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Der Wein wird liier mit einiger Sorgfalt be re ite t; er besitzt
die gute Eigenschaft, je ä lte r, desto besser zu werden.
Alan bereitet 2 S o rten , den gewöhnliclien Santorino und Vino
Santo; auch ganz süsse Trockenweine werden in den vorneh-
mern Familien, besonders in den Häusern der Consuln bereite
t, sie sind vortrefflich, sehr aromatisch, wahre Essenzen.
Der gewöhnliche Santorinowein wird ans den vollkommen
reifen Trauben bereitet; nachdem er ausgetreten ist, füllt man
den Alost auf die Fässer und versetzt ihn mit T bis zu ^ mit
Wasser, weil er zu süss ist nnd sonst schwerer in Gähriing
g eh t, man lässt ihn dann etwa 1 Alonat abgähren und ver-
schlicsst das Fass. E r ist schön gelb und hat zuerst einen
süsslichen, dann einen bitterlich lierben Nachgeschmack, ist
stark und kommt dem Aladeira selir älinlich. Auf die T re bern
giesst man reichlich Wasser, lässt diess 8 bis 10 Tage
gähren und bedient sich dessen als gewöhnliches Getränk, es
wird zwar bis zum nächsten Sommer ziemlich sauer, aber
man trinkt es doch lieber und es ist bei grösser Hitze e rfrischender
als Cisternenwasser, was liier ziemlich matt ist.
Um Vino Santo zu bereiten, werden die fast überreifen
Trauben auf den Terrassen der Häuser aiisgebreitet und 8
Tage lang der Sonnenliitze aiisgesetzt, sodann lässt man den
Most auf den Fässern abgähren und spündet ihn sorgfältig zu.
E r wird mit jedem Jalire besser und dann dem besten Cy-
perweine gleich geschätzt. Guter Vino Santo ist röthlichgelb,
süss, hat aber auch ein wenig bitterlicliherben Nachgeschmack ;
der beste ist der weisse von 1828. Die Insel lieferte früher
jährlich 1 Million Okka Wein. In den letzten Jahren betrug die
Weiiiproduction 80,000 Baril, à 50 Okka = 60 Mass. E r macht
das Haupteinkommeii der Insel ans ; grösstentheils wird er durch
das schwarze Meer nach Odessa und den südlichen russischen
Provinzen geführt und von da auf den grossen Strömen in’s
Innere dieses Reiches; er ist dort beliebt, da er sehr geistig
is t, sich gut hält nnd viel wohlfeiler als Madeira verkauft werden
kann. Im Innern von Sibirien konnte ich meist Santorino
leichter und besser bekommen als andre Weine.
Getreide wird nur auf einige Monat erbaut, den übrigen Be
darf an Korn und Schiffszwieback bringen die mit Wein befrachteten
Schiffe aus Russland zurück , wofür sie natürlich
den grössten Theil des Ertrags ih re r Ladung dort lassen
müssen.
Es ist fü r Santorino keinesweges zu ra th en , den Weinbau
einznschränken und mit dem Getreidebau in ein Verhält-
iiiss zu setzen, diess würde den Wohlstand der Insel bedeutend
hei absetzen; fü r sie ist Weinbau das, was ihnen den
höchsten Ertrag gewährt, aber sie sollen ih r Getreide nicht
so weit herholen nnd den grössten Theil ihres Einkommens
fü r Reisekosten und fü r ein Produkt aufwenden, was sie bis
zur nächsten Weinlese aiifessen, ohne dass es ihnen weitern
Nutzen b rin g t, als grade das tägliche Brod. Ihre Kornkammer
liegt ihnen näh e r, näher vielleicht, als sie es wünschen;
denn der Mensch sucht oft Güter und Bedürfnisse fern, die
e r in seiner Nähe mit leichter Müh’ erfassen kann; e r giebt
unberechenbare Vortheile anf, um fü r Veränderung im Leben,
fü r neue Eindrücke, mit Gefahr zum fernen Besitz zu gelangen.
Anaphe, was nur wenige Meilen von Santorino östlich
entfernt liegt, kann Santorinos Kornkammer sein, dort ist,
wie ich schon beschrieb, fruchtba res, unbenutztes Land genug,
für sich se lbst, für Santorino und noch zur Ansfulir,
während je tz t das so schwach bevölkerte Anaphe seinen Bedarf
nur spärlich erbaut. Dasselbe gilt von Amorgo, Di e s e
d r e i I n s e l n wü r d e n u n e n d l i c h g ewi n n e n .
Wo wird Santorino, wenn Krieg die Dardanellen oder
das schwarze Aleer schliesst, seinen Wein absetzen, um seinen
Unterhalt zu gewinnen? Wenn aber Santorino von Anaphe
oder ändern griechisclien Inseln mit Getreide versehen
wird, so mag es immerhin auch an den Küsten des schwarzen
Meeres seinen Wein ahsetzen, aber dann den vollen Nutzen
aus ihm ziehen und anstatt Getreide lieber Leder, Hanf ii. s. w.
von dort mithringen, Produkte, die sich weiter verarbeiten
und absetzen lassen.