Iieit die in rnisem Ländern sehr schnell die Festsetzung Ton Grenzen herbeifdhren, können da
nicht entstehen, oder doch zu keinerJBestimmung führen, wo die grössere Menge der vorhandenen
Menscher^keinen festen Wohnplatz hot, und sich also auf einem gegebenen Stacke Land
nur vorübergehend nnd zufällig befindet,, «Bd wo die einzelnen festen Wohnplätze durch so
grosse Entfernungen getrennt sind, dass man in Bezug auf eine Karte noch immer nicht viel
weiss wenn Moss gesagt ist, die Grenze laufe zwischen irgend zwei solchen «rten durch. Noch
viel unsicherer sind die Grenzen‘zwischen dem portugiesischen und spanischen America, und die
Portugiesen und Spanier werfen sich gegenseitig vor, sowohl die Grenzen auf den Karten, als
die Angaben von Längen und Breiten absichtlich und wissentlich verfälscht zu haben, um die
Grenzstreitigkeiten so langeVterhalten zu können, bis sich Gelegenheit zeigen möchte, jene
durch die Gewalt der Waffen, — zu ihrem Vortheile festzusetzen. Da nun m allen Landern
der Welt die Grenzen durch feste, immer leicht zu unterscheidende Puncte bezeichnet werd
e n , nämlich durch befestigte oder doch bewohnte Orte, durch Flüsse, Berge u. s. £ , so lässt
sich denken wie verschieden die Angaben über diese Puncte seyn müssen, um die eben erwähn-
ten Vorwürfe hervorzurufen.
Alle diese Hindernisse bleiben ober dieselben, das Werk mag unternommen werden, wo
und von wem man will. Ohne also im Besitz vieler Hülfimittel zu seyn, h^fte seihst der Entschluss,
eine Karte von Sndamerica zu ver&ssen, nicht wohl entstehen können. Die Hm. v.
Srrz und v. M astitis waren auch schon einigermassen lange im Besitz des grössten Theils der
Hülfsmittel, von welchen weiter unten die Rede seyn wird, ohne dass sie im Sinne hatten, eine
Karte von Südamerica herauszugehen, ihre Absicht war zunächst nur eine Karte « n Brasilien.
Als sie ober für die wirkliche Ausarbeitung derselben einen sachverständigen Mann suchten, und
dafür den nun viel zu frühe verstorbenen Hanptmann und Ingenieur-Geographe J. Fr. Wzisa
erkannten, so .legten sie ihm ihre Hülfsmittel und Materialien vor, um sich mit ihm über die
Ausdehnung des Dnterafhmens, über den MaasstaÜ n. s. w. zu benehmen. Diesem erschien
nun der Vorrath der Hülfsmittel bereits so gross, dass man an das Unternehmen emer Karte
von ganz Südamerica gehen sollte^ indem sich das Abgängige noch während der Arbeit beischaf-
fen Kesse. Ausserdem bot München sehr geübte Zeichner nnd Kupferstecher.
So wurde der Entschltfss ge&sst, eine Generalkarte von Südomer» zu verfassen. Der
Entwurf der Karte, und die Redaction und Kritik des vorhandenen Materials Mieh dem Hanptmann
Wziss übertragen-, die Zeichnung aber Übernahmen der Hr. Hauptmann Baron v. Jbztzz
und Hr. OherKeutenant J. Schwarzuasit. Da indessen Hr. Bar. v. Jzzrzz nach einiger Zeit das
Unternehmen wieder verKess, so Mieb bis zur#oBendung die Zeichnung dem Hm. Oherheute-
nant Schwarz mann allein liberlassen.
Es ist nicht z u läugnen, dass das Unternehmen dem Hauptmann W eiss viel weniger
schwierig schien, als er nach der Hand wirklich hei der Ausarbeitung fand. Er besass
zwar alle Kenntnisse, die für einen Geographen nöthig oder nützlich sind, m einem vorzüglichen
Grade, uud sie wurden durch sein angebomes Talent besonders fruchtbar; er war mit den
Schwierigkeiten solcher Unternehmungen im Allgemeinen aus zwei früheren Versuchen bekannt,
nämlich dem einer Karte von Africa und einer andern von Madagascar, welche beide leider,
weil sich kein Verleger fand, nicht erschienen sind, und er war mit der Geographie von Amenca
so sehr vertraut, als man es seyn kann, ohne selbst eine Karte zu entwerfen; aber dennoch
fand er- die Schwierigkeiten immer grösser und grösser, je weiter er sich in seiner Arbeit von
der Küste entfernte. Es gieng ihm, wie Einem, der durch einen reissenden Strom waten soll;
die ersten Schritte vom Ufer weg sind leicht zu machen, aber dann nimmt der Widerstand in
einer zusammengesetzten Progression zu , bis er die Mitte erreicht hat. Bei jedem Schritte vorwärts
ins Innere vermehrten sich die Widersprüche; die astronomisch bestimmten Puncte hören
auf, und man hat nichts mehr, als einzelne Karten, deren Autorität in jeder Beziehung zweifelhaft
ist, und die Angaben von Reisenden über Distanzen in Meilen ausgedrückt.
Diesem letzten Hülfsmittel wird gewöhnlich ein Werth beigelegt, den es nie und nirgends
besitzt Wenn ein Reisender von A nach B geht, und an beiden Orten keine astronomische
Bestimmung vornehmen kann, so giebt er gewöhnlich den Compassstrich an, nach welchem
er sich beweget, und schätzt die Zahl der Meilen zwischen A und B nach der Zahl der Zeitstunden,
die er unter Weges war, indem er das Verhältniss zwischen einer Meile Weges und
der Zeit, die er braucht, um sie zurückzulegen, oder seine Geschwindigkeit, aus vorausgegangenen
Erfahrungen abstrahirt, und als ein zuverlässiges arithmetisches Mittel aus hinlänglich
vielen Beobachtungen betrachtet. Wären diese Annahmen genau richtig, so wäre die Methode,
den Punct B in Bezug auf den Punct A zu bestimmen, die nämliche, die man zur See anwendet,
um den Weg des Schilfes durch den Cömpass und durch das Log zu bestimmen. Die An-
wengung dieser Methode erlaubt zur See eine grössere Vollkommenheit als zu Land, und wird
doch jetzt von allen Seefahrern nur als ein Nothmittel betrachtet, welches durchaus keine Genauigkeit
gewähret, und die Schiffsrechnung immer in Verwirrung bringt. Zu Lande aber ist die
Genauigkeit noch weit geringer. Das Schiff bewegt sich immer auf der Oberfläche des Meeres, also
inBezug auf kurze Distanzen immer auf einer horizontalen Ebene, der Reisende zuLand hingegen
bewegt sich immer auf schiefen Ebenen von sehr verschiedener Neigung und die Veränderung
der Neigung verändert seine Geschwindigkeit in einem sehr zusammengesetzten Verhältnisse, ohne
dass er irgend ein Mittel besitzt, die Veränderung seiner Geschwindigkeit bestimmen zu können.
Es wird daher die Angabe des zurückgelegten Weges beinahe immer schon aus diesem Grunde viel
grösser, als sie nach der blossen Projection der practicablen Weite auf die Horizontalebene seyn sollte.
Wird zur See die Geschwindigkeit des Schiffes durch Strömungen verändert, so dient wieder das Log,
um die veränderte Geschwindigkeit angeben zu können; der Reisende zu Lande hat aber durchaus
kein solches Hülfsmittel; das Schiff befolgt überdiess seinen Compassstrich sehr genau, der
Reisende zu Lande verändert ihn aber immer. Als der genaueste Versuch zu Lande lässt sich
vielleicht die letzte russische Missionsreise nach Peking betrachten, die grösstentheüs durch ein
sehr ebenes Steppenland ging, und wobei der sehr einförmige Gang der beladenen Camele
zur Bestimmung der Geschwindigkeit benützt wurde; und doch kann auch hier die Genauigkeit
nicht grösser seyn, als die in der Schiffsrechnung durch das Log erreicht "wird. Die Angabe der
Reisedistanzen und des Compassstriches des Weges, oder des Azimuthes der Richtung der Bewegung,
haben also einigen Werth, wenn sie nur dazu dienen sollen, um zwischen zwei astronomisch
fest gelegten Puncten, die als Anfangs- und Endpuncte dienen, einige andere dazwischen
liegende in ihre relative Lage zu bringen. Wenn aber nur der Anfangspunct gegeben ist, der
Endepunct aber, und alle dazwischen liegenden nur aus der Reiserechnung eingetragen werden
müssen, so ist es ein blosser Zufall, wenn das Resultat nicht nach der Hand beträchtlichen Cor-
rectionen unterliegt. Diese Correctionen treten desto öfter ein, und werden um so beträchtli