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S E R P H O .
( S e r ip h o s ) .
D i e s e Insel würde, wenn heiit zu Tage noch Beinamen ge-
bräuchlich wären, d i e E i s e r n e genannt werden, solch eine
ungeheure Masse von Eisenerzen verschiedener Art hat die
Natur hier niedergelegt, als einen Schatz, den die Alten nicht
erschöpfen konnten und die Neuern Jahrhunderte hindurch
nicht erschöpfen werden.
Strabo sagt wunderlicher Weise nichts von den grossen
Eisen-Bauen der Alten, ihm war die Mythe lieber, er schreibt:
B. X. S. 487. „Seriphos ist das Eyland, woselbst, Menn wir
„ d e r Fabel Glauben heimessen dürfen, Diktes in seinem Fischcr-
,, netze (ngr. dictya Fischernetze) das Kästchen heraiiszog, in
„welchem Perseus und seine Mutter Danae eingeschlossen waren,
„ d ie Akrisius, der Vater der Danae, ins Meer zu werfen be-
, , fohlen hatte. (Das lieisst wohl: hier landete der Nachen,
„ in welchem Danae mit ihrem Kinde ausgesetzt waren.) Dieses
„Eyland war e s, welches den Perseus gross gezogen und auf
„welchem dieser Held durch Vorhaltung des Aledusenhanptes
„ a lle mit einander zu Steinen verwandelte, nm sich an den
„Einwohnern derselben zu rächen, welche ihrem Könige Po-
„lydektes beistanden, der sich der Danae gegen ihren Willen
„zum Gemahl hatte aufdringen wollen. — Es ist diess aber
„ e in e F ab e l, die man aus Scherz von diesem Eyland erson-
„n en h a t, weil es so gar voller Felsen ist.“
SERPHO. 107
Pansanias erwähnt dieser Insel, weil sie keine Tempel
und Standbilder h a tte , nur an einer Stelle: I. 22. 6. „ Z u r
„Linken der Propyläen (zu Athen) ist eine Capelle mit Gemäl-
„ d e n , unter welchen auch Perseus dargestellt is t, Avie er
„n a ch Seriphos kommt, dem Polydektes das Haupt der Me-
„dnsa bringend.“
Serpho diente den Römern als Verbaniningsort. Es ist
eine der weniger culturfähigen Inseln der Kykladen, die ungleich
mehr Felsen als fruchtbaren Boden h a t, aber dennoch
könnte auch sie zehnfach mehr Bewohner ernähren und diess
noch p o tenzirt, wenn einst der Reichthum ihrer Berge mit gehöriger
Umsicht ausgebeutet werden wird.
Die Insel hat an ih re r Südseite einen grossen guten Hafen
, in welchem auch wir landeten. Zunächst an dem Hafen
ist eine kleine mit Garten und Weinpflaiiznngen bebaute Ebene,
über welcher nördlich auf einem ziemlich hohen Berge die
je tz ig e , sogenannte S tad t, zurückgezogen und schwer zugänglich,
erbaut is t, wie es an den Küsten gewöhnlich stattfindet,
um vor Ueberfällen der Piraten gesichert zu sein. Man braucht
vom Hafen ziemlich eine Stunde, um hinauf zu kommen;
von der Stadt nordwestlich zieht sich ein schmaler Felsrücken
nach dem damit zusammenhängenden felsigen Berge, an dessen
steilem Abhange der Weg ins Innere der Insel fü h rt, auf
dem Felsrücken zwischen beiden Bergen stehen eine Reihe
Windmühlen, denen es an Wind nicht fehlt. Die Stadt selbst
is t, wie gewöhnlich, am steilen Abhange über und unter einander
gebaut, ihre Häuser mit flachen Dächern sind in der
Fe rn e malerisch, nicht so in der Nähe. Es finden sich noch
Ueberbleibsel eines alten festen Schlosses.
Die Eiinvohner sind etwas ro h , und wollen nicht viel von
bürgerlicher Ordnung wissen, ih r Democheronte, der ein wenig
italienische Bildung h a tte , klagte selbst sehr über sie.
Man findet sehr wenig Getreidefelder auf der Insel. Meist
wird Wein erbaut, aber grösstentheils als Weinti'auben abgeh
o lt; kleine Fahrzeuge damit beladen führen sie zum Verkauf
nach S y ra , Hydra ii. s. w. Diess ist fast ih r einziger Erwerb.
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