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Ophi tes, altgr. Ophi tis, ngr.
Von dieser Chroraeisensteinniere mit dem Rhodochrom
kommt man nordwestlich in ein kleines T h a l, wo die gneiss-
artigen Glimmerschieferfelsen so ausgefressen erscheinen, wie
bei Palaeopolis. Weiter bergauf tr itt wieder Serpentin he rvor,
welchen die Alten auf der Nordseite dieses Berges in
einem kleinen Steinbrucb gewonnen haben, es ist diess die
einzige Stelle in Grieclienland, wo sie auf Serpentin arbeiteten.
Hier bricht der so lange verschollen gebliebene Ophites
(o(pirr}g) der Alten.
Der lie fe re , einbrechende ist lanchgrüner, edler Serpentin
mit schwärzlichgrünem verwachsen, der obere zeigt eine
schwärzlicbgrüne Grundmasse, welche mit mannigfaltig gewundenen,
apfelgrünen Adern, die auch zuweilen eckige Partien
der Grundmasse umscbliessen, durchwachsen is t, dieser hat
allerdings grosse Aehnlichkeit mit der marmorirten Haut einiger
Vipernarten. Die dunklere Alasse besonders der marmorirten
Varietät ist reichlich mit Pünktchen Magneteisenstein durchwachsen,
so dass sie den Magnet lebhaft beunruhigen.
Dieser Serpentin war es, welchen die Alten als Ophites
so sehr rühmten und schätzten. E r ist zwar, wie überall in
Griechenland, auch in diesem Bruche häufig zerklüftet, man
kann jedoch hier ganze, gesunde Stücke gewinnen von mehr
als 1 Fuss Durchmesser, um kleine Vasen u. s. w. daraus zu
verfertigen, wenn man aber die Klüfte einzulassen versteht,
so lassen sich auch Stücke zu grossen Vasen, Säulen n. s. w.
aushauen. Am Strande soll je tz t noch eine ein Paar Lr. lange
Säule liegen.
E r ist leicht zu bearbeiten, lässt sich mit dem Messer
schneiden und nimmt schöne Politur an.
An diesem Abhang ist mau Tinos nahe gegenüber und
sieht hier die kleine, etwa 1 Seemeile betragende Meerenge,
die beide Inseln trennt. An der Seite von Andros fallen die
Schichten gegen Süden, in Tinos gegen Norden und bildeten
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so das grösste Thal von W. nach O., wie sich deren im südlichen
Theil von Andros noch 2 bedeutende wiederholen, dieses
Thal war jedoch so tie f, dass das Meer darüber tra t und
das Land in zwei Inseln getrennt wurde, wahrscheinlich trug
die Erhebung der auf diesem Ende von Tinos befindlichen
Serpentinmassen das meiste dazu bei.
Ich habe schon bei der Beschreibung von Andros bemerkt,
dass das dortige Glimmerschiefergebirg oberhalb thoniger wird
lind sich einem glimmerigen Thonschiefer nähert. An der
Nordküste von Tinos soll sich ein schwarzer Schiefer mit
Schwefelkrystallen finden, die fü r Gold gehalten werden, man
hält daher diese Stelle geheim, damit man wenigstens in der
Idee und sicher aufbewahrt Gold besitze.
Das interessanteste is t, dass in dieser Meerenge, jedoch
näher an der Insel T in o s, sich eine kleine Insel befindet, auf
welcher, wie ich bereits S, 214 erwähnte, sehr g ute , feste
Glimmerschieferplatten gebrochen und in Menge nach Athen
11. s. w. verfahren werden, wo sie mit Recht sehr geschätzt
sind. Die Schichtung fällt auf dieser kleinen Insel flach in
West. Zwischen dem Glimmer dieser Platten findet man häufig
etwas Schwefelkies zart verwachsen.
Ich begab mich zurück nach Oxomeria und liess zum
zweiten Male mehrere Personen ziisammenberufen, welche die
Umgegend am genauesten kannten, um sie nochmals nach dem
Bleiglanz zu fragen, von welchem im Bericht des Oberst B.
de St. V. gesagt w ird : es gäbe bei Oxomeria im Schiefergebirg
Gänge cubischen Bleiglanz, die den Stücken nach zu urthei-
len reich se ien , aber niemand wollte die Lagerstätte anzeigen.
D e r, welcher jene Stückchen Bleiglanz übergeben h a tte , war
je tz t mit einem Schiffe in Smyrna. Es könnte sich wohl hier
wie in Serpho und in Siphno ein wenig Bleiglanz gefunden
haben, aber gewiss anch eben so unbedeutend. Wo die F e lsen
bloss zu Tage stehen, ist nirgends eine Lagerstätte Zusehen
und alle Abhänge, mo nur ein wenig Erde is t, sind mit
Terrassen überdeckt.
Der Glimmerschiefer bei Oxomeria, der im Allgemeinen j I.'.'iD'' I'I
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