worden. *) Bei diesem Mangel an animalischer Kost wird ihre Körperstärke
nur dadurch erklärt, dass sie sehr viele ölige Früchte, wie z. B.
der Palmen, des Castanheiro, der Piquiä u. s. w. essen, um die sie, je
nach dem Eintritt der Fruchtreife, in den Wäldern umherziehen. Sie
sind auf diesen Streifzügen mit dem Blasrohre und vergifteten Pfeilchen
versehen, die sie von den westlichen Nachbarn eingehandelt haben, und
blos zur Jagd gebrauchen, ausserdem mit Bogen und Pfeil. Ihre Bögen,
von rothem Holze, sind sehr gross, elastisch und gehen von ihnen
als Handelsartikel zu vielen andern Stämmen über. Um ihre Knaben
zur Männlichkeit zu erziehen, und zur Heuratj| vorzubereiten, haben
sie eine äusserst sonderbare Gewohnheit. Die Nachbarn vereinigen
sich bei reichlichen Töpfen voll Cajiri, ziehen den Knaben von acht bis
neun Jahren baumwollene Aermel an, welche oben und unten verbunden
werden können, und sperren darin einige der grossen, heftig heissenden
Ameisen (T o ca n teira , vielleicht richtiger Tuccmqmbura, Tucan-
Ameise, wägen der Aehnlichkeit, C ry p toceru s a tratus, F.) ein. Sobald
der Knabe, von heftigem Schmerz gepeinigt, zu schreien und zu
jammern anfängt, schliesst ihn die tobende Rotte in einen Kreis ein,
und tanzt so lange jauchzend und aufmunternd um ihn her, bis er erschöpft
zu Boden sinkt. Er wird nun, da die Extremitäten furchtbar
aufgeschwollen sind, den alten Weibern zur Behandlung mit dem
frischen Safte des Mandioccakrautes übergeben. Hat der Zögling seine
Kräfte wieder erlangt, so wird der Versuch gemacht, wie er den Bogen
spannen kann. Diese gräuliche Ceremonie wird gewöhnlich bis in
das vierzehnte Jahr fortgesetzt, wo Aer Jüngling den Schmerz ohne
ein Zeichen des Unmuths zu ertragen pflegt, worauf er emancipirt
wird, und heurathen kann. Diese Probe macht einen Theil ihres Ca-
lenders aus. Man drückte sich mir darüber in der Tupisprache so aus:
Jnbir je p é , — ja b ir m ocoim , jä b iru a n a , eristeinmal, zweimal, gänzlich
erhöht worden. Es ist bemerkenswert!!, dass auf gleiche Art auch
•) Sollte dieser Sitte eine relipSse Ansicht zn Grunde liegen? Die Syrer verehren die
Fische im Flusse Chalos, und wagten nicht, sie zu essen. Xenoph. Anab. I. 4 , 9-
die Tamanacos am Orenoco die Standhaftigkeit der Jünglinge versuchen.
(Gili II. p. 31(7.) Im Zustande der Freiheit leben sie, gleich den übrigen
Wilden, nach Gefallen in Mono- oder Polygamie; aber ein Grundgesetz
des Stammes verbietet den Weibern Umgang mit allen, die nicht
desselben Stammes sind. Ihre Sprache ist sehr volltönig und schwer
zu verstehen. E3 war mir unmöglich, Einen zu gewinnen, der die
abgefragten Worte angesagt hätte. Der Missionär bemerkte, dass sie
sich dessen aus Furcht vor irgend einer Verhexung weigerten, denn
sie seyen, obgleich nicht ohne Spuren von einem Glauben an Gott,
doch dem Wahne von der Macht böser Dämone sehr ergeben, denen
sie unter andern auch den Tod zuschrieben. Die Mauhesi., haben die
Vorliebe für Federschmuck mit den M undrucüs gemein; auch sie tragen
bei kriegerischen Auftritten und 5 e8ttänzen; den geschmackvollen
Scepter von Federn in der Hand und eine Fülle von Federn, auf, dem
Kopf und um den Nacken. — Der Ira rid (U ra riä , U a ria ), dessen
Strömung ich abwärts verfolgte, ist eigentlich ein Ast des Madeiraflusses
, und giebt in der Mitte seines Laufes den F u ro de Ramos gegen den
Amazonas hin ab. Nach der Vereinigung mit mehreren aus S. kommenden
Flüssen tritt er mit mehreren Mündungen in den Amazonas ein. Die grösste
davon, A n d irä s, ist gefährlich; wir verfolgten daher den Irarid noch zwei
Tagereisen weit abwärts, und kamen endlich durch den F u ro de L im a o ,
eine halbe Legoa oberhalb der F illa N ova da R a in h a , wieder in den
Amazonas zurück. W ir fanden in F illa N00a mehrere Naturalien,
welche Snr. S b ix a s für uns hatte sammeln lassen, darunter die grossen
Flussmuscheln (tupf: I ta -F r y r y ) , welche auf den Sandbänken des
Stromes und der Seen Vorkommen. Die Indianer essen sie besoi^ers
als Fastenspeise; aber bisweilen, wahrscheinlich wenn Giftpflanzen am
Ufer stehen, bringt ihr Genuss Leibschmerzen und andere Krankheitszufälle
hervor. An den Bäumen der Uferwaldung erschienen jetzt auch
seltsame Bildungen von Süsswasserpolypen. Die Villa war gerade jetzt
voll von Indianern, welche Mehl- und Guaranäpasten zum Kaufe gebracht
hatten. Ihre Fahrzeuge waren klein, jedes nur mit vier Ruderern
versehen, und bis zur Gefahr übervoll gepackt. W ir kauften