
 
        
         
		mandud,  unterhalb  der  Fälle,  wird,  als  eine  der  ergiebigsten  Quellen  für  die  Lese  der  Schild-  
 lcröteneier  und  die  Bereitung  der  Butter  aus  denselben,  alljährlich  von  vielen  Kähnen  von  Bio  
 Negro,  ja  sogar  von  Parü  besucht.  Man  schlägt  den Werth  der  daselbst  gewonnenen  Butter  
 auf fünf  bis  sechstausend  Cruzados  jährlich  an. 
 Betrachtef man  die  ungeheure  Ausdehnung  dieses  Stromes ,■  welcher  eine  directe  Wasserstrasse  
 von  der  Stadt  La  Paz  im  Innern  von  Hochperu  bis  nach  Para  am  atlantischen-Ocean  
 vermittelt,  den  Reichthum  der  Länder  die  er  durchströmt,  und  den  Mangel  anderer Wasserverbindungen  
 ..von  gleicher  Ausdehnung,  so  muss  man  bedauern,  dass  die  Schifffahrt  durch  ein  
 so  grosses  Hindemiss,  wie  die  zahlreichen  Fälle,  zwischen  denen  man  74  Legoas  Schifffahrt  
 rechnet,  unterbrochen  wird.  Nichtsdestoweniger  ward  er?  in  den  Jahren  1755  bis  1787  der  
 hauptsächlichste Handelsweg,  und  Mato  Grosso  gewann  d§bei,  indem  es  alle  schweren  Handelsartikel  
 üm  die  Hälfte  wohlfeiler,  als  von  Bio  und  Bahia  her  erhielt.  Die  Böte,  in  welchen  
 man  diese  Reisen  zu  machen  pflegt,  von  ähnlicher  Construction,  wie  die  im Amazonas  
 üblichen,  haben  gewöhnlich  sieben  bis-acht  Ruderer  auf  jeder  Seite,.und,  ausser  dem  Piloten,  
 einige  Fischer  und  Jäger,  so  dass  sich  die  Mannschaft  auf zwanzig Mann  beläuft.  Die Ladung,  
 gewöhnlichem  einem Werthe  von  1 5—   16,000  Cruzados  und  von  2— 3,000  Arrobas  Gewicht,  
 besteht  namentlich  aus  den  schwereren  Artikeln,  die  zu  Lande  von  Bahia  und  Rio  de  Janeiro  
 minder zweckmässig  bezogen  werden,  also  in  Metallen  und Metallwaaren,  Glas,  Irden-  und  
 Porcellanwaaren,  Arzneien,  Wein,  Essig,  gebrannten  Wassern,  Papier,  Schiesspulver,  Salz,  
 doch  auch  in  Quimjualleriewaaren  und  kleinem  Artikeln.  ScHnittwaaren,  Hüte,  andere  leichte  
 Gegenstände,  so  wie  die  Negersclaven,  zog man  vor,  von  Bahia  und  Rio  de  Janeiro  zu  holen.  
 Aus  Mato  Grosso  pflegte  man  vorzüglich  Gold  in  Staub  und  Barren  nach  Para  zu  bringen,  
 und man  darf  annehmen,  dass  der Werth  der  Einfuhr  von  dorther  sich  im  Durchschnitte  
 jährlich  auf  200,000  Cruzados  belief.  Schon  im  Jahre  1769  ward  (nach  Pizarro,  Memor.  do  
 Bio  de  Jan.  IX.  p.  117.)  nach  Para  die  Summe  von  85,963^  Octaven  Gold,  oder,  die  Oct.  zu  
 i35o  Reis  gerechnet,'  116,050,725  Reis,  im  Jahre  1770  wurden  ^i ,2jo,qoo  Reis  dahin  ausgeführt; 
   (In  denselben Jahren  belief  sich  die  Ausfuhr  nach  Rio  de  Janeiro  auf  142,411,811  Reis,  
 und Sich  Bahia  auf  101,351,250  Reis.)  Nebst  dem  Golde,  als  dem  Haupterzeugnisse  der  Provinz  
 Mato  Grosso,  werden  von  daher  noch  ausgeführt:  etwas  Zucker,  von  guter Qualität,  grobe  
 Baumwöllenzeuge,  Fabricat  der  Indianer,  Tamarindenmuss,  Nelkenzimmt,  Pechurimbohnen,  
 und  als  Contrebande  auch  Diamanten.  Bei  der  schwachen  Bevölkerung  der  Provinz,  die  die  
 Erzeugung  von  Industrieartikeln  hindert,  ist  das  Gold  fortwährend  der  wichtigste  Gegenstand  
 der  Ausfuhr.  Man  rechnet,  dass  die  Schiffe  von  Para  bis  zur Mündung  des Madeira  in  den  
 Amazonas  270,  von  da  bis  zu  den  ersten  Fällen  186,  von  diesen  bis  zur  Vereinigung  des  
 Guapore  und  Mamore  103,  von  hier  bis  Villa  Bella  205,  im  Ganzen  764  Legoas  zu  durchschiffen  
 haben.  Zu  diesem  ungeheueren Wege  braucht  ein  beladenes  Handelscanot  gewöhnlich  
 neun  bis  zehn Monate.  Mehr  als  ein  Dritttheil  dieser  Zeit  muss  auf  die  Passage  der  Katarakten  
 verwendet  werden,  deren  mehrere  selbst  für  kleine  leere  Kähne,  geschweige  denn  für  jene  
 grösseren  Böte  unfahrbar  sind.  An  den  Fällen  Salto  do  Theotonio,  do  Girdo,  Pederneira,  Ri-  
 beirdo,  do  Madeira,  da  Banapeira müssen  die  Ladungen,  und,  wenn  nicht  gerade  der  Stand  
 der  Gewässer  vorzüglich  günstig  ist,  auch  die  Kähne  auf  einem  Schienenwege  (Estiya)  von  
 Balken  weiter  geschafft  werden.  Der Weg,  welchen  sie  in  dieser  Art  zurücklegen,  beträgt  w e nigstens  
 sechszehnhundert  Klafter.  Die  günstigste  Zeit  um  diese  Fälle  zu  überwinden,  sind 
 die  Monkte  Julius  bis  September,  in  denen  der  Strom  wasserarm  ist;  doch  bieten  manche  
 Passagen  gerade  dann  grössere  Schwierigkeiten  dar,  wenn  der  Strom  leer  ist,  und  die  Fahrzeuge  
 über  wenig  bedeckte  Klippen  am  Seile  (a  Sirga)  aufwärts  gezogen  werden  müssen.  In  
 der  grössten  Höhe  der  Gewässer  ist  die  Schifffahrt  am  schwierigsten,  nicht  sowohl  wegen  der  
 eigentlichen  Fälle,  sondern  wegen  der  mächtigen Strömungen  zwischen  ihnen.  In  den  späteren  
 Monaten  werden  die  Reisenden  nicht  selten  von  kalten  Fiebern,  Rühren  und Diarrhöen,  der  
 Folge  langwieriger Anstrengungen,  ergriffen.  Da  nun.überdiess  die Plage  derMosquiten  in mehreren  
 Gegenden ganz  unleidlich,  von Borba aufwärts,  wo  auch  die begünstigenden Ostwinde aufhören  
 die Hülfe der Ansiedler sehr precär und ein Anfall von Indianern, selbst bei scheinbar friedlichen  
 Gesinnungen  derselben,  zu  fürchten  ist,  so  haben  allerdings  die  Kaufleute Gründe  genug,  
 die  in  vier  bis  fünf Monaten  mit Sicherheit  auszuführenden  Reisen  zu  Lande  nach  Bahia  und  
 Rio  de  Janeiro  dieser  ausgedehnten,  so  manchen  Widerwärtigkeiten  unterworfenen  Wasserexpedition  
 vorzuziehen.  Die  Regierung  hat  es  zwar  nicht  an  Aufmunterung  fehlen  lassen,  und  
 von  Mato  Grosso  aus  ward  ein  Detachement  Truppen  an  den  Salto  do  Theotonio  beordert,  
 um  die  Schifffahrt  zu  beschützen  und  den  Reisenden  mit  Lebensmitteln,  welche,  ausserdem  
 von  Borba  mitgenommen  werden  (man  rechnet  für  jeden  Mann  fünf  Arrobas  Mandioccamehl  
 ausser  einer- täglichen  Portion  Fische)  beizustehen,;  allein  bei  der  geringen  Frequenz  der  Reisenden  
 und  dem  Andrange  feindlicher  Indianer  ward  es  wieder  aufgegeben.  Dass  neuerlich  
 ein  ähnlicher  Posten  im  Ribeirdo  angelegt  worden,  sey,  habe  ich  bereits  erwähnt.  In  diesem  
 Jahrhunderte  hat  sich  der  Handel  zwischen Mato  Grosso  und Pari  nicht  blos desshalb  vermindert, 
   weil  die  Bedeutung  von  Rio  und  Bahia  als  Handelsstädten  so  entschieden  zunahm,  und  
 die  Kaufleute  dort  Verbindungen  anknüpften,  von  woher  sie  in  der  Hälfte  der  Zeit  Sendungen  
 erhalten  konnten,  sondern  besonders  auch  darum,  weil  die  grossen  Capitalien,  welche  zu  einer  
 Unternehmung  nach  Para  nöthig  sind,  mit  der  Abnahme  der  Minenproduction  in  Mato  Grosso  
 immer  seltener  wurden.  Sobald  eine  beträchtliche  Bevölkerung  die  fruchtbaren  Gegenden  am  
 Madeira  einnehmen  wird,  dürfte  es  wohl  schwerlich  an  Mitteln  fehlen,  die  Fälle  durch  zweckmässig  
 angebrachte  Canäle  zu  umgehen,  und  dann  eröffnet  sich  dem  Handel  dieser  Landschaften  
 * eine  glänzende  Aussicht.  Im  vorigen  Jahrhunderte  hätte  man  einè  Beschleunigung  der  
 Bevölkerung  dieses  öden  Gebiets  erwarten  können,  wenn  reiche  Goldminen  am  Rio  Jamary  
 oder  einem  andern  Confluenten  entdeckt  worden  wären.  Gegenwärtig  aber  haben  in  dieser  
 Beziehung  gesündere  Ansichten  Platz  gegriffen;  die  Illusionen  von  dem  reichen  Erträgnisse  des  
 Geschäfts  eines Mineiro  sind verschwunden  (man rechnet,  dass  ein Goldwäscher  im Durchschnitt  
 wöchentlich  nur  600  Rëis,  oder  im  Jahre:31,200  Reis  erarbeiten  könne,  während  die  Rente  
 eines  im  Ackerbau,  namentlich  in  der  Zuckerplantage,  Verwendeten  auf  5o,  ja  70,000  Reis  gelange) 
   und  nur  eine  beträchtliche Uebervölkerung  der  östlichen Landschaften  wird  vielleicht  erst  
 spät  die  fruchtbaren,  aber  einsamen  Gefilde  am  Madeira  mit  Anbauem  versorgen.  — Diess  
 sind  die  Nachrichten,  welche  ich  über  den  mächtigsten  Tributär  des  Amazonas  beizubrihgen  
 habe;  sie  sind  theils  aus  den  schriftlichen. Urkunden  von  Goxsalvez  da  F onseca  und F ranco  da  
 Almeida  Serra  geschöpft,  theils  die  Ergebnisse  aus  den  mündlichen  Berichten  von  Reisenden,  
 welche  ich  zu  vernehmen  Gelegenheit  hatte. 
 (2.)  Die  Mundrucus  (Mundurucus,  Muturicus)  waren  in  Brasilien  vor  dem, Jahre  1770  
 kaum  dem  Namen  nach  bekannt;  damals  aber  brachen  sie  in  zahlreichen  Horden  längs  des