Europa gebracht, am Ende des sechszehnten Jaln-hunderts zuerst yon Cortusus in Padua
gebaut, Zierde'unserer Gärten géworden is t, und sich in .den wärmern Ländern unseres
Welttheils eingebürgert hat. Das eigentliche Mutterland der Agaven ist Mexico: dort herrschen
zahlreiche Arten in den heissen Landstrichen der Tierra caliente wie im gemässigten
Hochlande (Tierra templada). Die gemeine Aloë, Maguey, vom Meere bis über qoooFuss
Höhe ansteigend, liefert, reihenweise angebaut, das Natiönalgetränk, O c t l i oder P u lq u e *
der Mexicaner. In Südamerica, dessen Bewohnern jene Bereitung des gegohrnenSaftes unbekannt
war, treten ähnliche Formen (Fourcroya gigantea und cubensis) häufiger auf. Aus
den colossalen Schäften aller dieser Gewächse bereiteten die Tupf- und Caraibenstämme
grosse Tabacksrohre, deren sie sich bei festlichen Gelegenheiten und Exorcismen bedienten,
und die Pflanzen heissen davon (vom Tupiworte piter, rauchen) P ita , ein Name, dèr nach
Europa übërgegangen. Man findet diese grossen Liliengewächse nicht im Schatten feuchter
Urwälder, sondern auf sonnigen Höhen, auf steinigen heissen Ebenen, bald einzeln bald
zu grossen Haufen vereinigt. Ihre dicken, fleischigen Blätter, auf .allen Flächen mit ein-
saugenden Poren versehen, stehen einem kräftigen Athmungsprocesse vor, und erscheinen
gleichsam als Behälter der nährenden Stoffe, - während die, verhältnissmässig schwachen,
Wurzeln nur wenig Nahrung aus dem festen Gesteine ziehen können. So wohnen die Agaven
Mexico's vorzugsweise auf den Malpays, schwarzen, zu Stein erhärteten und in langsamer.
Verwitterung begriffenen Lavastromen. In Brasilien herrscht diese Pflanzenform zugleich
mit den Cactus, auf dürren Granit- und Kalkplatten in den Provinzen Pernambuco
Bio Grande do Norte und Ciarä, wo die Decke von Dammerde wahrscheinlich durch eine
allgemeine Katastrophe hinweggerissen worden ist. Eine verwandte Gewächsform, ebenfalls
durch Cultur in unsern Gärten verbreitet, ist die der Yucca (Y. Draconis, L . , Tab. II. f.
x iv . Y. aloagfolia, L . Tab. II. f. ni.): einfache oder verästete Stämme, dicht beschuppt
mit Blattresten, an den Enden steife schwertförmige Blätter tragend, aus denen endlich
grosse Trauben tulpenähnlicher Blumen hervorbrechen. Sie erscheinen nur nördlich vom
Aequator, wie die Agaven vorzüglich in Mexico,, auf den Antillen und denBahamainseln von
wo aus sie sich weiter gegen Norden nach Gärolina und Virginien erstrecken. Im südlichen
Africa und auf den benachbarten Inseln waltet die Gattung Alpe, deren bitterer Saft das
bekannte Heilmittel liefert. Diese Gewächse vereinigen den Blättbau der Agaven mit dem
Stamme und der Tracht der Yucca; aber sie fehlen ursprünglich dem neuen Continente wo
sie nur hie und da, wie auf den Antillen, durch Anbau verbreitet worden sind. Auch die
verwandte Form der Drachenbäume (Dracaêna), deren colossale Gestalten auf die ältesten
Perioden der.jetzt bestehenden Pflanzenbildung zurückweisen, theilt America nicht mit dem
alten Festlände; aber es besitzt dagegen ausschliessend andere grotteske Formen in den
baumartigen Geschlechtern der Vellosia und Barbacenia. Die dicken, ungleich verästeten
Stämme, gleich den Yuccen mit steifen Blattbüscheln versehen und grosse Blumen vonman-
nichfaltiger Färbung tragend, fallen mächtig in die Augen in dem lachenden Bilde der brasilianischen
Bergfluren, durch deren Brände sie, an der Oberfläche verkohlt, um so ernster
gleich Zeugen einer frühem Schöpfungsepoche, dastehen*).
*) Vellosia aloaefolia: Tab. I. vn. 3.; Veil, incurvata Tab. I. vii. 2. Barbacenia rnbrovirens ebcn-
da I“ Brasilien nennt man diese Lilienbäume von der Aehnlichkeit der beschuppten Aeste mit
Ah diese Pflanzen schliessen sich, einige Formen von A n a n a s g e w a c h s e n an, die
ebenfalls durch dicke, beschuppte Stengel, grosse, harte, meist gezähnte Blätter und durch
stattliche Bispen oder Aehren vielfarbiger, zarter Blumen ausgezeichnet sind. Die Achupal-
-,7a-der Hochgebirge von Peru und Popayan (Puya Bonplandiana, Schult., Tab. I. X. 1.),
deren gewundene, unförmliche Stämme*ein nahrhaftes Mark enthalten, ist die grösste dér
bis jetzt bekannten Arten aus der Familie der Bromeliaceen. Andere, minder grotteske,
aber dennoch bedeutsame Formen dieser Pflanzengruppe treten in den übrigen Tropenländern
Americas bald parasitisch' an Bäumen auf, bald einzeln oder in zahlreichen Haufen über
-Felsen oder den kahlen Erdboden verbreitet. Die Ananas unserer Treibhäuser(Bromelia
Ananas, L . , Tab. I. X. 6.). ist der bekannteste Bepräsentant dieser Gruppe, aber viele andere
Arten Übertreffen die köstliche Fruchtpflanze an Grösse, wie an Farbenpracht der Blü-
,then. . Bromelia Pinguin, L . (Tab. II. 1- 3.) breitet ihre mächtigenBlätterbüschel auf zwölf
Fuss im Durchmesser aus, und, selbst wieder mit Moosen und andern Pflanzen überzogen,
giebt sie einen ungeheuren Maassstab für das Alter jener riesenhaften Stämme, an welchen
sie als Schmarotzer haftet. Von Felsen und Bäumen hängen jene bunten Geschlechter der
Guzmannia, Aechmea, Nauia, Billbergia, Pitcairnia, Bromelia, Tillandsia herab, an denen
Flora gleichsam versucht hat, was sie* im Beiche der Farben Glänzendes und Mannichfa-
.ches vermöge. Selbst in der dürren Jahrszeit verlieren sie den Glanz ihres Laubes nicht,
und wenn, wahrend der dürren Jahrszeit, die Wälder blattlos dastehen, erhalten sie im
Grunde ihrer Blattscheiden, gleich vegetabilischen Brunnen, noch kühles Wasser, oft die
einzige Labung des -Menschen. Aber auch zum Bilde der Trauer verwendet Flora verwandte
Gewächse. Das graue, feine Kraut der Tillandsia usneoides, L . verbreffet sich, gleich
dem nordischen Baumbart (JJsnea) oder andern Flechten, weithin über die Bäume, welche
wie umflorte Gestalten, zwischen dem lebensreichen Grün der Nachbarn hervorschauen. Bis-
weilen bemächtiget sich der heisshungrige Parasit vollständig eines grossen Baumes, der, vom
Verbände der ürwaldung getrennt, auf freier Ebene steht. Im Mondenscheine, weMn der
Wind die Flocken dieses vegetabilischen Makels hin- und herjagt, I wähnt die aufgeregte
Phantasie des Wanderers eine bleiche, gespenstige Kiesengestalt, den traurenden Gott der
•vom Ankommhng^entweiliten Wälder, zu erblicken. Nicht minder wirksam sind in der tropischen
Landschaft;^e .Strecken, welche in weiter Ausdehnung mit dichten Gehägen von
Ananasstauden bekleidet sind. Das Blaugrün und die Form der starren Blätter cöntrastiren
mit dem geschmeidigen Teppich der Fluren und mit dem .glänzenden Laube der Waldung.
m m m m ^ V d, em* 80 ent8teht Rauschen der an einander bewegten PMIIlTOiWi Bll Laute inEu ro Pa vergleichbar. Solche Unanashecken
msehemen in den brasilianischen Provinzen S. Paulo, ?ernambuco und CiaW, und ihre
Fruchte sind das gewöhnliche Labsal der Keisenden, die sich mit dem Jagdmesser zu ihnen
Bahn machen. .Minder dicht gesellig wachsen die Bromeliaceen auf Felsen hervor; aber
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■ i n s mm chen von Gold- oder Diamantenformation betrachtet. Vera]. t« IVfort Palm t 7« w« r 7. u. ff. " sSiggu rann., y, 78., Kov. Gen. et spec.
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