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nen. Es scliraetterteu Trompeten und Mandolinen klagten des
Landes heisse Gluth.
Wie ganz anders ist es je tz t, man schreitet einsam durcli
öde R u in en , nur hin nnd wieder tr itt aus altem Gemäuer,
nicht einmal gleich einem Schatten der Vorzeit, eine blasse
Gestalt hervor und schaut bleich und aufgedunsen, schlaff nnd
theilnahmlos kaum den hier seltenen Fremden an. Nachteulen
hausen in den Ruinen des Klosters und der Kirche.
Ueberall nur Zerstörung und Tod. Die L uft ist schw-ül,
das Wasser ist matt nnd Grabesstille in der Stadt.
Man rieth uns kein Wasser zu trin k en , ohne hinreichend
Raki oder Wein damit zu mischen. Man warnt nüchtern die
Stadt zu betreten oder nüchtern in derselben des Morgens
auszugehen. Wer hier angekommen nur einige Nächte verweilt,
bekommt in der Regel ein schleichend Fiebe r, was ihn
dort erst im Grabe verlässt. Muss man an diesem Orte einige
Tage wohnen, so besprenge man täglich das Zimmer mehre
re Male mit starkem Essig.
Nur einige 20 Familien leben noch wie welke Pflanzen
hier und doch wandern noch immer neue von Morea e in ; je des
Geschöpf verlässt den P la tz , der ihm widrig is t, was
fesselt hier die Menschen? Besonders fruchtbarer Boden, fliessend
Wasser ist hier n ic h t, ja die Luft ist stets voller Dünste.
Es scheint jedoch früher niclit so ungesund hier gewesen
zu sein. Noch im Anfang des 17ten Jahrhunderts lebten
in dieser Stadt 5000 Einwohner, Die Italiener sagen, dass
an ungesunden Orten die Luft erst dann besser würde, wenn
in ihnen über 1000 Alenschen wohnten.
Es lässt sich nicht nachweisen, seit welcher Zeit die Insel,
die einst blühend und reich w a r, unfruchtbarer wurde,
denn der Röstungsprocess der Insel durch die fortdauernde,
unterirdische Hitze ist langsam und schreitet nur allmählig
fort. Einige wollen behaupten, dass seit dem heftigen Ausbruch
des Vulkans in Santorino, bei welchem 1707 die neue
Kammeni h e rv o rtra t, auch hier die Insel sich verschlechterte,
doch ist diess nur Muthmassung. Der Sitz der unterirdischen
Hitze liegt in Milo wohl nicht tie f und seine allmählige Ans-
dehnung und anhaltende Fortdauer sind wohl allein der Grund.
Diese Insel kommt mir wie ein an einem schleichenden
F iebe r siechender Mensch vo r, doch scheint die Krisis vorüber
zu sein und mehreres scheint zu beweisen, dass der
Röstungsprocess ahnimmt nnd sich seinem Ende nähert.
Die frühere Stadt und ihre grossen Kirchen und Klöster
sind alle aus zugehanenen, kleinen, länglichen Qiiaderstücken
von Bimsstein, deren Brüche später besnclit werden sollen,
erbaut. Es wäre je tz t besser, sie von diesem Platze, der
in der eingeschlossnen Ebene, ohne fliessend Wasser, niemals
etwas taugte, wegzuführen, ans diesem guten Alaterial an
bessern Plätzen in Griechenland Häuser zu erbauen und den
Platz nur als Ackerland zu benutzen.
Den günstigsten Platz für eine Stadt hatten die Alten
gewählt, weil der Hafen nahe is t, sonst wäre der Platz von
Ajia Marina noch angenehmer fü r eine mässig grosse Niederlassung,
dort is t fliessend Wasser, fruchtbarer Boden und
frisch e , reine L u ft, aber kein günstiger Ankerplatz ist in
der Nähe.
Porzellanerde südlich von Palaeo Chora.
Ehe ich mich weiter begebe, will ich die Umgegend der
Stadt untersuchen. Südlich 4 St. von der S tad t, wo sich die
Anhöhen heben, steht jenes zersetzte, weisse Feldgestein zu
T ag e , es ist aber in festem Zusammenhänge, auf der vordem
Anhöhe jedoch am Wege nach Ferlingu zeigt sich eine von
ih re r Bedeckung enthlösste Ablagerung von feiner, weisser
Porzellanerde, hier ist sie erdig und leicht zerreiblich, die
hei der frühem Zerstörung ih re r Decke übrig gebliebene Quantitä
t ist zwar nicht sehr bedeutend, wird aber zum allgemeinen
Bedarf einen sehr annehmbaren Beitrag liefern. Sie ist
der früher beschriebenen Porzellanerde gleich, nur in der
Hitze verhielt sie sich etwas anders, wie folgt:
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