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Menschen hervor; so durch die colossalen Heuschrechon, com Theil mit ungleichgrossen
Fresszangen bewaffnet (die noch unbeschriebene Sippe der Cerberodon, Perty), t te sc an-
(tenfdrmigen Tansendfiiaac (lu lu s- und Folydesmui-Artcn), die Wenzen mit Blallfüasen, dio
mit Bornen besetzten Phalangien, die haarigen Vogelspinnen, die grotteshe Gestalt der sogenannten
Gottesanbeterinnen (Mantis), das sogenannte fliegende Blatt, wovon schon Pt-
gafelta fabelte, Proscopia, welche dürre Zweige nachalimt n. s. w. Andere scheinen in
der That geschaffen, um den Menschen zu bekriegen, und ihm die Herrschaft über das
fruchtbare Land z» erschwere». Wir erinnern an die giftigen Scorpione, an die Termiten
und Ameise», welche hier, mannichfallige Hunattriebe entwickelnd, die Sorgfalt des Land-
wirthes vereiteln, an den berüchtigten Sandfloh (P ule x pedetrans, L.) und die Waldzecken
(Ixodes), vor Allem aber an jene dichten Schwärme von Stechfliegen und Schnacken (Si-
mulium, Culex), welche durch ihre blutgierige Verfolgung die ganze Landschaft unbewohnbar
machen, und nur durch eine verjährte und weitausgedehnte Cultnr des Bodens
aus ihrer Herrschaft vertrieben werden können. Den wilden Thieren des utopischen America
darf sich der einzelne Mensch kühn gegenüberstellen; der Muth und die Geschicklichkeit
des nackten, ungebildeten Ureinwohners besiegen sie, und würden sie bei ernstlichem
Willen leicht bis zur Unschädlichkeit verringern, ja aüsrotten können. Anders verhält es
sich mit jenen kleinen Insecten. Ihre Herrschaft über schöne und fruchtbare Länder kann
nicht der muthige Wille des Einzelnen zerstören; nur eine höhere Kraft! die Vereinigung
zahlreicher Menschen zu bürgerlichem Fleisse, zu regelmässiger Benützung des Bodens
wird diesen Sieg davon tragen. So werden denn auch im Laufe der Jahrhunderte diese
Wolken schädlicher Zweiflügler verschwinden, welche, bis jetzt noch über ausgedehnte
Strecken der schönsten Länder hängend, ihnen den Charakter einer rohen Wildniss verleihen.
Bewohnt und urbar gemacht, wird das tropische America aus der gleichsam naturhi-
storischen Bedeutung, in welcher es zu der alten Welt steht, heraus in eine geschichtliche,
und allgemein bürgerliche übertreten, und die Thier- und Pflanzenwelt dieses schönen
Welttheiles werden mit zunehmender Oberherrschaft des Menschen sich auf jene untergeordnete
Bolle beschränken, welche ihnen, dem Menschen gegenüber, zusieht. Mit dieser
Bemerkung sehen wir uns am Schlüsse dieser flüchtigen Schilderung wieder bei demselben
Gedanken angelangt, von welchem wir ausgingen, dass nämlich der Mensch e s.sey, welcher
der gesammten, ihn umgebenden Natur die höchste Würde und Bedeutung verleihe. Der
rothe Ureinwohner America's wird sich kaum je auf jene Stufe erheben, dass er Gesetzge.
her und Veredler der ihm untergeordneten Natur werden dürfte. Diese Bestimmungscheint
Völkern caucasischer Bace, und insbesondere romanischer Abstammung, im Zusammenwirken
mit anglogermanischen und äthiopischen Stämmen verliehen. Im Conflicte dieser verschiedenartigen
BUdungskräfte wird America allmälig seine geschichtliche Bestimmung gewinnen,
und die auch dort heimisch gewordene Wissenschaft wird, die vaterländische Natur bis
in ihr;verborgenstes Walten verfolgend, jenes Gemälde ausfiihren, wovon wir hier, mit
allzuscllwacher Feder, nur einige Züge zu entwerfen versucht haben.