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Voruehmem türkisch und kamen uns aucli selbst in ihrem
ganzen Wesen den Türken älinlich vor, so dass ich oft in einem
türkischen Orte zu sein glaubte.
Zur Charakteristik der Einwohner möge folgendes dienen.
Es wurden nämlich während unserer Anwesenheit in einer
Bucht an der Südseite der Insel 11 Räuber, die aus den Ge-
fäiigiiisseu von Chalkis entflohen waren und sich au der Ostküste
von Euböa einer Fischerbarke (Tratla) bemächtigt h a tte
n , gefangen.
Um diess auszuführen nahm einer der Primaten dazu aus
seinen Mitteln gegen Bezahlung 30 Mann mit Gewehren versehen
aus der Stadt und versicherte mir bei dieser Gelegenh
e it, dass, wenn auch noch so viel ihre Stadt angriffen, man
sie hereinlassen würde, aber sie könnten sehen, ob Ein Mann
wieder heraiiskäme, alle seien gut bewaffnet und sehr schlimm.
Die Räuber hatten nur ein schlechtes Gewehr und Eine
dergleichen P istole; als ihr Anführer mit der Barke trotz des
Sturmes entfliehen wollte, geschahen einige Schüsse und eine
Kugel tra f den gekrümmten Arm zweimal, er hiess Kyparissos
und batte in diesem Frühjahr mehrere Gräiieltliaten in Romelien
ve rü b t, er entfloh 1834 mit 16 ändern von Palmid, siehe
1. Thl. S. 297.
E r erzählte mir, im Gebirg von Karysto, wo ich einen
ausgebrannten Abornbaum angezündet h a tte , siehe I. Theil
S. 438, hätte e r mit 14 Mann im nächsten Gesträuch gelegen,
um uns, wenn wir schliefen, zu überfallen, ich sei aber
zu wachsam gewesen, so hätten sie sich nicht getraut über
uns berzufallen; hätten sie nur Waffen gehabt, so wäre es
uns anders ergangen. J e tz t waren mir die verdächtigen Anzeichen
an jen e r Stelle erklärbar. Dank sei es der Vorsehung,
dass der brennende Baum uns hinderte zu schlafen und
den Unthieren in die Klauen zu gerathen.
Die Alten nannten diese Insel arm, das ist freilich nicht
abzustreiten; denn sie hat wenig anzubauenden Boden und der
ist meist nur Grus von zersetztem Granit.
Die Alten warfen ferner den Mykonern v or, dass sie
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geitzig wären, auch diess kann ich nicht bestreiten, doch will
ich je tz t lieber untersuchen, ob und was die Insel Gutes hat.
Die Insel ist eine grosse Granitmasse, auf welcher sich
an einigen Stellen te rtiä re Gebilde abgelagert haben. Das
merkwürdigste auf der Insel sind unstreitig mehrere Scliwer-
spatbgänge im Norden derselben.
Die Gräber de r letzten Kentauren zu eröffnen ist vergebliche
Mühe, da Herakles, wie Strabo b e rich te t, die Granitmasse,
welche die Insel b ild e t, über sie warf, wenn sie
nur wirklich todt sind und niclit blos b e täubt, sich wieder
nmdrehen oder gähnen mögen, dass die über sie gehäuften
Berge zittern*).
Der Hafen bei der Stadt ist demN. und NW. offen, Cap Trullo
am Eingänge links gewährt jedoch gegen N.W. Wind Schutz und
der südliche Golf sichert die grössten Schiffe gegen N. und W.
Winde. Von der Stadt ziehen sich mächtige, steile Granitfelsen
nördlich vor und bilden die höchste Kuppe der Insel, den D ima-
s t os der Alten, auf welchem, wie gewöhnlich, eine Capelle des
heiligen Elias steh t; diese kahlen Felsenmassen endigen hoch
und steil am Cap Trullo, was sich südlich in den Hafen vorstreckt.
Nach Bory de St. V. soll der Granit nach Cap Trullö
zu in röthlichen Syenit übergehen, und pechartige, eisenhaltige
Granaten, ähnlich dem Zinnstein, enthalten.
Von der Stadt begab ich mich östlich. Der Granit ist
grau und hat ein porphyrartiges Ansehen, indem e r reichlich
mit grossen, oft 1^ Zoll langen und | Zoll dicken, weissen
Feldspatlikrystallen durchwachsen is t, er enthält hin und wieder
flache, schwarzgrüne Ilornblendekrystalle und kleine, gelbe
Sphenkrystalle. Besonders in der Mitte der Insel wird an
mehrern Stellen der Granit scbiefrig und bildet endlich feln-
köi’uigen, sehr gleichförmig gemengten Gneiss.
An dem Abhange des Gebirges stehen hin und wieder
einzelne Häuser, bei einem derselben, etwa 1 St. von der
♦) Die unterirdische vulkanische Thätigkeit (die Kentauren und G iganten),
welche die Granitmassen emportrieb, mit denen sie jetzt bedeckt
ist.
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