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M ojû sind für jede Art der tropischen Landwirtschaft geeignet; man
baut neben dem Zuckerrohr auch Caffe, Mandiocca, Mais und Reis.
Als einen grossen Vortheil rühmte uns den Verwalter, dass er sich
dazu lediglich der zahlreichen Negersclaven seiner Fazenda bedienen
könne, indem die benachbarten Indianer, fast ausschliesslich mit dem
Fischfänge und mit ihren eigenen kleinen Pflanzungen beschäftigt, und
von einer unüberwindlichen Abneigung gegen den Dienst der Weissen
beherrscht, sich nicht mit Zuversicht gebrauchen Hessen. Diese Indianer
wohnen, in ziemlich bedeutender Anzahl, auf dem niedrigen Eilande,
welches durch den Ausfluss des T ocan tin s, den M ojii und den
Ig a ra p ê-mirim gebildet wird, in zwei sogenannten V illa s : do Conde
und B eja . Die Ortschaften verdankei^ihre Entstehung den Jesuiten,
durch welche Indianer von den einheimischen Stämmen der Tupinam-
bazes, N hengahybazes, Mamayarnazes, und später Familien der 3 o-
chigu arazes, die vom Tocantins herabgekommen waren, hier versammelt
wurden. Anfänglich hiessen sie JVIurtigura und Sumauma *) Allé diese
Stämme haben sich vermischt, und ihre Eigenthümlichkeiten, die vorzüglich
in ihren verschiedenen Dialecten beruhten, aufgegeben. Sie sprechen
*) Die Jesuiten hatten ihre Missionen mit den bescheidenen Namen der Äldeas oder Missoês
belegt; aber nach ihrer Vertreibung wurden die meisten jener Ortschaften zu Flecken (Juillets)
erhoben, obgleich ein grosser Theil der Einwohner sich verlor. Auch die alten, grösstentheils
indianischen, Namen wurden mit anderen vertauscht, so dass es jetzt in manchen Fallen um
so schwieriger seyn dürfte, eine Spur der ersten Gründer zu finden, als die portugiesischen
Schriftsteller fast gefliessentlich jede Erinnerung an dieselben vermeiden. Die Ordensprovinz
Brasilien war so avisgedehnt, dass Maranhäo und Para als eine Viceprovinz von dem südlicher
gelegenen Theile abgetrennt worden war. In Para und Rio Negro waren folgende die Hauptniederlassungen:
Collegium zu Beleih ; die Missionen am üntem Parastrome und an der Meeresküste
(Missoes do Mar, d’Agoa salgada) : Maracand (später Cintra), Caeté (Braganza), Satinas
(hier besassen die Jesuiten einen Antheil an den königlichen Sàlzlagunen, so wie in S.
Pedro d’Alcantara der Prov. Maranhäo), Vigia (wo auch eine lateinische Schule bestand), Mur-
tigura {V. do Conde) , Sumauma {Beja). Die übrigen Missionen hiëssen Missoês do Rio oder
d’Agoa doce, als: Araticum (Oeiras), Aricwry oder Guaricuru {Portei), Arucard {Melgapo) am
obem Para oder Guanapii; Marajo auf der Insel gleiches Namens (mit den reichen Fazendas
do Arary, welche zum Theil den Carmeliten, zum Theil Privatleuten zum Betriebe übergeben
wurden, nachdem die Jesuiten vertrieben worden waren) ; zwei Missionen' am Tocantins, in
Cametd und Bayâo; drei am Xingu: Ita Cruzd {VeirosJ, Piraguiri (bei Pombal),Aricard {Souzel);
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alle portugiesisch, und haben, gleich den Küstenindiänern von Maranhäo
und Bahia, einen geringen Grad von Civjlisation angenommen. Es
verdient bemerkt zu werden, dass die Küstenindianer, welche unter
den Europäern zurückgeblieben sind, ursprünglich in ihren kleinen Kähnen
(Igaras, Ubäs) Schifffahrt und Fischerei getrieben haben, während
die Jägerhorden im Innern des Continentes in ihrem rohen Zustande
verharrt sind, und sich immer weiter zurückziehen. Seit längerer Zeit haben
Letztere auch keine Einfalle mehr in die Colonien dieser Gegenden
gemacht. In den Buchten des Moju. giebt es elektrische Aale, und man
erzählte uns, dass erst vor wenigen Jahren ein Mulatte beim Baden
durch den Schlag dieses merkwürdigen Fisches getödtet worden sey.
Wir gaben uns daher .viele Mühe, einen derselben in dem grossen
Netze zu fangen, welches wir zu solchen Zwecken in der Villa de
Vigia aus sehr starken Palmenfasern hatten machen lassen; jedoch ver-
gebHch. Die einzige Ausbeute war eine Schildkröte, die IMatamatä der
Indianer (C h ely s fim b ria ta , S p ix Test. t. n .). Die Phantasie eines
Höllenbreughels kann kein "hässlicheres Thier erschaffen, als diese,, am
Halse und Kopfe mit Fleisehlappen versehene, dunkelbraune Schildkröte,
welche in den Flüssen und stehenden Gewässern des Estado nicht selten
vorkömmt, aber, wegen ihrer gräulichen Gestalt, nur von den weniger
ecklen Indianern gegessen wird.
Der R io M oju theilt. alle Perioden und Bewegungen der Fluth, der
Ebbe und des Hochwassers mit dem Parästrome, und zwar treten diese
Erscheinungen hier ohngefahr achtzig Minuten später ein, als in der Stadt.
Der Fluss fluthet sechs Stunden lang, und ebbet fünf. Im Neu - und
Vollmond des Augusts tritt das Hochwasser Morgens 7 Uhr 45 Minuten
bis 8 Uhr ein. Die höchsten Wasserstände, von zehn bis zwölf
sechs am Topajoz: Santarem, Ibirajuba {Alter do Chdo), S. Ignacio {Boim), Camaru {V.
Franca) , & Joze {Pinhel), Aveiro; am nördlichen Ufer des Amazonas waren besonders zahlreich
die Missionen von Villa vistoza da Madre de Deos und von Monte Alegre; Tupinambd (V . N.
da Rainha) am obem Amazonas; S. Cruz am' Abacaxis; Trocano {Borba) am Madeira; Taba-
tinga nnd Jdväry am SolimoSs; <,