Araguaya mochten sich vorzüglich die Gouverneurs TniSTaö da. Cuhha Mrheers im Jahre 17 9 1 , und
Cokdk da. Palma im Jahre 1805 verdient. Obgleich seitdem alle Gouverneurs von Goyaz und Para
diese Wasserstrasse empfohlen haben, ist sie doch wegen der schwachen Bevölkerung und wegen
Mangels an Industrie noch sehr wenig frequent. Es vergehen Jahre, ohne dass ein grosses Fahrzeug,
vielweniger eine.ganze Parada, (so. nennt man eine Hotille aus mehreren Canoas, die sich wegen
der zu fürchtenden Ueberfälle der Indianer vereinigen), die Reise machte. Um Colonisten zu bestimmen,
sich am Tocantins niederzulassen, sind diesen von der.Regierung im Jahre 1810 folgende
Begünstigungen zugesagt worden: zehnjährige Steuerfreiheit, sechsjähriger Nachlass in der Bezahlung
von Schulden an das Aerar, zollfreie Einfuhr auf ihren Fahrzeugen auf zehn Jahre, und für dieselbe
Zeit die Unterwerfung der im gerechten Erlege gefangen genommenen Indianer zu Leibeigenen. Zur
Bcschützung der Reisenden ward, ausser dem Wachtposten am Rio Manoel Alvez, ein anderer, Pre-
zidio de S. Maria, zwischen Porto da Piedade und 5. Joäo das duas Barras, in den Jahren 1813— 18
errichtet. Die von dem Gouverneur von Goyaz vorgeschlagene Handelsgesellschaft 'zwischen Goyaz
und Para erhielt im Jahre 1811 königliche Sanction. Nach neuerlich uns zugekommenen Nachriehtcn
hat sie bis zum Jahre 1828 keinen glücklichen Fortgang genommen. Der Fond für dieselbe war nur
auf 100,000 Crus. bestimmt; es war ihr das Privilegium verliehen, ihre Schulden wie die des Aerars
einzutreiben, und den Personen, welche mit einer Actie von einem Conto de Reis beitreten würden,
war vorzugsweise die Anwartschaft bei Besetzung von Officierschargen bis zum Obersten in den Mi-
litzen oder von Stellen -als Capitaes Mores zugesichert worden. Da alle diese Begünstigungen ohne
Wirkung blieben, so mag man daraus sekliossen, wie geringfügig noch immer der Handel auf einem
der schönsten Ströme Brasiliens sey. Vergl. Pizarro e Araujo, Memorias liistoricas do Rio de Janeiro.
Vol. IX. S. 176 ffl.
Viel später als man von Para aus den Tocantins beschilfte, ward die Verbindung zwischen diesem
Strome mit dem Innern der Provinz von Maranhäo bekannt. Nachdem dàs Arrayal de S. Bentodös
Pastös Bons im Innern von Maranhäo im Jahre 1744 gegründet worden war, rückten die, mit Viehzucht
beschäftigten, Fazendeiros dieses Sertao ihre Fazendas in den Fluren immer weiter gen Westen.
Elias Febbeiba dk Babbos kam an den Rio Manoel Alvez Grande, wo er im Jahre 1798 die Fazenda
Mirador gründete. Durch einen entflohenen Neger von der Nähe eines grossen Stromes belehrt, auf
welchem diesen in einer Parada von Para aus nach Goyaz reisen sollte, schilfte Babbos den Manoel
Alvez hinab, kam, zuerst aufwärts rudernd, in den Aroguaya, dann aber umkehrend auf dem To-
contins .nach Par« , und veranlasste das Gouvernement von Maranhäo einen Weg von Mirador längs
dem Tocantins bis Porto Real durch vierzig Soldaten eröffiien zu lassen. Im Jahre lBOQward die
erste Reise auf diesem Wege durch Goyaz und Minas Geraës bis Rio de Janeiro unternommen und
beschrieben: Roteiro e Mappa da Viagem da Cidade de S. Luiz do Maranhäo até a Corte do Rio de
Janeiro, feita por Ordern do Govemador daquella Capitania pelo Coronel Sebastiäo Gomes da Silva
Berford. Rio de Jan. 181O., mit einer Harte, 8. Ein Jahr später ward eine andere Reise von Para
aus den Tocantins aufwärts bis Porto Real von Goyaz, und von da zu Lande nach Rio gemacht: Roteiro
da Cidade de Santa Maria de Beiern do Gram Pard pelo Rio Tocantins acima, até o Porto Real
do Pontal etc. por Manoel José diQliveira Bastos. Rio de Jam 1811. 8. Ueber die Reise, welche mein
trefflicher Freund Hr. D. Pohl auf dem Tocantins gemacht hat, sehen wir seinem eigenen Berichte
entgegen. Diese Reise ward von Porto Real aus, vom 2. bis 23. Aug. 1819-, auf 2 Canoas unternommen
, und 95 J*egoas (die. Krümmungen des Stromes mitgerechnet) weit, über S. Pedro d’Alcan-
lara hinaus bis nach Cocal Grande, einer Ansiedlung von Purecrame - crans - Indianern fortgesetzt, von
wo die Expedition, wegen Mangels an Lebensmitteln, umzükekren gezwungen wurde*
. Zur G eographie des Tocantins noch' folgende Beiträge. Alle grösseren Ströme, welche ihre
Gewässer aus dem Hochlande Brasiliens herabführen, um sie dem Amazonas einzuverleiben,
•durchschneiden zwei Landstriche von verschiedenartiger Natur, deren Grenze im Allgemeinen
durch ihre Wasserfälle bezeichnet wird. Oberhalb derselben : Camposvegetation, Goldformation,
ein Minenland, dem von Minas Geraës, Goyaz und Cujabd. vergleichbar; unterhalb Wälder
von demselben Character, wie die in der Nachbarschaft des Amazonas, und in »grosser Ausdehnung
dieselbe Flachheit und Erniedrigung des Landes. Diese Region können wir füglich das
untere, jene das obéré Stromgebiet nennen. Je weiter man von Osten nach Westen kommt,
desto breiter wird die untere Region, indem sie sich tiefer nach S. erstreckt, und erst in grösserer
Entfernung vom Amazonas durch das Minenland begrenzt wird. Diese allgemeine Bemerkung
scheint sich ganz vorzüglich an dem Tocantins, dem östlichsten jener Ströme, zu bestätigen,
welcher, nach den Aussagen der Reisenden, die ich hierüber zu vernehmen Gelegenheit
hatte, etwa in einer Breite von 40 3o', da wo er aus dem Canal de Tauiri hervortritt, die letzten
Erhöhungen des Tafellandes zu verlassen scheint. In diesem Canale nämlich, dessen Länge von den
Schiffern auf 12 (in gerader Linie etwa 5) Legoas angegeben ist, werden die hellgelben Gewässer
des Tocantins zwischen steinigen Ufern zusammengedrängt, und strömen, sich zwischen
Klippen und Bänken von Rollsteinen Bahn machend, und hie und da kleine Fälle bildend, mit
grosser Geschwindigkeit abwärts. Unterhalb des Canals von Tauiri, an dem Orte Ita-loca
(Steinloch) macht der Tocantins noch vier stufenartige Fälle, und von nun an nimmt er an
Breite bedeutend zu , wodurch die Steinbänke der Tray a Grande veranlasst werden. Nördlich
von der verlassenen Befestigung Alcobaça wallt der Strom ungetheilt zwischen niedrigen Ufern,
. aber nichts destoweniger eine Stunde breit, ruhig dahin. Unterhalb der Villa de Bajao fangen
niedrige, dichtbewachsene Inseln an, die Gewässer in vielfache Canäle zu vertheilen. Je weiter
man abwärts kommt, desto mehr nehmen sie an Zahl und Ausdehnung zu , so dass man m
der Breite von Cametd drei volle Stunden braucht, um von dem einen Ufer zum andern überzusetzen.
Der Tocantins wiederholt von hier an abwärts bis zu den Bahias do Limoeiro und
de Marapatd die Eigentümlichkeiten des Para und des Amazonas. Seine Ufer sind gleich denen
dieser grossen Wasserbecken mit unreinlicher, an Cacao reicher Igaböwaldung bedeckt,
und, weit landeinwärts niedrig und eben, dem Spiele der Gewâssèr unterworfen, welche eine
Ebbe und Fluth wie der Océan einhaltén. Die östlichen Ufer in dieser Gegend sind höher als
die westlichen ; sie steigen zu einer Hügelreihe an , welche den Mojü und den südlichsten Beifluss
des Anapü, den Supiuba, vom Tocatitins scheiden. Die niedrige Lage des westlichen Ufers
wird vor Allem durch die Bifurcation des Taranamucü angedeutet, der seinen östlichen Ast in
den Hauptstrom ergiesst, durch den westlichen hingegen mit einem klaren Binnensee in Verbindung
steht, dessen Entleerungscanal in den Rio dos Bocas der Jacundaz ist. Südlich vom
Tauiri ergiesst sich auf der Westseite der Bach Arary oder Agoa de Saude in den Tocantins,
wegen seiner Heilkraft in manchen Krankheiten schon zu B erredo’s Zeiten berühmt (Annaës
a. j 204.) Auch uns erzählte ein Indianer von dem, durch ihre helle Hautfarbe ausgezeichneten,
Stamme der Jacundaz, den wir in Breves als Ruderer, aufgenommen hatten, Mancherlei
von der medicinischen Eigenschaft dieses Wunderwassers. Es soH vorzüglich gegen Leber-,
Nieren - und Hautkrankheiten von Nutzen seyn, und sogar von kranken Thieren aufgesucht
werden. Wahrscheinlich beruht seine Wirksamkeit in der Reinheit und Kühle, und diess sind
allerdings doppelt schätzbare Eigenschaften am Tocantins, dessen unreines Wasser., wie ich bell
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