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334 ANAPHE.
dieses Ortes pflegen die Schiffe zu ankern, sie sind da vor
nördliclien Winden geschützt, müssen aber auf der Hut sein,
wenn sich der Wind imisetzt, nm sicli dann sogleich an die
nördliche Seite zu begeben. Wenn der Schiffer wachsam ist,
und im Fall der Noth einen Eingebornen, der die Insel kennt,
an Bord nimmt, so kann ihm die Insel von allen Seiten
Schutz gewähren.
Die Einwohner sind arm, es fehlt an Händen, Vieh und
Ackergeräth, sonst könnte bald diese Insel die nahe Vorrathskammer
fü r Santorino sein, was fast nur Wein erbaut und
anstatt den vollen Gewinn dafür zu ziehen, von Odessa für
Wein das Brod zu seiner Nahrung holt.
Anaphe hat fü r Getreidebau nnd fü r eine lOfach grössere
Bevölkerung hinreichend fruchtbares Land. Oel wird so
wenig hier gewonnen, dass wir Noth h a tten , aus einigen
Hauswirthschaften ein Paar Pfund zu bekommen. Anch Wein
wird wenig erbaut. Ziegen und Schafe giebt es wenig. Und
doch gab diese Insel im Alterthum einer Stadt Beichthiim, so
dass fast jedem Todten goldner Schmuck noch in’s Grab gegeben
wurde.
Es lässt sich nicht ein allgemein herrschendes, geogno-
stisches Bild von dieser Insel entwerfen, weil gewaltsame
Unordnung in der westlichen Hälfte der Insel herrscht.
Es konnte weder Zeit noch Geld darauf verwendet werden,
die ganze Insel geognostisch zu bereisen, was sie wohl
verdiente, auch war die späte, stürmische Jahreszeit (Nov.)
nicht geeignet auf einer Insel lange zu verweilen, die keinen
Hafen h a t, ich musste daher auch hier mich streng an den
Zweck der Beise binden, nur das auszumitteln und darziile-
g en , was dem Staate Nutzen gewähren kann, nnd da ergab
sich wenig.
Ein unbedeutendes Vorkommen von Bleiglanz; Asbest in
Menge und grobkörniger, weisser Marmor ist alles, was diese
Insel an Mineralprodukten besitzt.
Ich fange die Beschreibung der Insel von dem Landungsplätze,
südlich unter der Stadt an.
Diesen Abhang bildet, wie dessen Abfall geneigt, Grau-
wackenscbiefer, es ist ein graues, thoniges Scbiefergesteiii,
was stark mit Säuren braust und leicht zu einem braunen
Glase fliesst; die im Gestein enthaltenen, feinen Glimmer-
scbüppchen werden nach der Erhitzung weiss und so erst
sichtbar, es wechselt mit Thonscliiefer und zuweilen auch sandigen
Lagen. Ich fand an diesem Abhange ein Paar kleine,
von oben lierabgefallne Stücke verwitterten Serpentin, mit e twas
Malachit als Ueberzug.
Hinter diesem Schiefergestein hebt sich Syenit, der meist
stark verwittert ist und dessen Gruses sich daher die Einwohner
unter dem Mörtel bedienen. Der Feldspath dieses Syenites
ist meist gelblich, an einigen Stellen auch röthlich, östlich
von der Stadt ist e r weiss und frisch, die reichlich mit
ihm verwachsene Hornblende ist schwärzlichgrün, wo sie verw
itterter is t, dunkellauchgrün; e r enthält wenig Quarz, der in
einzelnen eckigen Körnern und Partien eingewachsen ist.
Oestlich findet sich am Serpentin frisches Hornblendegestein,
was nur aus flachen, schwärzlichgrünen Hornblendekry-
stallen und weissem Albit, ziemlich gleichförmig gemengt, besteht,
es enthält kleine, aber sehr deutliche, gelbe Sphenkrystalle,
An den meisten Stellen bei der Stadt enthält dieser
Syenit einzelne, dunkelgrüne Partien, die mit stumpfen Ecken
in demselben eingewaclisen sind, oft 10 bis 12 Zoll Durchmesser
haben und meist aus feinkörniger Hornblende bestehen,
mit etwas bräunlichschwarzem Glimmer, der in dem übrigen
Syenit nicht vorkoramt.
Dieser Syenit zeigt sich noch etwa 10 Minuten weit von
der Stadt in Ost und weiter noch in Nord, er scheint den
Centralpunkt der nördlichen Hälfte der Insel zu bilden, um
welchen herum sich die übrigen Gesteine emporgehoben und
angelagert zeigen.
Von der Stadt etwa 1 St. weit in Nord zeigt sich feinkörniger
Granit, der Feldspath ist röthlichweiss, halb zersetzt,
hin und wieder sind einzelne Quarzkörner eingewachsen, dunkelbrauner
Glimmer ist fein vertheilt durch die Alasse gewachT
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