, ziemlich schlechten
Wein, schlechten Stockfisch und Tabak, der um den nahen
Meerhusen von Volo in Menge erbaut wird und Buf hat,
obgleich er meist nicht so gut ist als er sein könnte.
Meine erste Sorge war Pfei’de zu bestellen, denn der
Himmel war noch klar und ich wünschte daher die Insel gleich
zu bereisen, aber nachdem der volle Tag angebrochen, e rhob
sich der Wind immer stä rk e r und wurde gegen 9 Uhr
zur wüthenden Buraska (heftiger Nordsturra) und ich dankte
G ott, dass wir glücklich angekommen waren und nicht dem
tobenden Element zum Spiel geworden oder in eine öde kalte
Bucht geworfen seien, um da uns zu langweilen und zu fasten.
Am 9 t e n . Heute wollte der Wind Alles ziisammenreis-
sen, Gnade Gott den Schiffen, welche je tz t in See sind, hier
wo so viele Klippen und die Küsten so nahe sind. Es fiel Schnee
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