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förmlichen Töpfen blühende Nelkenstöcke, besonders rothe,
braune und gelbe Sammtblumen (Tagetes) iind kleinblättriges
Basilicnm. Von hier gelangten wir südlich in eine öde, wilde
Gegend; Gebirge und Abhänge liegen voll Granitklumpen, die
alle von aussen gerundet und meist der Kugelform sich nähernde
Ellipsen sind, mir hin und wieder sprosst ein wenig
Grün hervor; ausser vielen Felsenhühiiern und hin und wieder
einer Viper hält sich nichts lebendes zwischen ihnen auf.
Es ist an diesen Granitblöcken keine durch Verwitterung
bemerkbar werdende, sclialige Absonderung zu sehen. Die
von aussen in die Alasse dringende Einwirkung der Atmosphärilien
zeigt sich nur als eine, oft kaum ^ Zoll starke, gelbe,
eiseiioclirige Rinde, die aber auch oft ganz fehlt.
Dieser Granit ist graulichweiss, schön gleichförmig, kleinkörnig;
der Albit zeigt sich hin und wieder als grössere Krystalle,
oft ziemlich aiisgebildet eingewaclisen; der Quarz ist grau,
der Glimmer schwarz.
Dass diese gerundeten Granitklumpen diese Form durch
Hin - und Herrolleii auf derselben Stelle erhalten hätten, lässt
sich nicht waliriielimen, sie müssen also wohl als feste, vereinigte
Klumpen emporgelioben worden sein. Der Granit hat
trotz seinem etwas verwitterten Ansehen, was von vielem,
weissen, körnigen, fast opaken Albit h e rrü h rt, einen grossen
Zusammenhalt; es sollen früher mehrere der geeignetsten
Blöcke behauen worden sein, um kleinere Säulen u. s. w. daraus
herzustellen. Die Griechen sagen, es sei ein Kampfplatz
früherer Riesen, die sich hier mit Steinen geworfen hätten.
In der Mitte dieser steinigen Einöde bemerkt man auf einer
kleinen Ebene eine stattliche Kirche und ein kleines Dörfchen
W 011 a X (von to ßoki, die Kugel), wo man eher einen Einsiedler
suchen würde, siehe Taf. IV. Fig. 2.
Gern wollte ich dort Mittags rasten, aber wir fanden
nicht gleich den Weg durch dieses Felsenlabyrinth, die Sonne
brannte s ta rk , die Hauptsache aber w a r, dass die Agojiates
wussten, dass dort nicht viel zu haben sei, wir verfolgten
daher unsern Weg nach dem nahen Ki imaro, wo wir in einen
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grossen, mit einer Mauer umgebenen Garten zogen, der hier
zu Lande überrascht. Ein g rö s se r, dunkler Laubengang, mit
Weinreben nach italienischer Sitte überzogen, führte hinab zu
einigen Sitzen. Der Gärtner brachte Gurken und verkaufte
an einige junge italienische Geistliche aus dem nahen Kloster,
wie gewöhnlich geschieht, unreif abgenoramne Pflaumen. Gleich
hinter der Gartenmauer steht graulich weisser, grobkörniger
Kalkspath zu Tage.
Von Knmaro wandte ich mich südlich, wir kamen durcli
mehrere freundliche Dörfer, von vielem gut angebaulen Land
umgeben, sie sind meist von Franken (Italienern) bewohnt.
Im Dorf F a l a t a d o n sollte sich Auripigment gefunden haben,
allein es ergab sich, dass es nur auf einer Terrassenmauer
gelegen und es der Besitzer des Gartens von Smyrna mitgebracht
h a tte , vielleicht wollte er Riisma Turcorura damit bereiten.
Im letzten Dorfe nahm ich einen Mann mit, der dort
der Gegend kundig w a r, um mich auf dem kürzesten Wege
nach der 2 St. entfe rnten, echten Aeolosgrotte zu führen
(am südwestlichen Theile der Insel ist die falsche, kleinere).
Sobald man sich der südlichen Küste nähert, tr itt wieder
Serpentin auf, er ist duiikellaiichgrün, dicht, splittrig im
Bruch und mit so viel ganz feinen Magneteisensteiukörnchen
verwachsen, dass er die Magnetnadel heftig anzieht; in dieser
ziemlich harten Grundmasse, die sich schwer noch mit dem
Messer schaben lä sst, liegt hin und wieder ein blassgrüner
Krystall, Diallage, die an der Luft verwittert und grünlichweiss
wird. Das Gestein ist äusserlich mit einem blassgelblicbgrü-
neii und rostbraungefleckten Ueberzug bedeckt. Eine Vipera
Ammodytes war auf solchem Geröll kaum zu unterscheiden,
hätte sie sich nicht bewegt. Dieser Serpentin ist stark z e rklü
fte t, e r sieht einem Feldsteinporpbyr oder einem Aphanit
ähnlich und erhebt sich zu hohen, schroffen Felskuppen emp
o r, dieses Gebirg heisst T s c h i k n i a (vielleicht von xvxvog.,
der Schwan, den man hier allgemein Tschiknia nennt. Oder
diese Benennung kommt von tschiknono, rösten, trocknen, her,
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