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50 Fuss hoch an den Felsen von Nio liinanfschlng, sie mit
Bimssteinbrocken bedeckte imd die Sträucher abriss. Das Meer
drang mehr als 350 Scliritt weit in die Insel Sikino. Zwei
grosse Schiffe und eine Alenge Barken wurden durch die
plötzlich heranstürzende Wasserflnth bei ruliigem W e tte r auf
den Strand geworfen und zertrümmert. In Naxos fanden sehr
heftige Erderschüttenmgen statt.
In Santorino wurde natürlich, weil es nahe war, eine
kleinere Wassermasse auf den Strand getrieben, sie verwüstete
jedoch über 300 Morgen Landes und indem sie das an die
beiden Seiten des Gebirges*) angrenzende Erdreich wegriss,
spülte sic zwei alte Ortschaften**) fre i, die früher durch vulkanischen
Ausbruch überdeckt worden waren.
Die Einwohner von Santorino verliessen ihre Häuser und
verbargen sich in Höhlen. Die griechische Geistlichkeit beschloss
sicli von den Franken zu trennen nnd sich nach dera
entgegengesetzten Ende der Insel zu begeben, ihnen folgten
die meisten der Einwoliner. Aber unterwegs wurden sie von
Donner und Blitz und Schrecknissen umgeben, ohne dass den
folgenden Einwohnern etwas geschah und als sie an die Kapelle
Ajia Marina kamen, schlug der Blitz vor ihnen einen
Fels entzwei und sie erblindeten mit brennendem Schmerz.
Als sie nun ziirückkehren mussten, war es g u t, dass die Franken,
im Vertrauen au f Gottes Allmacht, der sie in keinem
Winkel de r Erde zu entfliehen vermöchten, zurückgeblieben
waren, denn sie fanden durch sie , die Gott gesund erhalten
h a tte , alle mögliche Hülfe und Beistand, so dass sie nach einigen
Tagen wieder hergestellt wurden.
Es gingen bei diesem vulkanischen Ausbruche durch die
erstickenden Schwefeldämpfe mehr als 50 Personen und über
1000 Thiere zu Grunde. Alles Gold und Silber wurde, selbst
wo es gut verwahrt war, schwarz.
*) Also zu beiden Seiten des Kalkgebirges, wo es dem Meer am
nächsten is t , der Stephansberg.
**) Folglich der frühem Insel Kalliste oder Th era, welche durch
die Ausbrüche des grossen Kraters verschüttet worden war.
Neun Matrosen kamen mit Getreide in zwei Fahrzeugen
von Amorgo dem Schiinid zu n ahe, d. h. wahrscheinlicli
trieb der Wind die Hitze und die Schwefeldämpfe nach der
S e ite , wo sie sich befanden, sie wurden gebraten 3 Tage
nachher in ihren den Wellen preisgegebenen Fahrzeugen gefunden
und in Nio begraben.
So weit der Bericht des P a te r Richard.
Neo-Kamméni wird im Jalire 1707 emporgelioben.
Der letzte Ausbruch bis zu den heutigen Tagen (1840)
fand 1707 statt. E s erschien zwischen Mikro - Kamméni nnd
H ie ra , doch zunächst der erstem eine neue Insel, mit einem
grössern K ra te r, wie diese hatte. Sie wurde Neo-Kamméni
genannt.
Am genauesten sind die nähern Umstände in der Konstan-
tiuopolitaner Zeitung von jenem Jahre angegeben;
Im Jahr 1707 den 23. Mai hei Sonnenaufgang sah man
von Skaros eine neue Insel zwischen der kleinen und der alten
Kamméni. Sie hatte sich während der Nacht ruhig emporgehoben.
Hephästos kann auch ohne Toben wirken, doch
lange dauert seine Ruhe n icht, mit Wuth und Ungestüm
b richt e r sein Stillschweigen.
Es ruderten sogleich einige Santoriner dahin. Sie fanden
eine weisse, weiche Masse, die sie weissem, frischem Brod
verglichen, an ihr sassen eine Menge frische Austern, die
sonst im Hafen von Santorino ganz unbekannt sind und sich
auch in der Nähe der Insel selten finden. Sie waren sehr
darüber vergnügt und eben beschäftigt ihr Boot damit anzufüllen,
da fühlten s ie , dass sich das Eyland unter ihnen bewegte,
sprangen daher schnell in ih r Boot und ruderten weg,
das weisse Eyland hob sich wirklich und stieg binnen einigen
Tagen bis zu 20 Fuss hoch über das Wasser und hatte gegen
40 Fuss Breite.
Diese weisse Masse, die so ruhig auf der Oberfläche des
Meeres erschien, scheint Bimsstein, mit der bei frühem Aus