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hohen Bergen nur gegen 2000 Stück. Schafe hat man wenig.
Pferde und Hornvieh sind auch zu wenig vorhanden.
Von wild lebenden Thieren weiss ich nichts besonderes
aufzuführen. Im Sept. a. S t., wo ich mich auf der Insel befand,
schwärmten häufig kleine Schaaren Merops Apiaster
(der persische Bienenfresser) in der Luft herum, man liört
diesen schönen Vogel gewöhnlich durch seinen eigenthümlichen
schrillenden Ton, eher als man ihn sieht. Sie schwebten hier
meist hoch in der Luft dem Wind entgegen, weil vom höhern
Gebirg die Bienen, ihr Lieblingsfutter, herab in den fruchtbaren
Theil der Insel kommen und umgekehrt in’s Gebirg nach
Honig fliegen. Um daher zum Schuss zu kommen, muss man
sich eines eignen Jägermittels bedienen: so bald man sie nämlich
hört und heranziehend gewahr wird, nimmt man schnell
vom Boden eine Hand voll Erde oder kleine Steine und wirft
sie in die Höh. Werden diess die Bienenfresser gewahr, so
halten sie es für Insecten und senken sich daher schnell tie fe
r herab, dann schweben sie ein Paar mal näher herum, man
muss nun den Schuss anbringen; denn sie entfernen sich bald
und kommen nicht wieder, selbst wenn man je tz t Bienen in
die Luft würfe.
Herodot L. 3. c. 58. giebt in seinen Nachrichten über
Siphnos an, dass in ih re r Stadt auf dem mit parischem Stein
belegten Marktplatze ein Prytaneion (Versammlungshaus der
obersten Behörden und verdienstvollsten Männer) ebenfalls
von parischem Marmor erbaut sei. Die Ueberreste eines altgriechischen
Ortes am Porto Plati Gallo, im südlichen Theil
der Insel werde ich in der Folge besuchen. Heut zu Tage
giebt es 2 Ortschaften auf der Insel. Das Kastron oder Serail;
es liegt an der Ostküste auf einem am Strande sich über
das Meer erhebenden, sonst stark befestigten, felsigen Berge.
Da wohnt der Gouverneur und ist die Verwaltung der Insel.
Weiter in der Mitte der Insel liegt der zweite Ort, der
aus 3 oder 4 an den Abhängen und auf den Anhöhen an
einander gebauten Dörfern, von denen das namhafteste Stawrl
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h e isst, in diesem ist ein sog. Kaffeehaus und ein Paar
Kaufläden.
Es war bisher auf dieser Insel gebräuchJich, dass viele
Personen von hier aus in die Türkei gingen , sich dort
etwas zu erübrigen suchten, bis sie glaubten, davon in ihrer
Heimath leben zu können, dann kamen sie zurück und sitzen
täglich in ihrem Elysion, dem Kaffeehaus, da wird im tü r kischen
Kaftan der lauge Tag mit Tabakrauchen, Kaffeetrinken,
Karte spielen, politisiren hingebracht. Als ich das erste mal
bei dem Kaffeehaus vorüberging, und den vor demselben
Sitzenden mit der Hand einen Gniss zugewinkt h a tte , erhob
sich ein H e rr im Kaftan, mit freundlichem, wohlwollendem
Gesicht, redete mich gebrochen französisch an, und bat dringend,
ihm doch die Ehre zu erweisen, eine Erfrischung zu
nehmen, ehe ich weiterzöge. Sogleich kam Kaffee und eine
brennende Pfeife. Ich danke, trinke nicht diess erschlaffende
Gift. Schnell wurde Raki gebracht. Auch diess abstumpfende
Gift trink ich nicht. Man brachte Limonade. Mich friert,
wenn icli sie sehe. Ich dankte fü r alles und wollte gehen,'
wurde aber nun umringt und von allen Seiten bestürmt, doch
etwas zu nennen, was ich annehmen wolle, so dürfe ich nicht
Weggehen. „Nun so bringt Wein.” Es lief ein Kaffeepage,
und schnell wurde ein schönes Krystallglas voll rothen Wein
gebracht, doch war das Glas be sse r, als der zwar starke,
aber saure M^ein. Ich trank auf der Insel Wohlfarth. Man
machte mich aufmerksam, die Sonne brenne noch he ftig , der
Wein werde mich erhitzen, da schertzte ich : wenn icli innen
heisser sei als aussen, so könne ich die Hitze besser aushai-
ten. Dieses Axiom gefiel, man bat nur noch um einen Maasstab,
ich meinte: täglich so viel Pokale als Grad Hitze seien.
Die Karten waren hingeworfen, der Kaffee vergessen, und
alle hörten z u , als ich von dem Fürsten sp ra ch , der je tz t
Griecheiilaiid behütet, und von der Zukunft goldnem Bild, zu
dem Derselbe führen werde. So verschwisterteu sich schnell
Gastlichkeit, Wohlwollen und Neugier etwas zu hören, und sie
wollten n icht, dass ich weiter eile zu ernstem Dingen, und
Zweiter Theil. g
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