grossem Erfolge, ebenso, wie uns,' das Eau de Luce, oder der Salmiac-
geist. So werden an der Küste bisweilen die hürnenen Spitzen, womit
der Schwanz der Rochen bewaffnet ist, als Gegengift gegen die
Wunden dieses Fisches oder der Giftschlangen angewendet. Aus dem
Geweihe der Rehe bereitet der Indianer ein anderes Mittel für den letzteren
Gebrauch, indem er Stücke desselben auf Kohlen röstet und mit
dem Moschus beträufelt, welchen die Kaimans unten am Halse in zwei
drüsigen Säcken absondern. Das Pulver davon wird eingenommen und
der ganze Knochen auf die Wunde gebunden, aus der er das Gift aussaugen
soll. Dieser letztere Stoff von einem höchst durchdringenden Mo-
schusgeruche soll, in die Ohren gebracht, bei Taubheit von ausserordentlicher
Wirksamkeit seyn. *)
W ir hatten den F u ro von A rauatö passirt, der von der ersten
Mündung des Saracä zwölf Legoas entfernt ist, als uns ein furchtbares,
aus S. vom Madeira herziehendes, Donnerwetter überfiel. Es
dauerte zwei Stunden lang, und wir mussten uns glücklich schätzen,
an dem hohen Ufer einer Insel Schutz gefunden zu haben. Solche Gewitter
sind hier besonders in. der Regenzeit häufig; wahrscheinlich steht ihr Ausbruch
in Verbindung mit der anhaltenden Bewegung der Luft oberhalb
*) Von dem Gebrauche- der Klapperschlange in der Syphilis habe ich oben (IL S. 558.) gesprochen.
Aehnlich werden auch mehrere Äxten von Eidechsen, vor denen die Indianer übrigens
eine abergläubische Furcht hegen, gegen diese .Krankheit, die Gelbsucht und Hautausschläge angewendet.
Sie kochen das ganze Thier und trinken die Brühe, oder sie äschern es ein, und nehmen das
Pulver ein. Um die Reihe dieser animalischen Heilmittel, deren sich der Urbewohner America’s bedienet,
zu vervollständigen, erlaube ich mir noch an die Gewohnheit nordamericanischer Stämme
zu erinnern, welche einen Baumwollenfaden, quod glandi virili circumvolutum peculiare illa-
rum partium smegmä gravi eoque ammoniacali odore pollens imbiberat, den Schlangenwunden
auf]egen. Indi denique. secundum Humen Yupura habitantes contra dolores formicarum, scölo-
pendrarum. aut scorpionum morsu concitatos, siquidem ictus in manus ceciderant, illarum in
vaginam inuliebrem lmmissionem Optimum remedium mihi praedicaverunt. An alle diese Mittel,
welche vielleicht vorzugsweise durch ihren Gehalt an Ammonium wirksam sind, schliessen
sich die Bezoare an, von welchen wir mehrere Arten bei den weissen Ansiedlern in Anwendung
sahen. Der Bezoar occidentale, von der Vieunne, kommt bisweilen aus Peru hierher. Die
von J. Dayy untersuchten Schlangensteine in Ceilon ergaben sich als calcinirte Knochen, andere
als mit einer vegetabilischen Substanz gefärbter kohlensaurer Kalk, oder endlich als Bezoare.
(Tilloch. Phil. Mag. Vol. LI. S. 122.)"
der beiden sich hier begegnenden Ströme. Während wir vor Anker
lagen, ruderte, ein Kahn voll Indianer auf uns zu, die in unserer Nähe
das Gewitter ab warten wollten. Es waren Bewohner von S y lv e s, und
auf der Reise nach der P ra y a de Tamanduä im Madeira begriffen,
wo sie Schildkröteneier sammeln wollten. Lauter wohlgebaute Männer,
mit angenehmen Gesichtszügen, gesprächig, und der Lingua gerat vollkommen,
zum Theil auch der portugiesischen Sprache, mächtig, waren
sie uns ein erfreulicher Beweis eines gebildeteren und behaglichen Zustandes.
Keiner von ihnen hatte ein nationales Abzeichen, und sie wussten
nicht, von welchem Stamme sie sich herschrieben, *) Einer derselben
trug einen Amazonenstein, ein Parallelogramm von anderthalb Zoll
Länge und zwei Linien Dicke, mit zwei Löchern durchbohrt, an einer
Schnur von Baumwolle am Halse, und legte so grossen Werth auf diess
Amulet, dass er es um keinen Preiss verhandeln wollte. Ausser diesem
Exemplare haben wir auf der ganzen Reise nur noch einen einzigen
dieser Steine gesehen, den wir zu O bydos für das ethnographische
Cabinet zu München eintauschten. Er hat die Form eines Säbels oder
einer Schlachtkeule mit einseitigem Griffe, ist aber vielleicht unterhalb
der Mitte abgebrochen. (S. im Atlas „indianische Gerätschaften,“
Fig. 23.) Der Stein ist so sauber und scharf geschnitten und polirt,
dass es rätselhaft bleibt, wie ihn Indianer, denen der Gebrauch irgend
eines Metalles fremd war, in dieser Art bearbeiten konnten. Ich halte
desshalb, nach Vergleichung der hierüber gesammelten Notizen, für
wahrscheinlich, dass diese Amazonensteine Kunsterzeugnisse der Indianer
” *) Die Villa de Sylves liegt auf der Ostseite einer der zahlreichen Inseln, welche durch den
See von Saracä zerstreut sind. Die erste Ansiedliing daselbst geschah durch die Mercenarios,
und ward von Indianern gebildet, die von der ehemaligen Aldea Aniba am Flusse gleiches Namens
hierher geführt wurden (Monteiro §. 71.). Man versammelte hier Individuen von den
Stämmen der Aroaqui, Bare, Caraias, Baeüna, Pacuri und Comani (Ribeiro §. 7.). Die Insel
der Villa, und alle übrigen in dem schönen fischreichen See, sind so hoch gelegen, dass sie
von den jährlichen Ueberschwemmungen nicht erreicht werden. Sie enthalten eine überaus üppige
Vegetation und sind dem Anbaue des Tabacks, der Baumwolle und des Cacao günstig.
Der See von Saracä nimmt unter andern den Rio Urubü auf, dessen Abführungscanal der
Arauatö ist. Als Anwohner dieses Flusses werden die Aroaquis genannt, eine langöhrige, an Zähl
ziemlich bedeutende Horde, die theils noch wild in den Wäldern östlich vom Rio Negro hauset.