abzustehen, und einige Stunden reichten hin, ihren Wunsch in Vergessenheit
zu bringen. -So heftig der Indianer im Begehren ist, so leicht
weiss er sich auch, wenn es vergeblich war, zu trösten.
Erst am Abend des folgenden Tages verliessen #rir den äussersten
jener Canäle, den F u ro do Japim oder do C ru zd , und befanden uns
nun abermals in einem Meere süssen Wassers, welches nicht blos
durch die Mündung des T oca n tin s, die kleinen Küstenflüsse der Insel
M a ra jö , und die beträchtlichen Flüsse westlich inri Festlande, den Ja-
canddz, Pacajäz und Uanaptx, sondern’ ohne Zweifel auch durch Gewässer
des Amazonenstromes gebildet wird. W ir fanden das Wasser klarer
(/»•) als im Tocantins, aber nicht von der in’s Grünliche spielenden
Farbe wie im Mojü und Igarape - mirim, sondern etwas ockergelb.
Mehr als diese Farbe musste uns der'Umstand die Beimischung der*
Gewässer des Amazonas anzeigen, dass wir in engen Canälen eine entschiedene
Strömung von N. W . , und, mit Eintritt der Fluth, während
wir vor Anker lagen, eine noch viel stärkere Anschwellung aus
jener Weltgegend her wahrnahmen. Dieser Theil des Süsswassermee-
res von Para, wie man es füglich nennen könnte, da es. nicht sowohl
die Mündung des Tocantins als die Vereinigung vieler und äusserst
wasserreicher Ströme und Flüsse ist, wird von den Anwohnern mit
dem Namen der B a h ia oder des R io dos B o ca s bezeichnet, weil die
Nation der Cambocas in der Jesuitenmission von A raticum oder O eiras,
am Ufer des Continentes, aldeirt worden war. Die Grenzen dieses
Gewässers sind, nach dem Sprachgebrauche der Schiffer, im N ., das
heisst an der Insel Marajö, die Mündung des Flusses Canaticu gegen
O., und die <ftes Flusses Parauahü gen W .; im S., das heisst am Festlande,
die des Cupijö und des Ja g a ra jö , welche jenen fast gegenüber
liegen. Weiter gegen W . nennt man das Gewässer die B a h ia de P a rauahü,
welche als der Eingang in den Tagipurü betrachtet wird. Je
weiter wir in W. fortsteuerten, desto weiter traten die unzähligen grünen
Inseln auseinander, zwischen denen wir uns befanden. Selten erblickten
wir das Festland oder die Insel M a ra jö , vor welche sich Eilande
von mancherlei Grösse und Form lagern, und erst am Abend des
2. Sept. erschien uns bisweilen die ganze Breite des Gewässers in einer
Ausdehnung von vier bis fünf Legoas. Da d e l a C o n d a m in e denselben
Weg geführt worden ist, als er von der Mündung des Amazonas nach
Para übersetzte, so wird es nur durch die Schnelligkeit seiner Reise
erklärlich, dass er sich nicht von dem wahren Wesen der Wasserbewegung
in diesem Gebiete überzeugte. Jener Riesenstrom bildet hier
keinen engen Canal, sondern einen breiten Meerarm, und sendet seine
Fluthen auf diesem W ege wirklich nach der Hauptstadt. Denn aufwärts
schiffend hat man beständig mit einer Strömung zu kämpfen,
welche wenigstens drei Seemeilen in der Stunde rinnt, und selbst während
der Ebbe deutlich bemerkt wird. Hier bleibt übrigens noch die
interessante Aufgabe, die Art der Verbindung in diesen Gewässern,
die Perioden, in welchen sie bald den Puls des Amazonas bald den des
Tocantins erfahren, die Erhöhung und Gestalt der Eilande u. s. f. genau
zu bestimmen, eine Aufgabe, die selbst mehrere Jahre der Beobachtung
und Messung erfordern würde. Einstweilen wage ich die bereits
(S. 980) geäusserte Vermuthung zu wiederholen, dass sowohl der grössere
Theil der am südwestlichen Ende des Eilandes von M arajö gelegenen Inseln,
und derjenigen, die als Deltabildungen des Tocantins betrachtet werden
können, als auch selbst benachbarte Strecken des Festlandes tiefer liegen
als manche dem Ocean in O. nähere Gegenden. Ich werde bei der Schilderung
der Insel M arajö andere Gründe für diese Ansicht anführen.
Mittag war vorüber, als feiner Regen und Nebel uns die Aussicht
auf diesen seltsamen Archipel zu entziehen anfing, und zugleich unser
Pilot sich über ein Uebelbefinden beklagte, das uns alsobald in geheimen
Schrecken versetzte, weil wir es für die Vorboten der Blatter-
Krankheit erkannten. Wir hiessen ihn, sich unter das Verdeck niederlegen,
und übernahmen selbst die Führung des Steuerruders,. Zwar be-
sassen wir ausser A r r o w s m i t h ’s Generalcarte von Südamerica keinen
Wegweiser auf diesem Archipelagus; doch schien es nicht schwierig,
die Ufer der Insel M arajö aufzufinden, und dann längs denselben ge