selbst vor der Flötzzeit nicht troekncs Land, sondern eine ungeheure Meerhncht gewesen ? Jene
grossen, abgerundeten Granitttiasseny deren problematische Erscheinung in Öherbaiern und im
nördlichsten Deutschlande man unter ändern dadurch zu erklären versucht hat, das^ sie auf
Eisschollen herbeigiführt worden. Seyen,' sind auch an dem benachbarten Orenoco beobachtet
worden (wir haben sie in einer weitentfemtenGegend, id t i f (ussthale desParaiba, gesehen)! »her
in demAmaionasbecken ist nichtsAehnliches bekannt. « a U h r i a l * a" ‘!n‘
nehmen seyn, dass jene Flötzbfldung , . einmal ans der Wasserbedeckung niedergeschlagen, keine
weiteren Kat.stiophen durch sjätere Deberiluthnngen erfahren habe, wäre diese der Fall gewesen,
so würden spätere untergeordnSe Formationen und öingescliwemmte Bildungen, organische
Beste n. s.’ w. erscheinen, wovon bis jetzt keine Spuren gefunden woiden sind.
Offenbar sind-nnr die Bänke des plastischen Thones, die Lager eines lockeren, farbigen
u,nd.,.lns mit .kalkigem M W H eines aus Trümmern von allen diesen Gesteinen »nd
ans Jaspis zusammengebackenen Agglomerates, ein Erzeugniss. der letzten Zeit n ^ a lsO ^nge-
rcn Ursprungs (Alluvionen); die Lager gefärbter Thone, der PorzeBanerde, des G-yps, des festen
kalkigen Mcrgdsandsleins, -welche mit dem. Sandsteinconglomerate und dem r o c h e n
Sandsteine wechseln , gehört» unmittelbar der Flötzzeit selbst an, da, das .Gewässer oberhalb der
■ niedergeschlagenen Formahonbereäs Abzüge nach dem Meere hin gefunden hatte. 'Diese Fluth
,.nt nirgends Spuren von Kochsalz' zurückgelassen, ja die Abwesenheit',jener, an Hohlen reichen
Kalkformation, welche um Paraguay zugleich mit dem unerschöpflichen Salzvorrathe in der
Erdoberfläche erscheint, macht ei wahrscheinlich, dass sii selbst nicht mehr gesalzen gewesen
sey*). Auch von Schaalthieremdes süssen Wassers findet man keine Spuren in diesem gossen
Gebiete! vielleicht weil die Bewegung der äbströmenden Fluth zu gewaltsam; w » ,: um-Niederlassungen
jener Thiere zu gestattenwenigstens findet man sie auch in Europa an solchen Or-
tennicht die, einer stürmischen Wasserbewegung unterworfen, das Leben jener tragen Thier,
geschlechter nicht 1 haben mögen, während sie in tiefen ringsum geschützten Thalmnl-
den und Becken erscheinen. Spätere Bedeckungen durch den jetzigen Gcean ^ogen örtlich h,e
und da statt gefunden haben. Als Z eu gn i^ ß v o n dürfen Wir die Banke von, Seemuscheln und
Corallensteinen ansehen,- (BraWgods, tupi Senemby), welche im tiefsten Thal^unhe, namentlich
an der Mündung des Tomntim, erscheinen. Ja vielleicht ist auch der eudWhe Abhang des
Parimögehirges einstmal von einem Binnenmeere gespült worden, wenn es anders wahr ist,
dass sich am Rio Bram» Gorallen'findCn sollen. - Alle Thatsachen zusammengefasst, erschejnt
uns denn dieses untere Gebiet-des grossen Amazonaebeckens als ein solcher Thed unserer Er -
Oberfläche der nur wenige Katastrophen erleht hat, Und vielleicht gerade-dadurch, hmgegeben
einer ungestörten Ruhe, um so tüchtiger geworden ist, jene Fülle von organischen ■ ■
aus seinem lebensschwanger» Boden zu entfalten, die ihn als ein uralter, hoher und u »urdi-
dringlicher Urwald überschattet und im Gewimmel der manchfachsten Thiere belebt.- Alle Or.
te wo sich das Flötzgebilde in grösserer Tiefe nach unten eingesenkt hat, sind eben so.viele
.^ I vR A . Wassersammler geworden, die als Quellen oder Seen, genährt von der'Fülle der
.) Sollten dio weitverbreiteten Salinen am J.u rü «nd Paraguay gegenwärtig m W »eea«
selbst ernährt werden? Sie .ehernen, obgleich tief im Festende, decb nieht sehr hoeh »ber dem N -
veau des Meeres zu liegen.
Aequatorialregen, wiederum dem üppigen, von einer lothrechten Sonne begünstigten Pflanzen-
reiche unmittelbar zur Nahrung gereichen, und mittelbar an der Auflösung des Gesteins zur
Dammerde mitarbeiten, die überdiess durch die Succession so grosser Pflanzengeschlechter entstehen
musste. In dem, terrassenförmig abgedachten,* Granit- oder Kalkboden dér Provinzen
von Bahia, Pérnambuco ü. s. w. bis gegen Ciarä nach N. hin scheinen sehr gewaltsame Meer-
fluthen die Oberfläche in mehreren Bichtungen ihrer Dammerde beraubt zu haben: nur eine
dünne Schichte von Granitsand und Staub lagert hier in weiten Strëcken auf den tafelförmigen
Schichten des Urgebirges; und demgemäss vermag das wasserarme Land auch nur auf den erhabenen
Gegenden, z.B, derSerraYbyapaba (d. h. im Tupi Alles-Land, zum Beweise, dass sie mehr
kahl als bewaldet gewesen ist), Urwälder hervorzubringen; der übrige, gleichsam geschwächte
Boden ist mit dürren Weiden, ,qder:mit dichtem Gestrüpp (Carrasco) und Niederwald (Cadtinga) bedeckt.
Vielleicht haben ähnliche Katastrophen auch auf die Erzeugung desjenigen Pflanzenwuchses
gewirkt, der gegenwärtig die Oberfläche des Minenlandês von Brasilien in grossen Strecken
überkleidet. Dort Anden wir bald klaren weissen Quarzsand über ausgedehnte Landstriche
(Charnecas) ausgegossen, bald ähnliche Trümmer einer ehemaligen, kieselreichen Formation mit
Moder und Dammerde zu einer quellenreichen Oberfläche vermengt, die Palmenhaine, Grasmatten
oder niedrige, isolirte (Cad-apoam) Wälder hervorgebracht hat. Wir fragen nun, wel.
che grossartige und weitverbreitete Katastrophe solche Veränderungen eingeleitet, wie sie auf die
Zertrümmerung ursprünglicher Lagerstätten des .Goldes oder auf die Befreiung, des Diamants
aus seinem Muttergesteine gewirkt haben mag; allein ein tiefes Geheimniss deckt jene Periode
in der Gestaltungsgeschichte unseres Planeten. Das Steinreich, einfach und ohne Wechsel vor uns
liegend, erlaubt nur wenige Blicke in die Vergangenheit. — Diese Monotonie der geognostischen
Verhältnisse Brasiliens sticht seltsam gegen den Reichthum in den Gebirgsbildungen von Chile
und Peru ab*). Wir sehen in Brasilien weder brennende Vulcane, noch einen Wechsel von
plutoniscben oder vulcanischen und, neptunischen Bildungen, noch durch.besondere Thierüber-
reste bezeichnete Gebirgsformationën oder reiche Kohlenflötze. Aus der*Periode des gewaltigsten
Bildungsdranges, der Uebergangszeit, sind keine Zeugen vorhanden; die neueren Katastrophen
in der Flötzzeit haben ebenfalls nur wenige Veränderungen, aber diese in so grösserer
Verbreitung zurückgelassen. Das vorweltliche Thierleben tritt uns fast ausschliesslich in den
Resten jener Colossen, des Megatheriums von Paraguay-, und der Mammuthe und Megalonyxe
in den Salpeterhöhlen von Minas Geraës, an dem Rio de Contas und in dem Schlammgrunde
des gränitischen Terrassenlandes von Bahia, Pernambuco und Ciarä entgegegen, gleichsam als
wären niedrigere Thierbildungen hier ehemals entweder nicht zustande gekommeu, oder, durch
spätere Umwälzungen wieder vernichtet, spurlos verschwunden.
Die Vegetation im Gebiete des Amazonenstromes. Wir haben so eben von verschiedenen
Formationen des Pflanzenreiches gleichsam im geognostischen Sinne gesprochen. Dass die Vegeta-
*) Die höchsten Gebirge von Peru, am See Titicaca, bestehen, nach Pentland’s Beobachtungen,
aus Grauwacken, Uebergangsthonschiefer, worin sich sogenannte Producte und Leptaenen finden, und
Quarzfels. Im Allgemeinen ist die Constitution des westlichen Andesastes vulcanisch, die südöstlichen
dagegen bestehen aus üebergangs- und Flötzgebirgen: Grauwackenschiêfer, Syenit, Porphyr, rothem
Sandstein, stCinsalzfiihrendem Mergel und Gyps, Zechstein und Oolithen -Kalk. (Hertha, XTlt. g. 14.)
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