Papageien und Schweinen fehlte, die unsere Jäger in die Küche lieferten.
Der schnelle Tod und die specifische Wirkung auf die gesammte Blut-
masse bringt vielleicht eine ähnliche Veränderung im Geschmacke hervor,
als unsere Köche dem Fleische noch lebender Thiere durch das
Eingiessen von siedendem Essig ertheilen.
Der Strom ist in diesen Gegenden mit kleineren und grösseren
Inseln durchsäet, auf denen die eigenthümliche Vegetation der Gebüsche
von Oirana, Salix Humboldtiana, Myrten, Cecropla, von mancherlei
Schlingpflanzen durchflochten, wiederkehrt. Haufen der Stachelpalme
Jauari wechseln mit den einzeln stehenden Schäften der schlanken Assai-
palme, und verleihen der Landschaft den Charakter einer üppigen Tropennatur.
W h’ fuhren am südlichen Ufer aufwärts, gewöhnlich in
seichteren Canälen, während der Hauptstrom (M a i d o R io ) sich in der
Mitte zwischen Inseln hält. Die ganze Breite des Stromes mag im
Durchschnitte eine bis anderthalb Stunden betragen. Auf der Nördseite
mündet hier der C o p e y ä in den Strom, vormals für die dritte Mündung
des Yupurä gehalten, eigentlich aber ein Entleerungscanal des
L a g o d e Am a n a welcher zwar mit jenem Flusse in Verbindung steht,
aber ein selbstständiges Wasserbecken ist. Während wir durch den
Canal von A ra a a n a - h y (Wasser des Fisches Araüana), am südlichen
Ufer, weiter schifften, ward ein Boot an jene Mündung ab gesendet,
um Fische zu fangen, die jetzt, mit allmäliger Zunahme der Gewässer,
im Solimoös seltener zu werden anfingen. Es kam uns am folgenden
Tage mit einer Ladung der mannichfaltigsten Fische nach. Wahrend
der Hochwasser wird die Fischerei im ganzen Gebiete des Amazonenstromes
nicht in ihm selbst, sondern nur in den Beiflüssen und Seen
getrieben, wohin sich dann die meisten Fische in regelmässigen Zügen
begeben. Gegenwärtig lieferte der Strom hie und da noch Schildkröteneier,
besonders auf der P r a y a d e Cam a ra - C o a r i , am nördlichen
Ufer, wo wir die königliche Fahne wehen, und viele Menschen beschäftigt
sahen. Wo einzelne Haufen der kleinen Schildkröten aus dem
Sande hervorkrochen, hatten sich ganze Schaaren von Störchen und
Geiern versammelt. Weiter aufwärts an dem südlichen Gestade fanden
wir ausgedehnte wilde Cacaowäldchen, die sich durch dunkles Grün,
gleichmässige Höhe und Astverbreitung schon aus der Ferne ankündigen.
Hier sollen ehemals die Cu ruz icaris oder C o ro s ira r e s gehaust haben,
ein Stamm, von dessen Anzahl und Geschicklichkeit, besonders in der
Verfertigung irdener Geschirre, A c u n n a und sein Umschreiber P a g a n
ausführlich reden. W ir fanden kaum eine oder zwei Hütten im Waide,
von zahmen aber nomadischen Indianern bewohnt, und nur der Name
U a ra - tapera (verlassener Herren Ort), so wie die Gegenwart der
Cacaobäume, die sich gerne in der Nähe ehemaliger Wohnsitze ansäen,
schien daran zu erinnern, dass es hier ehemals eine grössere Bevölkerung
gegeben habe. *) Wenn aber auch alle diese Indianer spurlos
*) Die Namen der Völkerschaften, welche Acunna uns-hinterlassen hat, scheinen grossen-
theils unrichtig aufgezeichnet zu seyn, und sind oft eben so wenig zu enträlhseln, als seine Angaben
von der Grösse der Bevölkerung mit der Wahrheit übereinstimmen möchten. Die.Hütten dieser
Curygicaris sollen i. J. =1639, dem Jahre von P. T exeira’s Expedition, meilenweit in ununterbrochener
Reihe am Strome -gestanden haben , und dennoch war die Zahl der Indianer
längs dem Strome 1709. so geringe, dass Pater F ritz seine geistlichen Werbungen von Maynas
aus bis hierher ausdehnen musste, um einige hundert Katecliumenen zu erhalten! Die übertriebenen
Angaben Acunna’s rücksichtlich der Bevölkerung sind nicht geeignet, eine günstige Meinung
von seiner Glaubwürdigkeit zu erwecken. Ueberdiess war er, wenn auch vielleicht mit
der (peruvianischen) Quichuasprache, doch schwerlich mit der (brasilianischen) Tupisprache vertraut.
Seine Curuzicaris waren vielleicht nur eine Horde der Tiipinambazes, denn offenbar ist
das Wort aus Coaracy (Sonne) und Jara oder Uara (Herr \ Mann, also Sonnen-Männer) zusammengesetzt.
Ich habe bereits S. 1097. darauf aufmerksam gemacht, dass die Endungen der
Völkernamen in Uara oder Ares (Herren, freie Männer) auf Hordenunterschiede der Tupis hin-
weisen. Dass die von Acunna gebrauchte Endung Aris dasselbe bedeute, geht aus seinen eigenen
Worten hervor, da er (Cap. 58.) die Gold grabenden Indianer Yuma- Guaris (eigentlich
Itd, Stein, juba, glänzend, uara, d. i. Metall - Männer) nennt. Sehr viele Namen auf den
ältern, nach A cunna’s Bericht gefertigten, Karten, wie z. B. de l’Isles vom J. 1717: Cachig-
uaras, Curigu-etes, Cumay-aris, Guacui-aris, Guac-aras, Yacuma-aras, Cuchiu- uaras,
Agua-yras, Canisi- uras, Paca-jares, sind ohne Zweifel ähnlicher Abkunft, und entweder die
Distinctiva einzelner Tupihorden, oder die Namen, womit die Dollmetscher in der Tupisprache
von ihnen unterschiedene Völker oder Horden bezeichiieten. Ganz ähnlich sind die Zusammensetzungen
mit Aba oder Ava, Nation. (Vergl. S. 1 i 5ö. Notei) Dass die Indianer ihre Horden
und Familien nach allerlei Thieren, Pflanzen u. s. f. unterscheiden, ist bekannt; so. also: Paca-
jares, Paca-Indianer, Yacuma-ares Ruder-Indianer, Nhenga-iba (statt aba) Sprach-Männer,
d. h. solche, die dieselbe Sprache (Nhengaj sprechen. Die Endung Aba oder Aua wurde von
einem spanischen Schriftsteller leicht in Aguas verändert.
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