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Jener graue, krystalliniscli-körnige Kalk wurde von den
Alten als Baustein b en u tz t, sie hatten keinen eigentlichen
Bruch, sondern arbeiteten gleich von den zu Tage liegenden
Bänken, wo sie dieselben fü r gut fanden, die nöthigen
Stücke a b , man findet noch auf mehrern Bänken in der Reihe
eingehauene F alz e, um Stücke abzusprengen. Dieser Kalk
liegt hier in starken, aber nicht schönen Lagen, die sich gegen
Ost neigen.
Von Kallista etwa ^ St. in N. O. hebt sich Serpentin
und bildet ein kleines, vorspringendes Cap, auf welchem sich
eine grosse Masse Asbest findet, von der man mehrere Schiffsladungen
nehmen kann, er ist zum Theil sehr verhärtet, der
Platz heisst W o u n ia .
Von Kallista weiter östlich zeigt sich am Abhange Hornblendegestein.
Z a rte , grünlichscliwarze Hornhlendekrystalle
liegen alle in der Richtung der Schichtung in solcher Menge
übereinander, dass der dazwischen verwachsene, weisse Albit
nur als weisse Punkte erscheint.
Unmittelbar über diesem Hornblendegestein ist weisser,
grobkörniger Kalk gelagert, de r sich zu einer bedeutenden
Bergkuppe, C h a l e p a genannt, erhebt.
Die Alten haben ihn zu Grabsteinen behauen, ja selbst
zu Bildhauerarbeit, die ziemlich gut is t, so grobkörnig anch
die Masse ist. Der Sarkophag und die S ta tu en , von welchen
ich bei der alten Stadt Kallista sprach, sind vielleicht daraus
gearbeitet, mehr aber wohl von dem auf Anaphe-Pulo.
Wir zogen am Abhange herab nach dem ziemlich grossen
Kloster K a la r a i, es ist auf antikem Fundament erbaut, hier
stand wohl der Tempel des ägletischen Apollon. Vor demselben
südlich befindet sich eine kleine, fruchtbare Ebene.
An der nahen, steilen Nordküste unten am Meere zeigt sich
eine grosse Ablagerung fetter, grauer T h o n , welcher von z e rmalmtem
Thonschiefer herrührt. Nordöstlich am Fusse des
aufsteigenden Gebirges, auf welchem eine Kapelle der heiligen
Jungfrau s te h t, soll sich der Bruch für den Ban des
Tempels des Apollon befinden.
Von diesem Tempel ist nichts mehr übrig, als ein Paar
im Kloster eingemauerte Säulen, über seine Gründung berichte
t Konon folgendes:
.Als die F lo tte der Argonauten von Kolchis zurückkehrend
kaum noch einem furchtbaren Sturme widerstehen konnte,
liess Apollon einen Blitz herabfahren auf den Grund des Meeres
(oder vielmehr Flammen und Blitze aus demselben aufwärts)
und sogleich erschien diese Insel, wie bereits im Anfänge
erwähnt wurde. Die Argonauten errichteten, ihm zu
danken, einen Altar (um welchen später jener Tempel gebaut
wurde) und feierten mit frohem Gelage ihre Rettung. Me-
dea nnd ihre Hofdamen standen den Festlichkeiten der Fe ie r
vor und sollen, wie Konon erzählt, besonders reich an W'itz
gewesen sein, über die langen Gesichter der Flelden im Sturme,
diese blieben je d o ch , gestärkt und begeistert durch edlen Rebensaft,
auch keine Antwort schuldig; so war dieses Dankopfer
glänzend an Frohsinn und Heiterkeit.
Wie nun die Insel später bevölkert worden w a r, schreibt
Konon w e ite r, feierten die Einwohner stets das Jalires-
fest dieses Dankopfers, sparten nicht den Wein, scherzten
und waren geistreich, wie vor Zeiten, damit das F e st gefeiert
werde, wie damals, wo, wie je tz t auf’s n eu e , alle, die sich
auszeichneten, hoffähig waren.
Man liebt Fe ste in Griechenland und wird gewiss kein’s
vergessen oder eingehen lassen, daher wird anch dieses wohl
noch heut zu Tage hier gefeiert werden; ich vergass darnach
zu fragen.
Diese Insel wurde von den Ai'gonauten damals Anaphe
genannt; später soll sie Membliaros genannt worden sein, nach
dem Gründer der Colonie auf T h e ra , von wo aus sie wahrscheinlich
bevölkert wurde. Im Mittelalter gehörte sie noch
zu dem Fürstenthiim von Naxos, unter Sañudo und Crispo;
sie wurde von den Venetianern Naufio genannt. J e tz t ist ihr
der a lte , erste Name wieder zu Theil geworden.
Die Insel bildet bei dem Kloster eine ganz schmale, hohe
Landenge, wäi'e diese völlig durcbgerissen worden, so hätte
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