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198 A NTIPARO S.
bei der Bildung der ersten Stalactiten eine geringere Tempera
tu r s ta tt, die jedoch erhöht worden sein muss, als sich die
dicken Lagen Arragonit darüber legten.- Wie das aber geschah,
lässt sich ohne willkührliche, Hypothese wohl nicht
weiter erklären, doch muss man rastlos weiter streben, vielleicht
noch tiefer einzudringen in die Geheimnisse der Natur,
wenn auch Hallers Spruch so oft entgegentritt: „ In ’s Innere
der Natur drang noch kein erschaffner Geist.”
Diese Grotte hat ausser der Ausräubung seit langen Jahren
noch ein anderes Unheil getroffen, und ih r jungfräulich
Kleid in gespensterhaftes Gnomengewand umgewandelt; denn
die Frev le r, die den Schmuck ih r raubten, leuchteten sich
zur That im dunklen Heiligthum mit ro th e r Flamme, Rauch
und Qualm; gewöhnlich wird die Grotte mit angezündeten
Kienstücken oder mit in Th e e r getauchten Schiffstauen besucht,
alles ist daher verräuchert.
Diess ist e s , was sich dem ruhigen Beobachter in der
Ilaupthalle der Grotte aufdrängt. Der Boden, auf welchem
man hier steh t, ist von Tage hineingeschlämmte Erde und
Gesteinstücke und eine Menge Bruchstücke von zerstörten
Stalactiten. Man steigt über diesen Schutt quer herüber nach
der nördlichen Ausdehnung der Höhle, und gelangt zuerst zu einer
recht hübschen Gruppe herabgeflossnen Sin te r, die nur
geblieben is t, weil man sie nicht gut abschlagen konnte*).
Weiterhin ist auch eine klingende Säule: ein mit dem Boden
verwachsener Stalagmit, der beim Anschlägen einen Glockenton
von sich giebt. Nahe dabei zeigte der F ü h re r zur Seite eine
Oeffnung etwas grösse r, als dass ein Mann hindurch kann, er
behauptete, da sei noch niemand drinn gewesen, man habe
ihm viel Geld geboten u. s. w., ich sah mehrere Lr. tie f
hinab den Boden und weitern finstern Raum, sah die Oeffnung
sehr verräuchert, abgeschlagene Stalactiten und zweifelte
*) Einer der Stalagmiten diente 1673 als A lta r , indem der französische
Botschafter zu Konstantinopel am ersten Osterfeiertage in dieser
Grotte Messe lesen liess; die ganze Grotte war erleuchtet und dröhnte
von einer Menge Böller, als das A 11 e rh e i l i gs t e gezeigt wurde.
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ANTIPAROS. 199
daran, doch schon in Paros hatte man mir davon erzählt und
der F ü h re r blieb bei seiner Behauptung, ich liess daher ein
Seil bringen und mich hinabsenken; die F ah rt war an der zackigen
Wand hinunter ziemlich fatal. Nachdem ich den Boden erreicht
h a tte , k le tterte ich auf dem mit Sinter überflossnen und mit
kurzen Stalagmiten bedeckten, schrägen Boden etwa 10 Lr,
weit abwärts und kam an das östlichste Ende der Höhle, bemerkte
aber le ider, dass an der schiefen Wand viele Namen
angeschrieben waren und als ich sie gegen Süden verfolgte,
kam ich bald auf herabgerollten Schutt und sah nun, dass
ich mich in der Haupthalle befand, ich rufte daher meine
Leute, die sich wunderten mich dort zu erblicken, sie standen
mit ihren Kerzen in der Mitte der grössten Wölbung, was einen
guten Ueberhlick des grossen Gewölbes gewährte. Bis zum
Tiefsten der Grotte schätzt man 254 par. Fuss senkrechte Tiefe.
Ob diese Höhle ursprünglich so gebildet ist, oder durch
Niedersiiiken und daher Zerbrechen der untern Schichten,
während die obern festem widerstanden und als Decke stehen
blieben, entstand, lässt sich, da alles mit Sinter reichlich
überflosseii is t, ohne langwierige thitersuchungen nicht
wohl bestimmen. Als Vergleich mit dieser Grotte wird ihr
meist die bei Adelsberg in Krain zur Seite gese tz t, die
aber bei weitem interessanter und auch grossartiger is t, auch
wurde noch zur rechten Zeit ih r Schmuck gesichert und das
Abschlagen der Stalactiten, sp wie das Verräuchern durch
allerhöchste Verordnungen streng v erhinde rt, und jed e r Besuchende
freu t sich darüber mit Dank.
Als ich noch iu der Haupthalle mich befand und einige
Dimensionen der Höhle nehmen wollte, kam ein Regen von
Steinen und Schutt herabgeflogeii, ein Paar meiner Leute
wurden leicht beschädigt und auch ich auf der Schulter,
dumpfe Stimmen erschollen in der Höhe und ro th e , qualmende
Fackeln fuhren wie Dämonen am Abgrunde herab. Es
war die Schiffsmannschaft eines fremden Kriegsschiffes, die
ziemlich begeistert mit Saus und Braus ia die Grotte fuJir.
Nachdem ich die Grotte gesehen und die Insel ein Stück
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