nur so lange, um unsere Sammlungen in das eigene Fahrzeug überzupacken,
und wir beeilten die Reise nach E g a so sehr, dass wir dort
am 2 . Merz ankamen. Snr. Z a n y hatte während dieser Rückkehr so
heftige Fieberanfälle erlitten, und fühlte sich noch so sehr entkräftet,
dass ich schon hier von dem wackern Gefährten scheiden musste.
Ein Brief meines Freundes Snx benachrichtigte mich, dass er schon vor
einigen Wochen auf dem Rückwege von der Grenze E g a verlassen
habe, und foderte mich zu grösserer Eile auf. Der Sohmoäs befand
sich jetzt in starker Anschwellung; alle Sandbänke waren von den gelblichen
Fluthen bedeckt, und trieben uns, meistens am rechten Ufer, so
schnell abwärts, dass wir am zweiten Abend uns am. C oari (B o cca
do C oari) befanden. Ehe wir an’s Ufer kommen konnten, überfiel
uns hier ein furchtbarer Orcan, der die Wellen des Stromes wie ein
Meer aufwühlte. W ir fuhren, unter gewaltigem Schaukeln, mit Blitzesschnelle
stromabwärts/ als plötzlich das Steuerruder brach, und der
Steuermann mit ihm von der Höhe der Cajüte ins Wasser stürzte. Der
alte Mann war mir sehr werth geworden, und ich freute mich unaussprechlich,
ihn gerettet zu sehen, indem er behende das nachgeworfene
Tau ergriff, welches zum Befestigen des Fahrzeugs gewöhnlich neben
dem Steuermann liegt, und mit diesem vom Drang der YYeilen selbst
an’s Ufer getragen wurde. Auch das Fahrzeug ward glücklich in einer
Bucht untergebracht, wo wir das Ende des Sturms erwarteten. Es
blieb nun kein Mittel, die Reise fortzusetzen, als in A lvellos ein neues
Steuerruder zu suchen. Im See von C oari überfiel uns ein zweites
Gewitter, welches uns mit solchem Ungestüme zwischen die tief im
Wasser stehenden Bäume des Ufers jagte, dass das Boot fast durch
*) Ich freue mich der Gelegenheit, diesem verdienstvollen Freunde öffentlich die Gefühle
der Hochachtung „nd Dankbarkeit derbringen an können. Als, bald nach nnserfr Bückkehr
in s Viterland und der Abreise des Generalgouvemeurs Conde DB V illa F loh nach R io, e ro-
vinaen Pari und Rio Negrc v o i poltlSchen Stürmen erschüttert wurden, nahm Zamr •»«■ »-
raren Puncten des Amaaonas bewaflhete Stellung an, und trug durch Muth und Standhatüg-
keit wesentlich aur Beruhigung jener Landschaften bei, Verdienste, die ihm eine Commende des
Christordens und dasVertrauen d;es Kaisers Don P edbo erwarben, welcher ihn gegenwärtig
als Obersten mit der Bildung der Militzregimenter beauftragt hat.
die Aeste zerrissen worden wäre. Am Abend kamen wir glücklich nach
A l v e l l o s , ersetzten den Verlust, und kehrten über den spiegelglatten
See, bei klarem Mondenscheine, an die Mündung zurück, wo wir unsere
Netze zwischen duftenden Myrtenbäumen aufhingen. Ich hatte mich,
sehr ermüdet, kaum dem ersten Schlaf überlassen, als ein banges Gefühl
mich erweckte und zu dem Bivouac der Indianer trieb. Da sah'1 ich,
dass alle Ruderer vom Yupurä und von Ega mich in der Stille verlassen
hatten, und nur drei Indianer von Para zurückgeblieben waren. Diess
war das letzte Abentheuer meiner beschwerlichen Reise. Obgleich die
wenige Mannschaft das Fahrzeug nur mit Mühe leiten konnte, kam ich
doch glücklich nach M a n a c a p u r ü , um die Familie des Snr. Z a n y über
sein Schicksal zu beruhigen. Hier stiess ein junger J u r i , von der Familie
C o m ä - T a p u ü j a , zu der Mannschaft, welcher uns ' nach München
begleitet, leider aber, wie seine Gefährtin, die junge Miranha, den
Wechsel des Klima und der übrigen Aussenverhältnisse mit dem Leben
bezahlt hat. (S. im Atlas das Porträt des „Juri“ .) Am 11. Merz traf
ich in der B a rra d o R i o N e g r o ein, wo ich das Glück genoss, meinen
Freund wieder zu umarmen.
Anmerkungen zum vierten Kapitel.
(l.) Rio Yupurä. Reisen in seine» G ebiete. Als ich den Yupurä bereiste, war mir vollkommen
unbekannt, was erst durch die Forschungen des Hrn. v. Humboldt .(Relat. II. S. 697. «1.) ermittelt
worden ist, dass dieser Strom bereits im sechszehnten Jahrhunderte von einem Deutschen war gesehen
worden. Die Expedition des Bhil. v. IIuttkn (TJrbe) , der i. J. 15 Al, um das Land des Dorado zu suchen,
von Venezuela über den Guaviare in die Gegenden am Uaupe und Yupurä vordrang, und den Ama-
guas ein siegreiches Treffen lieferte, scheint keine historische Spur in dem Lande selbst zurückgelassen
zu haben. -— So viel ist gewiss, dass auch in neueren Zeiten die Spanier den- oberen Theil
des Yupurä, welchen sie Caquetd nennen, noch wenig oder gar nicht bereiset haben. Die wenigen
Ordensmänner der von S. Juan de los JJanos abhängigen Franciscaner-Missionen der Andaquies haben
wohl schwerlich den Fall gesehen, welcher sich vier Tagereisen westlich von dem Fall von Arara-
Cöara befinden soll. Ihre östlichste Mission, £. Maria, welche vielleicht in der Breite der Mündung
des Rio Amori (0° 36' n.) liegen möchte, ist schon vor dreissig Jahren durch die Einfalle der
Umäuas zerstört worden. Die Reise des Guardians Fr. F ranc. Fugnet von den Ufern des oberen
Yupurä zu. dem Guaviare, d$rcn Hr. v. Humboldt (Relat. II. S* 459.) erwähnt, berührt ebenfalls das
von mir besuchte Gebiet des Flusses nicht. Nur die vereinigte spanisch-portugiesische Grenzcommission
hatte vor mjr diese Gegenden besucht. (Vergl. Anhang S. 20.) Die astronomischen Arbeiten an
diesem Strome wurden von Jozc Snioes de Garvaluo und Joze V ictorio da Costa ausgeführt, wel-
III, Theil. 162