und niedrigem Buschwerk. Der Gesammtausdruck, wodurch sich die
Flora bemerklich macht, fällt selbst den reisenden Sertanistas auf. Einer
derselben, den wir über die Reise im Tapajöz nach Cujabä befragten,
glaubte uns die Art der Vegetation längs diesem Flusse am besten
so zu bezeichnen: man findet längs den Ufern die Bäume und die Cam-
pos agrestes von Minas. Unter dem Namen der Minas begreift man
überhaupt am ganzen Amazonas die hochliegenden Gegenden , im Süden,
von deren Goldreichthume die überspanntesten Meinungen verbreitet sind.
In diesen südlichen Gegenden scheint der. grösste Raubvogel Brasiliens,
die Aqaila destructor, Daud., nicht selten zu seyn. W ir sahen einen
dieser Adler lebendig, welcher von einem Reisenden aus dem oberen
Gebiete des Tapajöz herabgebracht worden war. Er mass von der
Spitze des Schnabels bis zum Schwanzende volle vier Fuss. Die ungeheueren
Krallen, fast von der Länge eines Fingers, der kräftige, mehr
als drei Zoll lange Schnabel und die kühnen durchdringenden Augen
vereinigen sich zu einem furchtbaren Bilde von Wildheit und Raubsucht.
Am 21. September hatten wir das Vergnügen, den Capitän Z a n y
ankommen zu sehen, der von Parä aus eine schnelle Reise von siebzehn
Tagen gemacht hatte, um uns einzuholen. Da sein Fahrzeug, grösser
als das unsere, mehr Bequemlichkeiten darbot, so Hessen wir unsere
nöthigsten Effecten dahin bringen, um ohne Unterbrechung in seiner Gesellschaft
zu bleiben, und sendeten die eigene Canoa voraus. Von San-
tarem können verschiedene Wege eingeschlagen werden, um die Reise
auf dem Amazonas zu verfolgen. Das westlich vom Tapajöz liegende
Festland ist nämlich durch den grossen See Lago das Campinas oder
de V illa Franca und durch die Canäle, welche aus diesem in den Tapajöz
und Amazonas münden, zu einer Insel von beträchtlicher Ausdehnung
abgeschnitten, und man kann im Süden oder Norden derselben
segeln. Im ersteren Falle sind zwei Wege möglich: der eine vom
Tapajöz aus, indem man etwa drei Legoas bis nach der Villa do Alter
do Chäo südlich steuert, dann den Strom übersetzt, und durch einen
östlichen Canal in den Lago das Campinas gelangt; der andere
vom Amazonas aus, durch den östlichsten der Furos, die von jenem
See in den Hauptstrom münden. Diese Fahrt empfiehlt sich für solche
Reisende, welche in dem See Provision an Fischen machen wollen,
woran er überaus reich ist; allein sie ist beschwerlich wegen zahlreicher
Mosquitenschwärme, und erheischt einen erfahrnen Piloten, denn
die Stürme auf dem See sind furchtbar heftig. W ir zogen aus diesen
Gründen vor, die Reise im Amazonas selbst fortzusetzen. Der Tapajöz
war jetzt in einem Zustande der Entleerung begriffen, und strömte langsam
(seine höchste Fülle fällt in die Monate December und Januar);
das Fahrzeug trieb daher nur langsam abwärts. W ir setzten über den
Strom (.23. September), und befanden uns nach einigen Stunden wieder
in dem gelblichen, trüben Amazonas, dessen hier mehr als anderthalbe
geographische Meilen breite Gewässer zahlreiche und grosse Inseln um-
fluthen. Die erste von diesen, Torapixum, bildet mit dem südlichen
Continente einen ziemlich schmalen Canal, in welchen w ir , nach Westen
steuernd, einlenkten. Am Ufer und auf einigen Sandbänken bemerkten
wir in Abständen von vierzig bis fünfzig Fuss Pfahle, nach
unten convergirend, eingerammelt, die uns als Beweis einer Industrie
auffallen mussten. Man belehrte uns, dass sie den Indianern als Stand-
Punct auf der Schildkrötenjagd dienten. Der Jäger wadet auf jene
Stellen hin, befestigt ein Brettchen zum Sitze zwischen den Pfählen,
und kauert auf demselben nieder, schussfertig, das Erscheinen der
Schildkröten an der Oberfläche des Wassers gewärtigend. Es ist schon
vorgekommen, dass der Indianer, wenn er selbstvergessen die Füsse
ins Wasser hinabhängen Hess, den Krokodilen zur Beute wurde. Die
Strömung des Amazonas war an diesen Küsten so heftig, dass wir sehr
oft dem Ruder durch ein Seil {Espia) zu Hülfe kommen mussten, welches
in der Montaria stromaufwärts vorausgetragen, um einen Baum
geschlungen und zurückgebracht wurde, um das Fahrzeug aufwärts zu
ziehen. An hohen Ufern und in der Nähe von Sandbänken musste ein
zweites Seil angebunden werden, damit die Canoa bei dem Zerreissen
des ersteren nicht gefährdet würde. Die Arbeit wird überdiess noch
mühseliger durch dichte Schlingpflanzen und Dornhecken, oder durch
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