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C H I L I O D R O MI A .
W i r landeten in einer Bucht an der Südseite von Chiliodromia,
man sieht von hier im Hintergründe zwischen öden Felsen,
auf der Spitze eines Berges, wie eine F e s te den einzigen Ort
der Insel; sie haben sich da oben auf einer der günstigsten
Stellen der Insel angebaut, wegen der das ägäische Meer
noch je tz t beunruhigenden Seeräuber, obgleich sie selbst vor
wenig Jahren noch dasselbe Gewerbe trieben.
Zu unte rst am Strande zeigt sich gelblich-grauer, glimm-
ri"--kalkiger Sandstein, er ist zuweilen mit kleinen Quarzadern
durchsetzt, dick geschichtet und fällt in Ost; über ihm
lie<^t mächtig Thonschiefer und zu oberst weisser, krystallinisch
feinkörniger Kalkstein, auf dessen Felsen der Ort liegt.
Das Dorf Cliilidromi.
Es b e steh t, wie gewöhnlich, aus leichten, unordentlich
untereinander gebauten H äu se rn , zwischen w elchen enge,
krumme, unreinliche Gässchen durchführen. Der Ort ist mit
einer Mauer umgeben, auf welche meist Häuser gebaut sind
und kann mit einem hölzernen Thor geschlossen werden. An
der Nord- und Westseite gehen steile Felsen herab und auch
die Südseite ist nicht leicht zugänglich. An der Ostseite aber
ist etwas Raum unter der Mauer und von h ie r, wo das T h o r ist,
de r erste Angriff zu erwarten. Au der Ostseite ausserhalb
der Mauer sind in der letzten Zeit noch Häuser erbaut worden.
in einem derselben wurde ich einquartiert. Dem Orte fehlt
ein Hauptgegenstaiid, ein sog. Caffeehaus. Es wohnen in allem
zusammen ungefähr 50 Familien im Ort und in den östlich
dabei befindlichen Häusern. Die Leute waren meist sehr blass,
haben viel und rabenschwarzes H a a r, es war unter dem weiblichen
Geschlecht kaum Eine hübsche Physiognomie zu sehen.
An der Ostseite, hinter den ausserhalb erbauten Häusern
geht es einen steilen Abhang hinab, an seinem Fusse befinden
sich ein Paar antike Brunnen, von h ie r muss alles Wasser
gebracht werden, der Ort selbst hat keins und was der F eind
zuerst in Beschlag nimmt, ist das Wasser.
Nördlich vom Ort steht eine Windmühle, nahe hei dieser
finden sich in oder auf dem Thoiischiefer (was nur durch
Schürfen ausgemittelt werden kann) einzelne Lagen feinkörniges
Conglomérat, in welchem hin und wieder auch etwas grössere
an den Ecken nur wenig gerundete kieselige Gesteinstückchen
liegen; das Ganze besteht aus einer durch Eisenoxyd
bramiròth gefärbten thonigen Grundmasse, welche kleine
weisse Qiiarzpuukte und hin und wieder ein wenig Magneteisenstein
en th ä lt, man benutzt diess Gestein wie Srnirgel und
nemit es Smirigli, obgleich es kein Srnirgel ist; es ist dem von
Naxos nur in der Farbe etwas ähnlich.
Von dem Orte aus östlich kommt man gegen N. O. zuerst
über Thonschiefer, der verschiedenes Fallen zeigt, dann folgt
eine kleine Kalkmergelaiiflagerung, welche mit dichtem Kalk
bedeckt is t, südlich längs dem Wege sind die Abhänge T e rrassenweise
mit Wdnstöcken bepflanzt, hin und wieder steht
eine kleine Gruppe Olivenbäume, dieser Theil der Insel, vom
Meere aus gesehen, ist nur ein grösser Weinberg zu nennen.
Die Braunkohlen auf Chiliodromia.
Nach einer Stunde senkt sich der Weg nördlich an das
Meer hinab und man kommt an einem mit Kiefern dicht bewaldeten
Abhange über eine kleine Anhöhe, auf welcher die
Seitenmauern eines, zu einem kleinen verlassnen Kloster ge-
Zweiter Theil. 3