bespülten, innerlich weissen, Felsen, war durch Soiine, Luft und Wasser
auf eine seltsame Art gebräunt und glänzend, so dass sie, unter
gewissen Beleuchtungen, spiegelte. Die Oxydation erschien mehrere
Linien tief in das Gestein eingedrungen; doch zeigte der veränderte Theil
nicht jene eigenthümliche Absetzung (einer kohlenstoffigen Verbindung
mit Eisen?), die ich später an den Granitfelsen im obern Flussgebiete
bemerken konnte. Oberhalb dieses Falles Jkrümmt sich der Strom gen
Nord west um den Berg, und erscheint, von dem waldigen Ufer umzäunt,
ohne sichtbare Oeffnung, wodurch er käme, wie ein See. *)
Die dunkle Färbung des Berges, an welchem schwere Regenwolken
hinzogen, die geheimnissvolle Stille des Waldes, die colossal aufeinander
gehäuften Felsenmassen und das Rauschen des Stromes gaben dieser
Landschaft einen unaussprechlich düstern und schwermüthigen Charakter,
dessen Eindruck noch immer lebendig in meiner Seele ist. Selbst die
Indianer, von denen Viele nie einen Berg oder Wasserfall gesehen
hatten, schienen von der furchtbaren Scene ergriffen. Sie hefteten verwunderte
Blicke bald auf den Berg, der durch den dichtfallenden Regen
in drohende Nähe versetzt schien, bald auf die brausenden Wasserwirbel.
— Die Fahrzeuge wurden an lange Stricke und Lianen der Timbo
titica befestigt, und nun versuchten die Indianer sie im Fahrwasser (va-
radouro) zwischen den Klipipen über Wirbel und Stromschnellen aufwärts
zu ziehen, während Andere sie mittelst langer Stangen in der
Richtung erhielten. Am nördlichen Ufer waren die Strömungen zu heftig;
wir gelangten daher erst spät, am südlichen, zum Ziele. Während
dieser mühevollen Arbeit regnete es in Strömen, so dass wir zufrieden
seyn mussten, an'diesem Tage die Fahrzeuge auf eine Sandinsel oberhalb
des Falls zu bringen, wo wir übernachteten. Oberhalb dieses ersten
Falles treten mehrere Bäche in den Fluss, längs welcher der Sandstein
in so dünnen Schichten zu Tage ausgeht, dass er als Wetzstein
(tupi: Jta-Hy) gebraucht werden kann, und die Indianer haben von hieraus
welche bis nach Para gebracht. Die grössere Katarakte, Cachoeira
*) Eine Ansicht des Berges vçn hier siehe in > Mart. Palm. t. 35.
(tupi H y tu) de Cupati liegt etwa eine Stunde westlich von der erstem,
oberhalb welcher der Fluss zwischen höheren Ufern noch mehr eingeschränkt
wird. Sie wird so wie jene durfch, Querriffe gebildet, welche
bei Hochwasser den Strom vollkommen abschneiden und einen allgemeinen
Sturz desselben veranlassen. In jenem Falle soll die Fluth die Felsenriffe
auf mehr als dreissig Toisen weit und über drei Toisen hoch
bedecken; gegenwärtig aber fanden wir zwar viele Wirbel und Strömungen
zwischen den gigantischen Felsenmassen, jedoch keine allgemeine
Unterbrechung der Wasserfläche. Die Fahrzeuge konnten daher
auf dieselbe Weise, wie über die Cachoeirinha, aufwärts bugsirt werden
; nur war es nöthig, sie vollständig auszupacken und Alles auf dem
Rücken der Indianer über die, weithin am Ufer aufgethürmten, Steine
nach einer jenseits des Falls gelegenen Sandspitze tragen zu lassen, ein
Geschäft, das wegen der Glätte und Ungleichheit dieser Felsenmassen
und des fortwährenden Regens schwierig und gefährlich war. Nachdem
das Nothwendigste geschehen, überliess ich die Vollendung der müh-
vollen Arbeit meinem gefälligen Begleiter Snr. Z any, und machte mit
Joäo Bernardo , der diese Gegend schon öfter besucht hatte, einen Ausflug
nach dem Be'rge Cupati, in dessen Bächen er ßelbst allerlei schöne
Steine, nach seiner Beschreibung etwa Bergkrystalle oder Topase, gefunden
hatte. Es musste mir daran gelegen seyn, mein Urtheil über
die Formation dieses Berges zu vervollständigen, dessen Schichten eines
weissen, sehr harten, quarzreichen Gesteins, zugleich mit der Sage von
benachbartem Goldreichthume an ähnliche Gebirgsbildungen in Minas
erinnerten. W"ir fuhren auf dem, unter der Katarakte gebliebenen, Nachen
stromabwärts, und gelangten schon mit einbrechendem Abend an
eine Stelle am Fusse des Berges, wo ein mächtiger Waldbach über
hohe Felsenblöcke herabbrausst. Der feuchte Wald ruhte still, und das
Schauspiel einer wilden, kräftig erregten Natur erinnerte mich an die
vaterländischen Gebirge. Wir suchten lange in den Löchern des Sandsteins,
jedoch vergeblich; nur unreine Bergkrystalle, und keine andere
geognostische Merkwürdigkeit , kam zum Vorschein. Darüber war es
finstre Nacht geworden; wir setzten wieder auf die Südseite des Stromes