der Passes seyn, und sie sind desshalb in so zahlreichen Descimentos in
die Ortschaften am Solimoes und Rio Negro herabgeführt worden, dass
nur noch wenige Familien in der ursprünglichen Freiheit. leben. So
wird auch dieser gutartige Stamm in wenigen Jahrzehnten untergegangen
seyn. Es ist ein trauriges Vorrecht der edleren unter den Indianerstämmen
Brasiliens, dass sie, um so leichter unter der übrigen Bevölkerung
angesiedelt, auch um so früher aussterben. Dieser Fall ist
mit den Uainumas^ ehemals einem der mächtigsten Stämme amYupurä,
fast 'schon eingetreten. Von ihnen sollen nur etwa noch sechshundert
frei in den Wäldern zwischen dem Upf, einem Confluenten des I$a,
und dem Cauinari, der oberhalb der Katarakten in den Yupurä fallt,
hausen. Ich habe den Stamm nirgends mehr in grösseren Gemeinschaften
versammelt, wohl aber einige Familien unter dem Schutze ei- *)
*) Die Uainumas wohnen in grossen kegelförmigen Hütten , die mit zwei kleinen gegenüberstehenden
Thüren versehen sind. Sie bauen Mandiocca, verwenden jedoch die Wurzel
kaum zu Mehl, sondern lediglich zu Beiju (Kuchen). Beim Tanze sind sie mit reichem Federschmuck
geziert. Diese festlichen Tänze werden zu bestimmten Zeiten gehalten: zwei wenn
die Früchte der Palme Pupunha (vergl. S. io53.) reifen, und acht wenn sich der Reiher Acara
auf seinen Wechselzügen zwischen dem Solimoes und Orenoco in ihren Gewässern zeigt. Dieser
Vogel wird dann zu Tausenden erlegt, im Mocjuem gedörrt, und als Provision aufbewahrt.
Auch den Gebrauch des Ypadü kennt dieser Stamm. Er macht gute Hangmatten und ist überhaupt
industriös, fleissig, gutmüthig und den Weissen hold. In der eigenen Sprache nennen
sich die Uainumas: Inabissäna. Die Haare haben sie bisweilen eben so geschnitten, wie es
von den alten Peruvianem angegeben wird. Ihre verschiedenen Familien oder Horden unterscheiden
sich durch die Ausdehnung der Tatowirung im Gesichte. So haben die Miriti- Tapu-
iija (nach der Mauritia-Palme benannt) gar keine, die Jacami- Tapuiija (nach dem Vogel Ja-
cami) die Oberlippe, die Pupunha - T. das halbe Gesicht ohne die Nase, die Assai - T. (nach
der Palme dieses Namens) das halbe Gesicht mit der Nase, die Moira-T. : (Holz- Indianer) das
ganze Gesicht, die Jauarete - T. (Onzen - Indianer) den Mund tatowirt. Bisweilen tragen sie
auch Muschelschälchen in den durchbohrten Nasenflügeln, oder eine Taboca in der Unterlippe.
(Vergl. das Porträt „Uainümä“ im Atlas.) Ihre erklärten Feinde sind die Umauas im obem
Yupurä, aber auch mit den einzelnen Horden der Miranhas führen sie bisweilen Krieg, und
die letztem suchen sie für sich zu Gefangenen zu gewinnen, weil ihre Dienstfertigkeit und
milde Sinnesart sie ganz vorzüglich zu Dienstboten empfiehlt. Von dieser lobenswürdigen Gemüths-
art scheint der ganze Stamm durchdrungen zu seyn. Auch derjenige von ihnen, welchem ich
diese Nachrichten verdanke, schloss seinen Bericht damit, dass er ausriefs Inabissana gamissai
ha galt riseni rigeuhne: üab; der Uainuma (ist) gut, er dient gerne dem Weissen; er flieht nicht.
nes Anführers der Joris in l^arivau, und Einzelne als Arbeiter, oder,
wie man sagen dürfte, Sclaven, am ganzen Solimoes zerstreut gefunden.
Eine Frau des Stammes, die sich von Ega aus hierher geflüchtet
hatte, war bei Gregorio aufgenommen worden, und bat mich, sie
mit unserer Expedition in den obern Yupurä abreisen zu lassen, wo
sie ihre Verwandten zu finden hoffte. Ich musste ihr die Bitte abschla-
gen, da ich, um Unordnung zu verhüten, alle’Weiber von dem Zuge
ausgeschlossen hatte. — Die Indianer, die ich in Maripi antraf, gebrauchen
vergiftete Waffen. Diese Sitte ist allen Stämmen im Gebiete des
Yupurä gemein; doch wächst der Giftbaum nur in dem westlichen Theile
dieser Landschaft, und von dorther wird das Urarigift versendet. Geht
der Indianer auf die Jagd aus, so hat er nichts als sein Blasrohr in
der Hand; um den Hals hängt sein Köcher (Vergl. S. 1167.) und, wenn
er so reich ist, eine Messerklinge. Zur vollständigen Rüstung des Indianers
am Yupurä gehört der Pfeil (Curabi), den er von einem Bogen
aus rothem Holze schiesst, der Wurfspiess {Marucu), beide ebenfalls
vergiftet, und wohl auch die Keule (Cuidaruz) , welcher die verschiedenen
Stämme mancherlei Form und Verzierung geben. Grosse Schilde
aus dem gegerbten Felle eines Tapirs oder aus dem Rückenpanzer eines
Kaimans gehören unter die seltenem Trutzwaffen. Ich erhielt in Maripi
eine grosse Menge aller dieser ethnographischen Merkwürdigkeiten, welche
ich der Obhut des Principals Albano übergab, und bei der Rückkehr
noch um mehrere Stücke vermehrt fand. Gregorio hatte mich
das leichteste Mittel gelehrt, die Indianer zum Tausche zu vermögen:
ich eröffhete in Gegenwart der Weiber einen Kasten, worin ich Glasperlen,
Kattune und Halstücher mit mir führte, und diese einfache List
gewann mir mit dem Fürworte des schwächeren Geschlechts Alles,
was ich von dem stärkern wünschte. Diese Indianerinnen hatten eine
sehr ansehnliche Hühnerzucht, woraus sie uns reichliche Provision gestatteten.
Weder Ochsen, noch Schafe oder Schweine findet man in
dem ganzen Gebiete des Yupurä, und die gemeinsten Hausthiere sind
Hühner und Hunde, zw-ei Thierarten, deren Gegenwart bei den rohen
Indianern in den tiefen und heissen Niederungen Südamericas vor der