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Chronologische Geschichte der Bildung von Santorino
und seinen vulkanischen Eiländern.
K a l l i s t e .
Die früheste, an der S telle, wo je tz t Santorino liegt,
dem Meer entstiegene Insel hiess Kalliste, die Schönste, wegen
ihrer grossen Fniclitbarkeit. Sie war niedrig und bestand
grösstentheils aus Thonscliiefer, d e r, wie es scheint,
nur in ihrem südöstlichen Theile mit mächtigen viilkaiiisch-
körnigcn Kalkmasseii, dem Stephaiisberg, Eliasherg, Pyrgos
bedeckt war, sie sind die einzigen Ueberreste dieser Insel
(siehe früher S. 486).
Uiigefälir im Jalire 1550 vor Christi Geburt wurde sie
unter Membliaros, einem Abkömmlinge des Kadmos, zuerst
bevölkert und Kalliste genannt. M'o je tz t Pyrgos liegt, soll
die erste Niederlassung, nach der Insel Kalliste genannt, und
wo Eleusis, die alte befestigte Stadt E a , Oea gestanden haben.
T h e r a .
Etwa im I lt e n Jahrhunderte vor Chr. Geb. gründete Tlie-
ras eine Kolonie auf dieser Insel, die von dieser Zeit an nach
ihm Thera genannt wurde.
Einige Jahrliuiiderte vor Chr. Geb. sclieiiit sich der Krate
r erhoben zu haben, welcher die bisherige Insel überdeckte,
zerstörte und dem jetzigen Santorino seine Gestalt gab.
Von der Entstehung dieses Kraters, der sich später gebildet
zu liaben scheint, als Anaphe bei der Rückkehr der
Argonauten von Colcliis aus dem Meere 1450 v. Ch. emporgestiegen
sein soll, findet sich sonderbarer Weise keine Nachricht, obgleich
sie in eine Zeit fällt, wo die dunkle Zeit der Mythe
schon vorüber war und die Geschichte bereits merkwürdige
Ereignisse sorgfältig aufzeiclinete. Es kann also die Bildung
dieses Kraters zur Zeit der Emporhebimg des nalien Anaphe'
nicht stattgefunden haben, denn e r würde dann über 1200
Jahre bestanden liaben, bevor er einstürzte und es wäre Nachricht
von ihm da. E rs t über seinen Einsturz findet sich eine
genaue Nachriclit. Plinius schreibt zwar Hist. nat. Lib. II. cap,
87, p. 114: es sei im 4ten Jahre der 135sten Olympiade*), also
236 V. Chr. Geb. Thera aus dem Meere gekommen, allein
diess ist nur unrichtig ausgedrückt, da Thera bereits im I l t e n
Jahrhunderte vor Chr. Geb. bestand, aber es findet sich weite
r hei demselben Autor eine passendere Stelle.
Einsturz des Hauptkraters.
Plinius Hist nat. Lib. IV. cap. 21. schreibt ferner, in der
135sten Olympiade, also 236 vor Chr. Geb., sei Therasia
von Tliei-a getrennt worden. Damals also stürzte der ungeheure
Trachitdom, diese Blase in der Erd rin d e , ein und von
der Insel Thera wurde dabei eine kleinere abgerissen und
Therasia genannt.
Hiera, die Heilige (Palaeo - Kamméni), ersclieint.
Nur 40 Jahr nach dem Einsturz des Hauptkraters (nach
Plinius 130 Jahr spä te r), also 196 vor Chr. Geb., kochte das
Meer wieder auf und es tra t eine Insel hervor, welche die
Alten H iera, die Heilige, nannten, weil sie plötzlich durch
der Götter Maclit erschien. Sie wurde dem Pluton geweiht.
Ihre Erhebung war mit heftigen Erderscliütteriuigen begleitet,
die man iiocli in Rhodos und Klein-Asien heftig spürte. Sie
hat keinen Krater.
Pausanias Vili. 33. schreibt: „Die Insel Chryse, nahe bei
„Lemiios, wurde von der Fluth ganz überschwemmt, ging uii-
„ t e r und verschwand in der Tiefe. Eine andere Insel dage-
„ g e n , Hiera (die Heilige) genannt, welche früher nicht war,
„kam damals zum Vorschein.”
*) 776 V. Chr. Geb. als erste Olympiade angenommen.
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