der Elasticität der Fasern scheint ein gewisser hygroskopischer Zustand
Antheii zu haben, denn sie erneuert sich, wenn die Wolle nach langem
Gebrauche einige Zeit hindurch wieder der Luft ausgesetzt wird.
Während unseres Aufenthaltes machten einige englische Kaufleute Sen_
düngen dieses schätzbaren Artikels nach Liverpool. Bei dem Einsammeln
und Trocknen ist grosse Vorsicht nöthig, denn da die Flocken
sehr zart und leicht sind, so vermag selbst der schwächste Windstoss
die in der Sonne ausgebreiteten Vorräthe aufzuheben und davon zu jagen.
Die innere Rinde der Munguba theilt mit der vieler anderen
Bombaceen eine ausserordentliche Zähigkeit und Festigkeit. Oft ersetz-
ten daher unsere Indianer den Mangel anderer Stricke, die bei dem
Ziehen des Fahrzeuges gegen starke Strömungen nöthig wurden, durch
lange Bastbänder, welche sie mit grosser Geschicklichkeit dem Baume
auszuschneiden verstehen. In dem Canale von Uruarä war es, wo wir
die ersten jener Schildkröten (Em ys amazonica, Spiee Test. t. i. 2.)
im Zustande der Freiheit erblickten, welche für die Anwohner des ganzen
Amazonas in so ferne die Stelle des Rindviehes vertreten, als ihr
Fleisch die gewöhnlichste animalische Speise ist. Sie waren, im feuchten
Sande des Ufers gelagert, beschäftigt, das hohe Gras desselben
(Panicam elephantipes, Nees) abzuweiden. Nächst der Meerschildkröte
ist diese Art, die Tartamga grande der Ansiedler, die grösste von
ajlen; ein ausgewachsenes Thier mag wohl neun bis zehn Pfunde Fleisch
liefern. Sie werden von den Indianern eingefangen, und in dichten Verzäunungen
(Carraes) aufbewahrt, die man in der Nähe der Gewässer
so aufrichtet, dass diese Zutritt zu denselben haben. Blätter und Früchte
der Inga und anderer Bäume, welche man von Zeit zu Zeit hineinwirft,
sind hier ihr eigenes Futter. In reichen Fazendas enthält der
Curral nicht selten hundert und mehr Schildkröten, von denen man
täglich, oder wenigstens an den Feiertagen, zum Behufe frischer Fleisch-
Nahrung zu schlachten pflegt. Die Bewohner der Provinz von Rio Negro
machen vielerlei, zum Theil sehr schmackhafte, Gerichte aus der Schildkröte;
aber am häufigsten sind die Zubereitungen von Suppen aus den
Extremitäten und eines Gerichtes aus den dem Bauchschilde anhängenden
Theilen , welche auf diesem selbst klein gehackt, und mit spanischem
Pfeffer und andern Gewürzen stark versetzt über Kohlen gebraten werden.
Das Schildkrot kann nicht verwendet werden, da es ohne Glanz,
schöne Farbe und überdiess geneigt ist, in dünnen Lamellen abzublättern.
Man sieht daher die Schale nur im Ganzen, statt anderer grossen
Gefasse, von den Indianern in ihrem dürftigen Hausrathe gebraucht.
Die Thiere sind dumm und ziemlich träge, so dass es unsern Indianern
leicht ward, einige zu fangen, indem sie ihnen den Weg zum Flusse
abschnitten, und sie von der Seite mit einem Stock auf den Rücken
legten. Die einzige Vorsicht ist, dem kräftigen Gebisse derselben nicht
zu nahe zu kommen. Noch war die Zeit nicht da, in welcher die
Schildkröten schaarenweise den Strom zu verlassen, und ihre Eier in
den Sand der Ufer zu legen pflegen. Ich behalte es daher einem spätem
Abschnitte dieses Berichtes vor, von jenem Naturtriebe und von
dem Nutzen zu handeln, der aus ihm für die Anwohner entspringt. Das
Jahr 1819 war übrigens, gemäss der Versicherung unserer Indianer,
der Jagd nach Schildkröten sehr ungünstig, weil sich der Fluss auf einer,
in den Monaten August und September, der Zeit des tiefsten Wasserstandes,
seltenen Höhe erhielt. Manche der sandigen Ufer, welche
sonst in dieser Periode frei von Wasser und mit Schildkröten angefüllt
sind, waren dieses Jahr noch vier bis sechs Fuss tief überschwemmt.
Die vorhergehenden Hochwasser des Frühlings hatten auch jetzt noch
bemerkbare Verwüstungen angerichtet. Die steilen Ufer erschienen an
gewissen Orten gleichsam frisch abgerissen; ungeheure Massen von entwurzelten
Stämmen lagen aufeinander gehäuft, oder trieben den Strom
hinab, und manche der Cacaowälder längs den Ufern trugen Fluss-
Schlamm , Reissig und Röhricht bis auf zwölf Fuss Höhe in den Aesten.
In ihnen war die Erndte des Cacao verdorben, oder wegen der Gefahren
der Einsammlun§f unbenutzt geblieben. Weiter oben am Strome
hörten wir viel von dem mannichfaltigen Schaden erzählen, den dieses
gewaltige Hochwasser überdiess in den Cacao -, Reis -, Zucker, und Caffe-
Pflanzungen und auf dem nördlichen Ufer, zwischen Monte Alegre und
Macapä, in den Heerden angerichtet hatte. Er ward von der Villa de