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218 ANDRO.
mit, wir wandten uns nördlich durch ein kleines Dorf nach
dem etwa 1 Stunde von Porto Gawrio entfernten Dorfe Selo;
ehe man dahin gelangt, ist über dem Glimmerschiefer Urkalk
aufgelagert, iu welchem sich ein alter Bruch befindet, iu ihm
liegen noch einige grosse Werkstücke und ein roh behauener
Sarkophag ohne Deckel. Der Alarmor ist weiss, grobkörnig,
hat hin und wieder gelbliche Flecken; auf der nahen Höhe
sind Ueberreste eines alten Thurmes.
Wir zogen mm östlich vom Dorf am Abhange hin , im
Glimmerschiefer zeigt sicli eine unbedeutende Lage gemeiner
Asbest. Weiter nördlich, wo ein Weg nach dem Dorfe Selo
h erabgeht, finden sich mehrere und stärkere Asbestlagen; er
sieht zuweilen talkartig aus, schmilzt jedoch in strengem F eu e r
zu einem grünlichgelben Email. Tiefer herab nach dem Dorf
zu und nahe bei den ersten Häusern tr itt Serpentin hervor,
er enthält hin und wieder etwas zartfaserigen Asbest (Amiant).
Von Selo zogen wir gegen Nord west, man bemerkt unterwegs
an mehrern Stellen die Reste mächtiger Mauern aus
grossen Quaderstücken. Von der Höhe der mässig hohen
Berge sieht man auf einem Felsen am Meere einen Thurm,
der venetianisch zu sein scheint, dabei ist ein Hafen is ton
Pyrgo (bei dem Thurm). Die Leute träumen dort von verborgnem
Gehle.
Das Fallen des Glimmerschiefers ist bisher immer flach
in West, hier im Norden wendet es sich wie der Abfall des
Gebirges in Nord, Das Land wird flach hügelig, ist mit Erde
bedeckt und endet in einer flachen Küste. Das nahe karysti-
sche Gebirg begrenzt nördlich den Horizont,
Immer noch wüthete fürchterlicher N.O, Sturm; es war
beschwerlich zu reiten und zu gehen. Ich zog nun östlich
quer durch die Insel, wir fanden wieder antike Mauerreste,
an einem der höhern Berge zeigen sich an dessen felsiger
Kuppe mehrere grössere und kleinere Höhlungen, welche
durch Auswitterung und Auswaschung unausgeblldeteii Ge-
hirgsgestelnes entstanden sind. Von da wandte ich mich wieder
in den Süden der Insel, wir zogen ganz nahe bei Porto
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Gawrio vorbei, auf der Höhe fo r t, ich entliess daher h ie r
meinen F ü h re r, weil er mehr von der Insel sprach, als
wusste.
Wir nahmen die Richtung nach dem grossen Kloster zu,
unterwegs zeigen sich zweimal schwarze, eisenschüssige Einlagerungen,
sie bestehen aus Quarzmasse mit Rotheisenstein
und schwai'zem Manganhyperoxyd durchwachsen.
Dieses Kloster war ursprünglich ein venetianer Schloss.
Alaii kommt aus dem fre ie n , offenen, mit Platten belegten
Vorplatz in einen kleinen Hofraum, 4 h ohe, schmale, anstatt
Säulen aufgerichtete, grüne Glimmerschieferstücke tragen ein
Weinrehendach. Die Wohnungen der Geistlichen sind alle in
Einer Masse ü b e r- und nebeneinander gebaut, es ist finster
dariim und dumpf; erst auf der zu obei'st befindlichen P la ttform
athmet man wieder frische Luft und hat von hier eine
weite, aber öde Aussicht. Die Geistlichen waren sehr ärmlich
gekleidet, ihr Abt (Igumenos), dem ich zuerst meinen
Besuch abstattete, bewillkommte mich mit Süssem (Glüko) und
Raki und b a t, da es eben Mittag war, hier zu speisen, aber
das Zimmer war dunkel und eingeschlossiie Luft dariim, überdiess
hatten sie grade F a sten z e it, ich bat ihn daher mir zu
erlauben, mein Mahl auf dem offneii Vorplatz, wo frisches
Wasser quoll, bereiten zu lassen. Gern bewilligte er es; da
war es freundlich, wir hatten Ueberwind vor dem Sturme;
es wurde das nöthige Holz und Wein gebracht, weiter bedurften
wir ja nichts. Bald kamen der Abt und die Geistlichen
zu uns auf den Vorplatz, wo Bänke waren, und freuten
sich über unser Leben im Freien, Als ich mein einfach Mahl
verzehrt h a tte , hat der Abt mich zu ihm zu setzen, und liess
ein Gläschen trefflichen W^eiii herumwandern. Wir schieden
freundlich und wurden ernstlich eingeladen auf der Rückreise
hei ihnen wieder einzusprechen.
Vom Kloster wandte ich mich südlich nach Palaeopolis,
der Weg dahin ist sehr beschwerlich, eng und klippig. Immer
zeigt sich Glimmerschiefer.
M t !