nem Geschäfte macht. Ohne Zweifel gefährdet der Staat das Schicksal
der Indianer durch die Aufstellung solcher Principale eben so"sehr, als
durch die der Richter mit weissem Blute; zum Glücke sind-jedoch unter
den ersteren nur wenige mit der Verschmitztheit und dem Unternehmungsgeiste
dieses Coretu, W ir suchten ihn, der gut portugiesisch
verstand, zu überzeugen, dass er und der Staat durch Einführung einer
regelmässigen Landescultur und durch Handel mit den Naturerzeugnissen
am meisten gewinnen müssten; allein er .wiederholte hierauf kurz:
Alles dieses sey mühseliger, als Sclaven zu verkaufen, und solcher Handel
brächte -ihm, was er immer brauche. Als ich ihn endlich aufforderte,
mir auch über den mineralischen Reichthum in diesem Gebiete
Aufschlüsse zu geben, läugnete er irgend Etwa» zu wissen; da es aber
Nacht geworden war, erschien er mit seiner Tochter, einem achtzehnjährigen
Mädchen, vor unserer Hütte, und begehrte Einlass, indem er
Wichtiges zu berichten habe. Nun, sagte e r, bei verschlossenen Thü-
ren, dürfe er nicht verschweigen, was er vor der Menge nicht gestehen
wollen, dass ihm nämlich durch seinen Vater reichliche Goldschätze in
den. Quellen des Apaporis bekannt seyen, er wolle solche auch, gegen
sichere Belohnung, zeigen und uns auf der ganzen Reise begleiten,
müsse aber dann seine Tochter mitnehmen dürfen. Als diese Vorschläge
abgelehnt, und der Eigennutz des Vaters durch ein reichliches Geschenk
an Eisengeräthe, die Eitelkeit der Tochter durch Glasperlen und Kattune
befriedigt worden war, sagte er endlich seine Begleitung bis zu den
Katarakten zu , und ich war sehr froh, einen in dieser Einöde so gefährlichen
Mann gewonnen zu haben. Ich bin ausführlich in der Erzählung
dieser Anecdote gewesen, da sie eine, freilich nicht vortheilhafte, Einsicht
in die Gemüthsart und die Sitten der Indianer giebt. Es ist traurig,
auch einen im Vergleich höheren Verstand mit derselben Niedrigkeit
der Gesinnung vereinbart zu sehen, wodurch sich die brasilianischen
Wilden den schnöden Begierden der Ankömmlinge gleichsam von selbst
überliefert haben. Mit Pachicu waren einige Kähne seiner Coretüs angekommen.
Am Abende tanzten sie in ihrem Federschmucke, den ich später
von ihrem Principale erhandelte. Ihre Bewegungen waren plump,
von monotonem Gesänge und Tönen der Rohrpfeifen begleitet. Der Vortänzer
trug einen stattlich mit Federn gezierten Wurfspiess in der Hand;
die Uebrigen hatten ähnliche Waffen, und um den linken Vorderarm
zierliche Castagnetten von Käferflügeln mit einem Büschel schwarzer
Federn. Alle waren von kleiner, aber sehr kräftiger Statur. Sie gingen
, mit Ausnahme des Tuxaua, nackt, blos mit einem, aus Baumwollenfaden
genestelten, Suspensorium angethan. Ihre Sprache schien mir
ungemein guttural, und um so schwerer zu verstehen, als sie dabei
die Zähne sehr verschränkten. Sie sind ungebildeter, als die Coërunas,
Passes und Juris, was unter Anderm auch die grosse Hingebung an ihren
Principal zu beweisen schien. Ihre erklärten Todfeinde sind die Nachbarn
Pucünas. Auch dieser Stamm ist durch Descimentos nach den
Ansiedlungen am Solimoês und Rio Negro sehr geschwächt worden.
Der Stock desselben soll, zwischen den befreundeten Fupuäs und Coë-
runas, am obern Apaporis und zwischen diesem und dem M iriti-P a rana
wohnen. Diejenigen, welche sich in S. Joäo do Principe niedergelassen
haben, sind meistens mit Weibern von dem Stamme Uainu-
mä verheurathet. Man findet solche gemischte Ehen besonders häufig
bei Indianern, die ausser dem Verbande mit ihrem Stamme leben und
sich durch die Vereinigung mit den zahlreichen Familien ihrer Frauen
verstärken wollen. Alle weiblichen Glieder der angeheuratheten Familie
werden gewissermaassen Schutzverwandte und Dienerinnen des
Eheherrn, und so erleichtert diese Verbindung auch die Sorgen für
den Unterhalt, denen sich der träge Mann gerne so viel als möglich
entzieht.
Am l. Januar 1820. gegen Abend verliessen wir S. Joäo do Principe,
und fuhren noch drei Legoas weit bis zur P ra y a de Utarü, wo
w ir , zwischen hohen Wachtfeuern, übernachteten. Der folgende Morgen
brachte uns nach dem Sit io Uarivaü, wo der Tubixava Miguel,
ein im ganzen Yupurä wohl bekannter Principal vom Stamme Jur i,
hauset. Dieser Indianer, dessen breite gedrungene Gestalt und funkelnde
Augen den Kriegsmann ankündigen, hat schon seit mehreren Jahren
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