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Theil derselben überschritten bat , eine bedeutende Vertiefung,
in welcher sich zwar bei Regenwetter Wasser sammelt, aber
im Sommer austrocknet; etwa 120 Schritte weiter nordöstlich
gelangt man zn einem Wasserbehälter von etwa 10
Schritt im Durchmesser, er ist zum Theil mit F e lsen , zum
Theil mit altem Mauerwerk umgeben. ln ihm sammelt sich
g u te s, trinkbares Wasser; dieser Behälter sollte gereinigt
werden. Dieses ist jedenfalls die Quelle I n o p o s ; denn auf
der ganzen Insel sammelt sich, ausser bei liegenw etter, nirgends
Wasser und bleibt trinkbar stehen.
Plin. Hist. nat. lib. 2. cap. 101 behauptet, dass diese Quelle
gleich wie der Nil und zugleich mit ihm wachse und abiiehme.
Strabo schreibt, auf Delos sei ein Fluss, der Inopos, der
freilich nicht gross sein könne, da das ganze Eiland klein
sei. Die jetzigen Mykoner nehmen es nicht so genau mit der
Geographie, wie die Alten, sie sagen, dass dieses Wasser mit
dem Jordan in Verbindung stände, nun die Differenz ist eben
nicht so gross.
Von diesem Wasser, 250 Schritte weiter, gelangt man
zu einem, etwa 20 Schritte breiten T e ic h , schon von weitem
durch das ihn umgebende Tamariskengestrüpp kenntlich, diess
ist wohl der Sumpf, dessen Kallimacbos und Herodot ausser
dem Inopos erwähnen.
Begiebt man sieb wieder zurück in den Porticus des
Philippos und von diesem östlich, so gelangt man durcli den
bew'ohiiteu Theil der Stadt (theils wegen der Nähe der Tempel,
theils wegen des Freihafens), hier finden sich nur geringere
lluineii, einige graue Granitsäulen und Ziegelstücke.
Am östlichsten Ende steht ein aus grossen, weissen Marmorstücken
erbautes, noch ziemlich wohl erhaltenes Theater,
was dem zu Epidauros wenig in der Grösse iiachgeben dürfte,
doch ist es nicht so hoch. Die Seitenmauern sind ungewöhnlich
stark und ihre w eissen Marraorquadern schief zusammengefügt,
um die Grösse der Stücke zu sclionen. Es lehnt sich
an einen Hügel des aufsteigendeii Bergabhanges, und hat, die
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Dicke der Sitze milgerechnet, etwa 125 Schritt Durchmesser
und 500 Schritt Bogen.
Man hat in diesem Thea ter nach guten Marmorstücken
herumgew'ühlt, mehrere dergleichen, die oben von beiden Seiten
in eine scharfe Kante auslanfen, und dem obersten Bande
des Theaters als Deckplatten dienten, liegen noch herum.
An der linken Ecke, wo der Hügel fe h lt, ist es durch
eine Art Thurm von 19 Fuss Dicke und 30 Fuss Länge unte
rstützt ; obngefähr 10 Schritt von der Mauer stand ein grosses
Gebäude, iu welchem sich ein Keller oder Cisterne mit
einer langen Oeffnung und mit Mosaik umgebenen liäiiderii
befindet; wozu dieses Gebäude diente, ist schwer zu enträthseln.
Etwa 40 Schritte von diesem Thea ter zeigt sich zu
ebener Erde ein tie fe r, mit Granit ausgemauerter Raum; er
steht mit seiner Länge, die etwa 100 Fuss be träg t, quer vor
dem T h e a te r, ist 23 Fuss breit und durch Bögen von Granitstücken
ohne Mörtel in 9 Abtheiluugen gesondert. Von
der Seite des Theaters liegt ein ausgetiefter Stein zum Einfluss
von Wasser, ein eben solcher an der südlichen Seite.
Wozu dieser llaura gedient habe, ist nicht erwiesen, die einige
Klafter tiefen, durch jene Bogen gesonderten Kammern
sollten ausgeräumt werden, vielleicht würde sich da etwas e rgeben,
Thiei'knochen, Schlamraabsatz von dariim gestandenem
Wasser n. s. w.
Man glaubt, es seien in den verschiedenen Abtheiiiingen
wilde Thiere zum Behuf der Schauspiele aufgehoben worden,
aber wie sollte man sie herauf, wie herunter bringen; oder
steckten Gefangene darinii, die sich geduldig an Stricken auf-
und abziehen liessen. Ich halte diesen Raum ganz ehifacli
für einen Wasserbehälter auf der wasserarmen Insel, wo jed e r
'fropfeii schätzbar war; das Thea ter bildet eine treffliche
Sammhuigsfläche, von dieser Seite he r ist auch, wie gesagi,
ein breiter Stein zum Einfluss, der im Winter sehr bedeutend
sein muss; es spricht zwar gegen diese Meinung, dass die
Granitmaueru wenigstens oberhalb nicht mit Mörtel überdeckt
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