ren blass oder gelbsüchtig, wodurch der tatowirte Fleck im Antlitz noch
scheusslicher hervortrat. Die Meisten hatten einen monströs ausgedehnten
Unterleib , und die Aeltern unter ihnen deutliche Leber - und Milzverhärtungen,.
Folgen der häufigen Fieber, gegen welche die Bewohner
des Yupurä kein Mittel kennen, und eben so wenig, aus Indolenz, von
den Weissen einhandeln. Es widerspricht diese Thatsache der allgemeinen,
aber falschen, Annahme, dass die Indianer im Besitze vieler
und wirksamer Heilmittel seyen. Nach allen meinen Erfahrungen sind
ihnen nur wenige Pflanzen, am ersten noch gewisse purgirende Früchte,
als heilkräftig, und manche Schlingpflanzen und saftreiche Gewächse als
giftig bekannt. (4*) Der Kränklichkeit ungeachtet, die sich an so vielen
unserer Indianer kund that, ruderten sie unverdrossen den grössten
Theil des Tages hindurch, so dass wir nach vier Tagereisen an die ersten
Katarakten, Cupali genannt, gelangten. Der Fluss, dessen Richtung
bis zur Hälfte dieses Weges w . s ü d l i c h , dann nordwestlich ist,
hat weniger Inseln als unterhalb S. Joäo, und nur eine Breite von y6
bis yQ einer Seemeile. Seine Strömung ist in der Mitte beträchtlich;
sie mochte damals fünf bis sechs Seemeilen in der Stunde betragen.
Die Tiefe ergab sich in dem tiefsten Canale (doch vielleicht wegen unvermeidlicher
Diagonale des Senkbleies zu gross) zu zwanzig bis drcis-
sig Klaftern; an den Ufern dagegen war der Fluss sehr seicht, und
weitausgedehnte Sandbänke nöthigten uns oft zu grossen Umwegen.
Offenbar war der Fluss gegenwärtig hier im Fallen begriffen, und an
den Ufern und der Waldung waren Spuren eines früheren, etwa zwei
Klafter höheren, Wasserstandes sichtbar. Je mehr wir uns den ersten
Katarakten näherten, desto höher zeigten sich die Ufer, die Waldung
ward lichter, mit mehr abgesonderten Baumkuppen, und Abends erschien
uns in Westen die Serra de Cupati, dicht in Regenwolken gehüllt.
Der immer stärker fallende Regen entzog sie bald darauf wieder unseren
Blicken. Nachts 9 Uhr passirten wir die Mündung des Flusses
Apaporis (5.), oberhalb welcher wir einen Bivouac auf einer Sandinsel
bildeten. Am folgenden Morgen erblickten wir endlich die Serra de
Cupati in der Nähe. Die Regenwolken hatten sich zertheilt, und gönnten
die Ansicht eines uns schon seit langer Zeit entwöhnten Gegenstandes.
In dem Ungeheuern Urwalde,. worein wir seit Monaten vertieft waren,
hatte das Auge keinen Anhalts- und Vergleichungspunct für Höhen gefunden.
Der Mensch, dessen Organismus von der Natur zum Maassstab alles
Irdischen bestimmt scheint, verschwindet, ohnehin selten, zwischen Bäumen
, deren unter einander fast gleiche Höhe an sich selbst kaum gemessen
werden kann. Hier aber war ein freier Blick in die Ferne gegeben
, und das Auge überliess sich gerne solcher Üebung. Die Serra
de Cupati mag etwa 600 Fuss über den Yupurä erhoben seyn. Sie
erstreckt sich vielleicht eine Legoa lang von Süd nach Nord, und zwingt
den von W . N. W . kommenden Fluss, der sich an ihr bricht, eine grosse
Biegung zu machen, eben so wie an ihrem nördlichen Ende den Apaporis.
Ihre Figur ist ablang, und, dicht mit Vegetation bedeckt, unterscheidet
sie sich, aus der Ferne angesehen, wenig von dén höhern
Strecken [terrenos levantados') am Amazonas. Nur auf der Ostseite
tritt gegen den Scheitel hin eine weisse Felsenmasse aus dem Grün des
Waldes hervor, die, wenn von der Sonne grell beleuchtetJ wie ich sie
auf dem Rückweg sah,’ ein schimmerndes Licht zurückwirft. Als wir
näher kamen, belehrte uns die schnellere Bewegung der Gewässer, und
ein gewaltiges Brausen von der Nähe des ersten Falles, der, als der
kleinere, Cachoeirinha de Cupati genannt wird, und endlich erblickten
wir ihn selbst. Das Strombette wird hier auf die Breite von etwa
hundert und zwanzig Klaftern beschränkt, und die Gewässer stürzen
mit Ungestümm über ein, die ganze Breite durchsetzendes, Felsenriff.
Jetzt, wo der Strom arm an Wasser war, ragten die Felsen an beiden
Ufern des Flusses acht bis zehn Fuss über den Wasserspiegel hervor,
und andere standen entblösst zwischen den kleinen Fällen, Wirbeln und
Strömungen, in denen die Fluth sich nach unten Bahn machte. Sie
sind durch die Gewalt des Flusses abgerundet, zertrümmert, hie und
da in Haufen zusammengeführt, oder stehen noch unversehrt aus dèm
Grunde des Strombettes hervor. Das Gestein ist ein sehr feinkörniger,
geschichteter, harter Sandstein. Die Oberfläche der vom Wasser
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