sundheitszustande, dass wir beschlossen, die Reise stromabwärts möglichst
zu beschleunigen. W ir verliessen daher Canomd früh Morgens,
und ich reiste abermals in einer Montaria nach der Mission der Maa-
h es voraus, die ich am Abend erreichte. Die Reise gewährte, obgleich
ohne Abwechselung zwischen den dichtbewaldeten Ufern fortgesetzt,
einen seltenen Genuss durch den Anblick des heiteren, ja glücklichen
Zustandes, worin sich die zerstreuten indianischen Niederlassungen am
Ira riä und besonders die P ovoa fä o dos M auhes befinden. Der Stifter
und früherhin Director dieser zahlreichen Aldea, Cap. J o z e R o d r ig u e z
P r e t o , ein unternehmender, jovialer Pauliste hat durch Standhaftigkeit*
und Zuverlässigkeit im Benehmen den Indianern Sicherheit,- Ruhe und
Vertraulichkeit eingeflösst, so dass wir im erfreulichsten Beispiele erkennen
mochten, was die Befolgung eines zweckmässigen Systems über
die Indianer vermöge. W o immer wir an den einzelnen Hütten vorbeischifften,
kämen die Bewohner zutraulich und vergnügt herab, und
boten uns Mehl, Guaranä, Salsä, Cacao, Nelkenzimmt, Wachs und
Palmschnüre zum Kauf an. Hier war also der W eg zu einem offenen
Verkehre glücklich gebahnt. Der muntere Pauliste, in dessen Fazenda
ich ein Frühstück aus Guaranä, Wein und gebratenen Würsten von
Lamantinfleisch einnehmen musste, hatte sich die Tupisprache mit Fertigkeit
zu eigen gemacht, und schien auch dadurch den Indianern zu
imponiren, deren Naturpoesien er mit seltsamen Modulationen absang. -)
•) Einige dieser Verse, mit d e n e n S . ' .o85; i» ve|leichen, mögen notW.ier stehen:
Nitio xa potar cunharig '
Setuma sacai wad‘, ^
Curumû ce marna - mamane
Boia sacai majaué.
Ich mag nicht Weib
Mit gar zu schlanken Beinen;
Sonst würde ich umwickelt
Wie von einer dünnen Schlange.
Nitio xa-potar cunhang
Sakiva-afu wad;
Curumü ce monto - montoque
Tiririca-tyva majaui.
Besonders merkwürdig erscheint in dies
des Endwortes in der dritten Zeile, welches
Ich mag nicht Weib
Mit gar zu langem Haar;
Sonst möchte es mich schneiden
Wie ein Gehäg von GeisselgraS.
rohen poetischen Stammeln die Wiederholung
i Hauptwitz vorträgt.
In der Mission der M auhes selbst (von den Indianern Uasituba genannt)
ward ich von dem Missionär mit offenen Armen empfangen. Fr. Joze
Ai.vez das Chagas war seit vierzig Jahren in verschiedenen Missionen
beschäftigt gewesen; schon deckte der Schnee, des Alters sein Haupt,
aber das Herz schlug noch heiss bei dem Gedanken, das Heil unter
den Heiden auszubreiten. Alles, was der Greis that, yfrlieh seiner Gegenwart
Würde und Vertrauen. Die Nähe eines jeden Menschen, der
sich von einer höheren Idee ergriffen bekennt, wirkt erhebend; ich
schämte mich fast der düstern Farbe, welche die eigenen Erfahrungen
meiner Ansicht von dem Wesen der Indianer verliehen Hatten. Die
Ordensmänner in Missionen gemessen vor den Weltpriestern mancherlei
Vortheile. Das Kloster versieht sie mit Geld, mancherlei Bequemlichkeiten
und mit Lectüre. Ich war nicht'wenig erstauntem der
Palmhütte des Padre Lissaboner Zeitungen zu finden; aber ein schmerzliches
Gefühl traf mich, als ich darin den Tod des ehemaligen Präsidenten
unserer Akademie der Wissenschaften, des ehrwürdigen Fried.
Heinr. Jacobi, gemeldet fand.
In der Povoapäo/ dos M auhes wohnen Mundrucus und M auhes
(M aues) untereinander. Diese beiden Stämme, vielleicht von gleichem
Ursprünge, sind sich ehemals feindlich gewesen, nun aber bereits seit
längerer Zeit befreundet. Leider traf ich gegenwärtig nur wenige
M auhes im Orte; die Uebrigen hatten* vor Kurzem erst einige grosse
Expeditionen zum Einsammeln von" Salsa auf dem R io M auhe unternommen,
von wo aus sie'noch nicht zurückgekehrt waren; und der
Missionär wünschte, dass ich die benachbarten Mallocas nicht besuchen
möchte, um nicht beunruhigende Gerüchte zu verbreiten, welche durch
den, in der letzten Zeit ausgeübten, Erohnzwang Wahrscheinlichkeit
erhalten könnten. Ich difesah die zahlreichen Hütten, in welchen viele
Weiber und Mädchen mit Mehlbereitung und Baumwollespinnen beschäftigt
waren. Alles trug hier den Stempel behaglicher Ordnung und
Wohlhabenheit. Die Indianerinnen waren alle bekleidet; den Malereien;
welche sie an sich und den Kindern nicht gespart hatten, sah der
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