lung zu benutzen, denn alle, ohne Ausnahme, empfanden jetzt den krankhaften
Einfluss des Klima und der bisher ertragenen Mühseligkeiten.
W ir , Cap. Z any und ich, waren dadurch genöthigt, jede Art von
Dienstleistung auf uns selbst zu nehmen. Der Indianer sey seinem Herrn
auch noch so sehr zugethan, sobald er erkrankt, hört alle Verbindlichkeit
auf, und er beschäftigt sich lediglich mit sich selbst, oder vielmehr,
er versinkt in ein dumpfes Hinbrüten, unbekümmert für ein Heilmittel
und sich den Wirkungen der Krankheit überlassend, deren Fortschritte
er höchstens noch durch strenges Fasten aufhält. Zu diesem traurigen
Verhältnisse kam auch noch, dass uns allmälig alle Indianer verliessen,
welche am obern Yupurä, oder dessen Beiflüssen zu Hause waren, und
uns von den verschiedenen Tubixavas als Ruderer oder Jäger geliehen
worden waren. So verringerte sich unsere Mannschaft an jeder Niederlassung,
und manche Nacht mussten wir Zusehen, wie dieser oder
Jener, ohne seinen Lohn abzuwarten, seine wenige Habe ergriff und
sachte aus dem Bivouac in den Wald schlich, um nicht wiederzukehren.
Branntwein, jene mächtige Panacee für alle Gemüthszustände'des
Indianers, war nicht mehr hinreichend vorhanden, ^um sie an uns zu
fesseln. Nach zwei Tagereisen gelangten wir in die Ortschaft Uarivau
der J o r is , wo wir von dem Tubixava Miguel mit ungeheuchelter Freude
empfangen wurden. Statt des gemeinsten Eigennutzes, der lüderlichsten
Zeitverschwendung und schaamlosesten Erniedrigung der Miranhas, glaubten
wir hier doch eine edlere Art von Offenheit und Freigebigkeit, eine
gutartigere Dienstfertigkeit und einen verständigeren Fleiss zu bemerken.
Es musste uns jetzt so Vorkommen, als erkenne der Juri sich als Bürger
an. Ich fand hier einige Macunäs und Kapuds, die im Apaporfs
herabgekommen waren, und dem Principal braunen und weissen Turiri-
bast gegen Eisengeräthe verkauften. Es waren sehr schöne grosse Leute,
und besonders die Kupuas von regelmässiger und angenehmer Gesichtsbildung.
Sie hatten keine Tatowirung, trugen aber alle Ohrengehänge,
und Einer (S. dessen Porträt im Atlas) in der durchbohrten Unterlippe
einen Cylinder von.Holz. Dieser Indianer hatte auch den caribischen Haarschnitt,
dem sich nicht mehr Alle des Stammes unterziehen, da er mühsam
und schmerzhaft ist 5 auf die Stirne hatte er eine rothe Binde gemalt.
Die Sprache der JKupuas hat viele Gh-Laute, wie sie im Englischen
Vorkommen. Die Reise von Uarivau abwärts war leichter und schneller.
Wir kamen in einem Tage nach S . Joäo do P rin cip e, wo wir
den aus Ega zurückgekehrten Ortsrichter antrafen. Er begann schon
wieder seine schaamlosen Bedrückungen gegen die armen Indianer, denen
ich versprechen musste, ihre Lage bei den höheren Behörden zu
schildern, die auch, dem Uebel abzuhelfen, veranlasst wurden. Vielleicht
bringt die neue Epoche, welche über Brasilien wie ein wohlthä-
tiges Gestirn heraufzieht, auch diesen armen Halbwilden Hülfe, durch
eine glückliche Vereinigung der beiden, bis jetzt in der Verwaltung
der Indianer befolgten, dem hierarchischen und dem bürgerlichen, Systeme.
Von der westlichsten Niederlassung der Brasilianer bis nach
M arip i brauchten wir fünf Tagereisen. Der Fluss erschien uns jetzt
allmälig wieder mehr und mehr von der trüben Erdfarbe, welche wir
an seinem Eintritt in den Solimoes bemerkt hatten. Von A ra ra -C o a ra
bis zu den Fällen von C upati hat er eine schmutzig grüne Farbe; bei
«S. Joa o selbst wird diese fast in das Caffebraun des Rio Negro verändert,
indem eine Menge brauner Bäche und Canäle sich mit ihm vermischen.
Bis zur Mündung des A u a ti-P a ra n a hatten wir oft niit Seichtheit
des Flusses zu kämpfen; von da an aber fanden wir auf einmal
grosse Wasserfülle als Folge der Einströmung der Gewässer des Solimoes.
W ir hielten uns meistens in der Mitte des Hauptcanales, und
übernachteten auf den Inseln, einmal auch in der Tapera (dem verlassenen
Orte) der ehemaligen Niederlassung «S. Joaquim dos C oeru nas,
auf dem südlichen Ufer des Stromes, dem R io Poapoa gegenüber.
Alles war hier wieder zu einer Wildniss verwachsen. Als wir hier
wieder einschifften, vernahmen wir ein seltsames Röcheln und Schnarchen,
das, gerade aus der Tiefe des Fahrzeugs kommend, uns fürchten
liess, dass sich ein Kaiman hineingeschlichen habe. Wir fanden aber,
dass es mehrere Grunzer {R oncad ores, Rhinelepis asp era, S p ix P isc .'
t. 2.) waren: grosse, bepanzerte Fische, die, wenn sie sich an Fahrzeugen
festsetzen, diesen Ton von sich geben. In IMaripi verweilten wir