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und Grobheiten zu Schulden kommen lassen, die freilich j e denfalls
hätten unterbleiben sollen; sogleich waren die Skyrioten
b e re it, uns alle zu vernichten, zechten erst und e rschienen
dann im Finstern vor meiner Wohnung, obwohl
mehrere gesagt hatten: der Chef ist gut , weiss auch noch
nichts davon, aber wenn wir ihn nicht auch wegräumen, so
schreibt er einen Rapport und wir sind mit unsern Familien
alle unglücklich. Als ich jedoch unbewaffnet unter diesen, in
Schiffskapntzen vermummten Geistern erschien und sie fragte:
„ob es Sitte bei ihnen se i, alle F rem d e , die auf ihre Insel
kämen, wie den Theseus zu ermorden? Sei ihnen Unrecht
geschehen, so kennten sie mich hinreichend, um zu wissen,
dass ich ihnen Recht schaffen würde. Auch sie würden schwere
Rechenschaft zu geben haben für jed e Gewaltthat.“ Da verlor
sich einer nach dem ändern, und ich nahm die Mannschaft,
die nur grob gewesen war, aus dem Kloster zu mir in mein
Quartier, denn ich sah, dass es ein Hauptbeweggrund war, die
Einquartierung dort loszuwerden.
Auch das ist den jetzigen Skyrioten bekannt, dass Achilles
von seiner Mutter Thetis ihrem Bruder Lykomedes, dem
König von Skyros, anvertraut wurde, um unter dem Namen
Pyrrha in weiblicher Kleidung als Mädchen unter den Mädchen
zu leben. Denn ihm hatte der Orakelspruch verheissen,
entweder lange aber unrühmlich, oder k urz, kriegerisch, unsterblich
im Ruhme zu leben. Wie der listige Odysseus den
den Griechen verborgenen Achilles e rkannte, als e r verkleidet
den Töchtern des Lykomedes Waaren zum Verkauf anbot,
worunter auch Waffen waren, welche die P y rrh a begierig
ergriff, sich verrieth und nun auf das Feld seines Ruhmes
bei Troja tr a t , ist bekannt.
Auch Neoptolemus (P y rrh o s), einer der trojanischen Helden,
wurde auf Skyros von der Däidameia, der Tochter des
Königs Lykomedes, geboren, da Achilles in Fraueiikleidung
unter den Mädchen lebte. Die Skyrioten ärgern sich und
lächeln ein wenig über jene Verkleidung und meinen, Achilles
habe noch mehr Unheil unte r den Jungfrauen angerichtet.
So ist denn die Insel Skyros historisch berühmt, und
ausser den angeführten Gesteinen rühmen die Alten auch noch
die Vortrefflichkeit der hiesigen Ziegen (Strabo B. 9. S. 437.
in it.), von welchen es in den wilden Gebirgen der Insel viele
verwilderte giebt.
Auch je tz t hält man noch Ziegen in grösser Anzahl, ich
glaube man sagte, dass man deren gegen 5000 auf der Insel
annehmen könne. Dabei muss ich bemerken, dass die Skyrioten
so leicht und flüchtig im Gebirg sind wie die Ziegen
selbst, denn sie erklettern ohne grosse Anstrengung die zackigsten
Felsenberge und sind auf der Jagd unermüdlich.
Die Skyrioten haben manches s ü d l i c h R i t t e r l i c h e .
Sie haben im Kriege mit den Türken diese stets kräftig zurückgeschlagen.
Als vor wenig Jahren ein türkischer Oberbefehlshaber,
während die Einwohner mit der Ern te beschäftigt
waren, unvei’hofft mit starker Bedeckung in die Stadt kam
und eine Summe Geldes fo rd e rte , die nicht gleich geschafft
werden konnte, nahm er den Democheronten als Geissel mit
hinab auf seine Schiffe; da bewaffneten sich die erwachsenen
Söhne desselben nebst einigen Freunden und verlegten den
Weg; als nun der Türke mit ihrem Vater kam, ruften sie
ihm zu , den Vater loszulassen. Flüche waren die Antwort,
da schossen sie den Türken und die nächsten nieder, befreiten
ihren Vater und eilten zurück. Je tz t waren auch die auf
dem Lande befindlichen Skyrioten zurückgekehrt und hatten
sich bewaffnet. Den ändern Tag kamen die Türken von den
Schiffen mit starker Macht, doch waren ihnen auf dem schlimmsten
Platze die Skyrioten schon zuvorgekoramen; obgleich in
kleiner Anzahl, verursachten sie den Türken grossen Schaden,
die nur unte r stetem Gewehrfeuer Vordringen konnten. Die
Skyrioten zogen sich eiligst nach der Stadt zurück, wo
die meisten und ältern Männer bereit standen, und wüthenden
Sturm der Türken so hartnäckig ziirückschlugen, dass
diese nicht Vordringen konnten, sondern einen Bivoiiak bezogen.
Da bemerkten die Skyrioten, dass nach Mitternacht
man keine Männer an den Feuern sah, näherten sich vorsicli-
Zweiter Theil' fi
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