wenn solche städtisch gekleidete Damen die Kühe oder einige
Ziegen anstreiben. Die hiesigen Alädchen nimmt man gern in
Dienst (auch die von Z e a ), so wie vorzugsweise Hydriotinnen
zu Ammen. Sie sind ordentlich, reinlich, geschickt und re ch tlich.
Die Männer sind auf dem Lande meist griechisch - tü rkisch
gekleidet, doch sieht man auch sehr viele in Pantaloii
mit Hut.
Die Dörfer liaheii in ihrer Bauart überall einen italienischen
Charakter; in den meisten sind katholische, in der Regel
grosse und geräumige Kirchen.
Tinos wird von Andros durch einen nur 1 ital. Meile breiten
Canal g e tren n t, der für grössere Schiffe schwer zu passiren ist.
Diese Insel hat zwei namhafte Häfen, die aber beide nicht
vor allen Winden geschützt sind; am besuchtesten ist der an
der S.W. Seite, S a n N i c o l o , bei der Stadt. Es soll jedoch
auch in dem an der nordöstlichsten Spitze der Insel, P o r t o
P a n o rmo , viel Verkehr, besonders von und für die Levante
statt finden.
Keine der Inseln ist so mit Terrassen überdeckt wie diese,
dabei hat sie meist hinreichende Erdbedeckung, und man sieht
daher vom Thale an bis zur Höhe der mässig hohen Berge
Terrassen über Terra ssen , wenn auch der Abhang oft sehr
steil is t, was den Fleiss der Einwohner beweist. Sie erbauen
Gerste für das ganze J a h r, Korn fü r 3 bis 4 Monate, viel
Bohnen; man soll Kichererbsen unter das Mehl mengen. Die
Oliven werden meist eingesalzen.
Der Boden ist im Allgemeinen nicht besonders fruchtbar,
nur einige ebene Plätze und feuchte Thäler sind es; die
Fruchtbarkeit von Tinos wird hauptsächlich durch das Glimmerschiefergebirg
bedingt; wo zersetzter Gneiss oder gar
Granit au ftritt, wird sie geringer oder hört wohl gar anf.
Andros hat keinen Granit und daher auch mehr fruchtbares
Land mul besser bewässerte Ebenen. Man rechnet Tinos 60
italienische Meilen im Umfange, Andros 80.
Die hier gezogenen rothen Weine, besonders der süsse
Muscat, sind berühmt. Man gewinnt viel, jedoch etwas grobe
Seide (sonst 2 bis 3000 Okka, Andros 6000 Okka, die meist
nach Scio ansgeführt wurden). Ueherall bietet man je tz t in
den Dörfern gestrickte seidene Handschuh und Strümpfe zum
Verkauf und eine Menge davon werden ansgeführt.
Bienen hält man ziemlich viel und erhält Wachs und
Honig von guter Qualität. Anch hat man einige Schafheerden;
ihre Wolle aber wird, so wie die hier erbaute Baumwolle,
auf der Insel selbst verbraucht.
Der geognostische Bau der Insel ist folgender: in der
südlichen Hälfte bildet Granit den Kein der Insel, er ist zur
höchsten Kuppe der Insel, Xo Bo u r g o (577 Metres über d.
M.), gehoben, seine Ränder umgiebt Gneiss, der in der Nähe,
besonders an der östlichen und südlichen Seite, sehr verwitte
rt an steh t, auf diesem liegt Glimmerschiefer, welcher sich
iängs der Westküste hinzieht und den nördlichen und nordöstlichen
Theil der Insel einnimmt. E r führt besonders an
der Westküste bedeutende Marmorlager, über welche ich sogleich
das wichtigste anführen werde. Aiisserdem enthält das
Glimmerschiefergebirg noch Hornblendelager und reichlich mit
Epidot durchwachsene Schichten, andre enthalten viel rundliche
Granaten.
Ganz im Norden der Insel hebt sich mächtig Serpentin,
er kommt an einer Stelle von der edelsten Art vo r, als der
wahre Ophites der Alten, an einer ändern Stelle bricht in
ihm Chromeisenstein ein. Im Süden der Insel tr itt nochmals
ebenfalls nahe am Meere Serpentin anf. Hier ist er aber
ziemlich h a r t, mit viel Magneteisensteinkörnchen au fs feinste
verwachsen, und zieht die Magnetnadel stärker an wie
voriger.
Der Marmor auf Tino.
Der Marmor, der hier gebrochen wird, besonders zu
Pyrgos, Isternia, Kardiani u. s. w ., bietet einen Hanptans-
fuhrartikel. E r ist feinkörnig, entweder ganz weiss oder weiss
mit bläulichgraiien Streifen oder Wolken durchzogen, den man
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