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330 xVMORGO.
Ich erwähnte, dass der Felsen steil wie eine Wand, zum
Theil überhängend is t, es stürzen daher oft Stücke auf das
Kloster; P fe rd e , die Vorrath in’s Kloster brachten, wurden
erschlagen, aber noch nie einer der Geistlichen beschädigt.
Vor dem Eingänge des Klosters steht eine kleine Nische mit
dem Bild der heiligen Mutter Gottes und wahrscheinlich in
dieser Nacht war ein Felsenstück herabgestürzt und hatte das
Gewölbe der Nische zerschlagen, aber glücklicherweise das
Bild nur wenig beschädigt.
Das Kloster ist nur im Sommer bewohnt, der Geistliche,
der mich hie rhe r zu kommen eingeladen h a tte , schloss es auf.
Eine hölzerne T rep p e , die leicht weggenommen werden
k an n , fü h rt von der schmalen Nordostseite hinauf zu einer
ganz kleinen, engen T h ü re , deren Thürstöcke von Marmor,
mit venetianer Bildhauerwerk geziert sind.
Von hier gelangt man im untern Geschoss zu schmalen
Vorrathskammera, oft kaum 1 Lr. b re it, die andere Seite
begrenzt der unbehauene Felsen. Hier wurden Erbsen, gesalzne
Oliven, Johannisbrod, in kleinen, aber guten Schoten,
in Fässe rn, Mehl in grossen Krügen, Wein u. s. w. aufbewahrt.
In dem darüber befindlichen Raum sind mehrere kleine
Gemächer, das Speisezimmer, Küche, Cisterne, denn anderes
Wasser giebt es hier nicht. Das Kloster ist vom König Alexius
Komnenus, der 1203 zu Trapezunt leb te , begründet, sein
Bildniss wird noch hier vorgezeigt.
Der Geistliche trug Honig auf, trockne F rüchte und edlen
Wein, stimmte eine Hymne an dem König zu Ehren, wir
sangen mit und liessen dann in diesem Felsenkloster ein L e behoch
erschallen.
Amorgos träg t folgende seltnere Gewächse:
Die beiden interessantesten Pflanzen von Amorgo wachsen
auf und an den steilen Kalkfelsen bei dem eben beschriebenen
Kloster, nämlich:
R occella TixcTORiA, d i i e F l e c h t e , welche in grauen, ein
Paar Zoll langen, fadenförmigen Büscheln an den dortigen
Kalkklippen und auch auf denen des nahen Nikouria wächst;
sie wurde sonst auf Amorgo b en u tz t, um schön roth damit
zu färben, die hier gefertigten Zeuge nannte man ungefärbt
und gefärbt Amorgis und schätzte besonders die letztem sehr.
Alan verkaufte sonst Einen Centner dieser Flechte nach
Alexandrien und England für 10 Collonati und brauchte sie
zur Bereitung des Lakmus, bis sie in späterer Zeit durch die
wohlfeilere Lecanora tartarea verdrängt wurde.
O r ig a n um T o u r n e f o r t i i fl. Es wächst zwischen jenen
Kalkfelsen, wurde zuerst von Tournefort als dem 0 . Dictamni
ähnlich aiifgefunden und in dessen Werke S. 91 abgebildet
und beschrieben und später ihm zu Ehren benannt.
, Sibthorp fü h rt noch als seltnere Gewächse, die sich hier
finden, an: A n a cy c lu s c r e t ic u s © und I I e l io t r o p iu m s u p i -
NUM 0 .
An Thieren ist nichts besonderes zu bemerken. In den
Kalkfelsen des nordöstlichen Theiles der Insel nisten, wie gewöhnlich,
wilde Tauben und hin und wieder giebt es Felsenhühner.
Am Abhange der Südseite fand ich eine kleine Erix
turcica, sie lag matt von der kühlen Witterung im Sonnenschein,
N I K O U R I A .
Ist ein nicht hoch über das Meer sich erhebender Kalkfelsen,
nahe an der Nordseite der Insel Amorgos, Es finden
sich auf ihm nur eine Heerde Ziegen, viele Felsenhühner und
ein Paar seltnere Pflanzen, welche Tournefort S. 88. abgebildet
und beschrieben h a t, nämlich: A s pa r a g u s c r e t ic u s
fruticosus, crassioribus et brevioribus aculéis, maguo fructu.
F e rn e r A p ium graecura saxatile, Critlimi folio.
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