um Acht Uhr Vormittags, etwa anderthalb Stunden später," als bei Ford. Diese Springfluth ist
eben so hoch, als die bei letzterem Orte. Weiter aufwärts im Mojü verzögern sich Ebbe und
Fluth noch bedeutend mehr. Die Fluth dauert im Mojü sechs, die Ebbe fitnf Stunden.- Auch
in diesem Flusse soll sich die Pororoca zeigen, und zwar zwei Fluthen (Mares) in ihm aufwärts
, bei dem Hofe Malacabado, nicht weit vom Eintritte des Canals Igarape-mirim in den
M o j u Sie tritt hier fast drei Stunden später ein, als das Hochwasser in Pard erscheint, und
von ihr bis zu dem Puncte, wo sich die Fluthen bemerklich machen, welche vom Tocantins aus
bis in den Igarape-mirim heraufkommen, sind keine zwei volle Mares mehr zu rechnen. Diese we-
nigen Thatsachen reichen leider nicht hin, um die Erscheinungen der Pororoca unter einen allgemeinen
erklärenden Gesichtspunkt zu bringen , und wir müssen es den Physikern überlassen, nach
einer mehrjährigen, an Ort und Stelle fortgesetzten, Untersuchung aller Oertlichkeiten und der
Periodizität in Ebbe und Fluth, eine vollständige Erklärung derselben aufzustellen. g S Von
allen Phänomenen der periodischen Meerbewegung, die.man mit der, zuerst -von D e la Condamine,
(Relation etc. S. i 88-) beschriebenen, Pororoca zusammenstellt, scheint mir eigentlich
nur die sogenannte W a s s e r r a t t e (Rat d’eau, Mascaret, Mascara) identisch zu seyn, welche
in der Dordogne, oberhalb der "Verbindung derselben mit der Garonne, (Lagrave Sorbic, im
Joum. de Phys, 1805. t. 2.), und in der Saveme (Phil. Trans. 1668. S. 812.) Statt findet. Wesentlich
ist 'bei' allen diesen Phänomenen,« dass die Fluth einer grossen Wasserfläche auf die
Gewässer eines1 verhältnissmässig engen Flussbettes einwirkt, und diese besonders da zu einer
furchtbaren Höhe aufthürmt, wo der Grund niedrig ist. Doch dürfte wohl dieses Verhältniss
ohne andere in der Oertlichkeit begründete Bedingungen schwerlich jene auffallende Geschwindigkeit
der Wasserratte begründen.
Verwandt mit diesem Phänomene ist die Sturmfluth in den ostindischen Mcereny^deren zuerst
schon Armands (Peripl. mar. Erythr. edit. Huds. p. 24 ssq.) als bei der Stad* Barygaza, jetzt Broach
herrschend, Erwähnung thut. Ganz ähnlich beschreibt sie Diogo de Codto (Asia, Decad. .VI. L. IV. c. 3.
Vergl. v. Eschwrge, Brasilien, die neue Welt. I. S. 156. ffl.) unter dem Kamen Macareo, intern er
das alte Barygaza für Cambajele hält, und Joäo de Babros (ibid., -Dec. IV. L. V. c. 1.) sa"t davon
dass eine Wache auf der Anhöhe die Ankunft der Sturmfluth durch ihr Horn ankündigen müsse.
Doch scheint diese Bewegung der Gewässer gegenwärtig nur als eine sehr hohe und stürmische Fluth,
ohne besondere physicalische Erscheinungen, betrachtet zu. werden. Am Broac&flusse erreicht die
Fluth eine senkrechte Höhe von fast dreissig Fuss, und hat eipe Geschwindigkeit von 6 Knoten in
der Stunde» (Horsburgh, Ind. Directory I. S. 282.), und auch die nördlichen Gegenden des Golfs
von Cambaya sind einer heftigen Fluth unterworfen, die vielen Schiffen gefährlich ward. (ibid. S. 283.)
Man hat die Gefahren, welchen sich die Flotte Alexanders im Indus plötzlich ausgesetzt sah, (Arrian.
Exp. AI. L. VE c. 19. Curtius L. IX. c. 9;) durch eine ähnliche Sturmfluth erklären wollen; doch
wird vom Indus neuerlich nur berichtet, dass die Ebbe in seiner Mündung sehr ungestümm sey (Horsburgh,
1. c. S. 247.), und die gewöhnliche, den Griechen unbekannte, Ebbe und Fluth dürften hingereicht
haben, ihre kleinen Fahrzeuge zu beschädigen. — Dass auch die meisten Ströme von Pegu
starke Macareos hätten, sagt Babros (a. a. O. Dec. III. L. III. c. 4.)__ Die Bore oder Hyger, welche in
mehreren Mündungen des Ganges, namentlich im Hooghly-River erscheint, dürfte der Pororoca am
nächsten kommen: sie ist die Wirkung einer mächtigen Sturmfluth auf seichte Flusscanäle. Horsbdrgii
(a. a. O. S. 416.) leitet sie „von der, durch die Regen im Innern des Landes vermehrten, Schnelligkeit
und Verlängerung der Ebbe her, welche zu überwinden der erste Andrang der Fluth so gewaltig sey.
Während des N. O. Monsoones' erscheint sie nur dann, wenn die Ebben ungewöhnlich hoch sind,
aber zur Zeit der Aequinoctialfluthen im März ist sie sehr gefährlich. Von Mai bis October, wenn
der Strom viel Wasser führt, erscheint die Bore nicht selten mehrere Tage in den Springfluthen.
Ihre gewöhnliche Geschwindigkeit ist zwanzig Seemeilen in der Stunde“.
(3-) Um dem Leser eine Uebersicht unserer Vorgänger auf dem Amazonenstrome.zu geben,
führe ich hier kürzlich diejenigen Reisenden auf, über welche sich in den uns zugänglichen
literarischen Materialien Nachrichten finden. Die Geographie dieses Stromes und seiner
Confluenten verdankt die meisten Aufklärungen den zahlreichen Expeditionen, die früher ohne
Unterlass von Pard aus in das Innere gemacht wurden, um -Indianer zu holen, oder die Na-
turproducte der Ufer einzusammeln. Auf diese Art gemachte Erfahrungen bildeten die traditionelle
Kunde, welche von wissenschaftlichen Reisenden aus dem Munde des Volkes aufgezeichnet
worden ist. Auch die-Niederlassungen im Innern des Sertao, bald von einzelnen Colonisten,
bald von Missionarien bewerkstelligt, mussten wesentlich beitragen, die Geographie zu erhellen.
Die hierin gemachten Fortschritte würden sich am sichersten aus der Zusammenstellung der
chronologischen Data von der Gründung und dem, hier so häufigen, Wechsel der Ortschaften
erkennen lassen. Da mir aber die Materialien zu dieser letzten fehlen, kann ich nur, ausser
den durch Schriften bekannt gewordenen Reisen, einige wenige jener Expeditionen anführen.
‘Im Jahre 1541 und 1542. Francisco Orellaka verlässt Ende Decembers 1541 den Goncalo Pi-
zarro., schifft den Coca hinab, in den Napo, und von diesem in den Amazonas, von dessen Mündung
er am 11. Sepf. 1542 die1 Insel Cubagua erreichte. S. Herrera, Historia general, Dec. VI.
L. VIII. c. 7. L. IX. c. 2. ffl., wo die Begebenheiten dieser merkwürdigen Reise einem Begleiter
Orkllana’s , Fr. Gaspar de Carvajal nach erzählt werden. Ferner: Cristoval d’Acunna, Relation de
la grande Rivière des Amazones, trad. par Gombcrville, G-5. ffl. Zarale, Conquista del Peru L. 4. c. 4.
Lopez de Gomara c. 143- Garcillasso de la Vega II. 3. c, 2 — 5.
1560. Piedro de Orsua unternimmt die Entdeckung des Amazonenstromes von Cuzco aus, wird
ober während der Unternehmung von Lopez d’Aguirre, dem Tyrannen, ermordet, welcher die Reise
bis zur-Mündung fortsetzt, von wo er sich nach der Insel Margarita begiebt. Der Weg, welchen
Agüirre genommen, ist nicht mit Sicherheit ausgemittelt. Acunna spricht (Cap. 65.) von.einer Verbindung
des Amazonas durch den Rio Negro mit einem der nördlicher gelegenen Ströme, worauf
Aguirrk in den Ocean gekommen sey. Er sagt aber dabei ausdrücklich, dass dieser Strom nicht der
Orenoco gewesen. Aguirre selbst erzählt seine Reise in dem berüchtigten Brief an König Pihlipp,
von welchem ich in Madrid eine Gopie nehmen konnte, und der von Hrn. v. Humboldt auszugsweise
mitgctheilt worden ist, (Voy. II. p. 129.) folgendermaassen: „Wir machten Flösse, und liessen Pferd*
und Habö zurück, und fuhren den Fluss hinab mit harter Gefahr, so dass wir uns in einem Golf
sahen von süssem Wasser. Von dem Orte, wo wir* uns zum erstcnmale einschifften , fuhren wir
dreihundert Lcgoas. — In diesem Flusse Marannon blieben wir bis zu seiner Mündung, da er in’s
Meer fallt, mehr als zehn und ein halbes Monat, wir machten gerade hundert Tagreisen, und gingen
1500 Legoas- Es ist ein grosser und furchtbarer Strom, hat in der Mündung achtzig Legoas Süsswasser,
hat grosse Untiefen und achthundert Legoas Wüste ohne eine Art von Bevölkerung, wie
Deine Majestät es sehen wird aus einer recht wahren Relation von unserem Weg, die wir gemacht
haben. Hat mehr denn Gooo Inseln. Gott weiss, wie wir kerauskamen aus diesem furchtbaren See.(<
u. s. w.- Dieser Bericht weicht darin von Acdkxa ab, dass er die Gegenden unbewohnt schildert,