nerinnen überall vor den Männern auszeichnen. — In Nogueira hatte
ich auch Gelegenheit, den Fischfang mit der betäubenden Schlingpflanze
Paullinia Cururu im Grossen treiben zu sehen. Mehrere Kähne
führten die zerquetschten Stengel eine Zeit lang in einer Bucht des
See’s hin und her, und die Wirkung trat nach einer Viertelstunde so
günstig ein, dass ein Nachen mit dem Fange gefüllt werden konnte.*) —
Bei einer Herborisation in die, besonders an Würzschilfen {Scitamineae)
ungemein reichen Urwälder, dergleichen ich meistens nur in eines einzigen
Indianers Begleitung zu unternehmen pflegte, begegnete ich einer
grossen Onze, ohne jedoch von ihr bemerkt zu werden. Man will
beobachtet haben, dass dieses gefährliche Raubthier in der Nähe der
Niederlassungen häufigery sey, als in den tief landeinwärts liegenden
Urwäldern. Sie sind hier weniger verfolgt von den Indianern, und
eher sicher, Beute an Rindvieh, Schaafen u. dgl. zu finden. Bisweilen
wagen sie sich, von Hunger getrieben, in die Ortschaften. Es kostete
mich ein eifriges Winken, um den Indianer, welcher mich begleitete,
abzuhalten, seinen Pfeil auf das Thier abzuschiessen, da ich, nur mit
einem Hirschfänger bewaffnet, es nicht auf das Glück seiner Hand ankommen
lassen wollte. Er folgte mir nun verdrüsslich weiter durch
gestellt, uncT dann in Löchern in der Erde gebrannt, wozu man sich weicher, wenig erhitzender
Holzarten, des Cacaobaumes, einiger Celtis - Arten oder der Binde vom Mattd - Mattd
(Lecyihis Idatlmon, A.) bedient. Dasjenige Geschäft, wobei die Indianer die meiste Industrie
bethätigen, ist das Bemalen. Eine Brühe aus feingepülvertem Ocher, Tabatinga oder wohl auch
des Carajuru -Bothes, mitWasser'u. bisweilen mit der bindenden Harzmilch des Sorveiiabaumes
aufgetragen, ' bildet den Untergrund. Auf ihn werden nun mancherlei Muster von krumm - und
geradlinigen, dazwischen mit Blumen - und Thieren oder mit Arabesken verzierten, Figuren in
allerlei Farben aufgetragen. Die Farben sind meistens vegetabilisch, und halten daher keinen
neuen Brand aus. Man begnügt sich desshalb, ein sehr feine^ Pulver -von Copal (Jitaisica) über
die (Je&ämmtoberfläche auszubreiten, und es in der Mjttag^dhne oder auf dem Heerde in Fluss
zu bringen, wodurch ein glänzender, durchsichtiger Firniss gebildet wird, der nur durch allzugrosse
Wärme oder durch „weingeistigè Flüssigkeiten Glänz und Haltbarkeit verliert. Diese
Geschinre erinnern durch das Uübehülfliche', Barocke und Buntfarbige ihrer Malereien theils an
den chinesischen, theils an den altmexicanischen Geschmack. Indianer, die durch den Umgang
mit Weissen kunstfertiger werden, namentlich in- der Villa de Carneid , wissen nun auch ihren
Geschirren bessere Formen , mancherlei mineralische Farben und sogar Vergoldung zu geben;
(Vergl. ind. Geräthschafteri%m Atlas Fig. 1 — 2.) *) Spix et Agassiz Pisc. Tab. E.
den Wald, und plötzlich war er verschwunden. Nach vielfältigem
Rufen sah ich ihn aus einem mächtigen hohlen Baume hervorschlüpfen,
und*auf meine Frage, warum ér sich dorthin versteckt hatte, zeigte
er mir eine' Hand voll grpSser Käferlarven, die er aus dem faulen
Hölze ausgel'esep und nun behaglich vörzehrte, indem er ihnen den
Kopf abbiss £ und .das Uebrige* .atissäugte. Dièse eckelhafte Speise ist
den Indianern eben so angenehm, ^ als die der gróssen Anleisen. Sie
éssen sie roh oder inihrem eigenen Fette gebraten,-, und; versichern,
dass* sie die Milçh der % säugenden Frauen vermehre*
Der Aufenthalt in Eg'a und Nogeira überzeugte uns täglich lebhafter,
das's hiér, gleichsam im Mittelpuncte Brasiliens,; eine Menge
für Ethnographie’ und^Naturgeschichte* wichtiger Thatsachen *zu sammeln
seyen, und somit v^ard der Wunsch rege, diese seltene Gelegenheit
durch Vertheilung nach -zwei Richtungen’ hin zweckmässiger zu nützen;
Es3 ward eine Trennung beschlossen, und Dr: S p ix nahm sich die- Beschiffung
dès obtern Solimqês bis an die Grerize 'von Brasilien zum Gegenstand^
Während ich mich entschied, den JKupurà, dessen Mündung
ÿôr' uns' lag, aufwärts zu- beschaffen. Einen Beweggrund mehr fanden
wir in" "der Abnahme unserer Ges'ùndhêît, die wir vorzüglich durch
schnellen Wechselndes 'Aufenthaltes hoch einigermaasaen aufrecht zu
erhalten-*hofften'. Besonders1* war -mein Gefährte s.eit -längerer Zeit schon
von intermktirenden Fieberanfalleij heimgesucht • worden, die er nur
durch China und andere bittere Mittel, vorzüglich* die Wurzel der Ta-
chià gujanensis^ zu - lindern vermochte!-. Mancherlei Gerüchte hätten
mich von der.Reise im Yüpurä,'als voh einer sehr,gefährlichen Unternehmung,
aBschreeken können. Alle stimmten darin überein, dass die
dort herrschenden Fieber, vorzüglichyhäufig jn.der Zeit, da der Strom
sichs zu entleeren beginnt,’ wenn s t auch nicht imvFrostanfall. apoplek-
tisph tödteten oder in ein Eaulfieber übergingen, doch sehr gefährliche
Leber- und MilzVerhärtungen odfer Zehrfieber zur Folge hätten. Gerade
dièss JaKr‘ aber war der Fluss jetzt voller, als er sonst im De^. zu
seyn pflegt, und* die Gefahr desshalb geringer. Ueberdiess entschloss
III. Theil. ■ * 149