föderiert die Meisten ihre Waffen wieder zurück, indem sie durch den
Tubixava sagen Hessen, ich hätte ihnen mit den Waffen den Unterhalt
genommen. Umsonst hatte ich dem Häuptlinge vorgestellt, dass der
Lärm des nächtlichen Tanzes meinem kranken Gelahrten schädlich werden
könne: — alsbald ertönte eine höllische Musik von vier kleinen
Pfeifen (Gaitas) und einer Art Schalmeie {Memby) aus einem grossen
Rohrstücke, und verworrenes Geschrei erklärte den Anfang des Tanzes.
Die Fremden insbesondere schienen, obgleich sie einen starken Tagmarsch
gemacht hatten, auf nichts erpicht als auf Tanzen und Singen. A e
Ankömmlinge so wie die hier wohnenden Miranhas, denen sich einige
von unsem Indianern beigesellten, erschienen frischbemalt mit den Zier-
rathen in Nase und Ohren und dem Wurfspiesse in der Hand. Ein
Häuptling, durch reichen Halsschmuck von Onzenzähnen ausgezeichnet,
lief mit aufgehobenem Wurfspiesse nach allen Seiten des Tanzplatzes
und schrie mit drohendwilder Gebärde eine fürchterliche Melodie in die
Nacht hinaus, gleichsam als fodere er die Feinde seines Stammes, auf,
hierher zu kommen, um diess fröhliche Spiel in ein blutiges zu verwandeln.
Nun begannen die Tänze, an denen zuerst abwechselnd etwa
achtzig männliche Indianer, alt und jung, Theil nahmen.. -) Diese
Festtänze dauerten alle.Nächte hindurch fort, solange wir uns noch im
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etwa e in e S tu n d e la n g u n u n te rb ro c h en .g ed au e rt h a tte , v e rlie f sich ‘ ^ Nacken,
n u n tr a te n au ch die n a ck te» W e ib e r , v ie le m it d e n S ä u g lin g en a u f d em Arm e od e r im Nacke ,
Porto dos Miranhas befanden. Einzelne der Fremden gingen; aber
täglich kamen wieder andere an, durch die Pauken von dem Stand des
Festes unterrichtet. W ir brachten unter diesen Söhnen viehisch wilder
Lust die Nächte sorgenvoll und schlaflos zu; erst am Morgen, wenn
sie sich in ihre Hangmatten oder in das Bad zurückgezogen hatten,
konnten auch wir uns der Ruhe überlassen. Während des Tages erblickten
wir nur wenige der Unholde, sie hatten sich durch die Wälder
und in die entlegenen Hütten zerstreuet; aber mit Einbruch des Abends
kamen sie von allen Seiten herbei, und erfüllten den Platz zwischen
dem Flusse und den Hütten mit ihrem monotonen Gemurmel, bis sie
getrunken hatten, dann mit wildem Geschrei, und endlich mit den unmelodischen
Pfiffen ihrer Instrumente und dem Lärm ihres Tanzgesanges.
Noch trübt sich mein Gemüth, wenn ich an die grässliche Entartung
dieser Halbmenschen zurückdenke. *) — Ich darf annehmen, dass
während eines mehrwöchentlichen Aufenthaltes unter diesen Wilden alle
Erscheinungen ihres verwahrlosten Lebens an mir vorübergegangen seyen;
aber ich empfand den Eindruck ihrer Umgebung so schmerzlich, dass
die Erneuerung aller einzelnen Züge, in denen sich die Eigentümlichkeit
des rohsten brasilianischen Urmenschen hervorthut, auch meinen
Lesern nur peinlich seyn würde. Die Ueberzeugung stellte sich vor
Allem fest in mir, dass d ie s e r Wilde von Gott, als dem gütigen Vater
h in z u . I h r e h ä ssjichw ild en S p rü n g e , ih r he isere s G ek rä c h z e , das F e u e r , m it dem s ie , v o n d e r
Grö ssten b is z u r Kle in sten , i n e in e r Re ih e h in te r d e n k a lten grav itätisch en M ä n n e rn h e rtra p p ten ,
die se lb st b e i d em lu s tig s te n Gesänge k e in e M ie n e z um L a c h en z ie h e n , a ls wäre es um e in e
se h r wich tig e Sach e z u th u n , z eig te h in re ic h e n d , dass sie d ie S tu n d e gek ommen g la u b ten , sich
v o n den a n g e stre n g ten sd a v isc h e n Arb e iten des T ag e s z u e rh o len . D e r G esan g e rsch allte n u n
n ic h t m e h r b lo s in d em ra u h e n Un iso n o d e r b rü lle n d en M ä n n e r , so n d e rn kreisch en d e S o p r a n e ,
die absch eu lich n a ch d e r M e lo d ie um h e rs u ch te n , v e rm e h rte n d ie gräu lich e Musik.
*) E in sch au d e rv o lles B e isp ie l v o n R o h h e it sa h ’ ic h e in st a n e in em h a lb jäh rig e n K in d e a u sü
b e n . Die M u tte r w a r g e storben:, u n d d ie S tie fm u tte r ha sste es so s e h r, dass sie es v e rh u n g
e rn la ssen wollte. Als e inm a l das u n g lü ck lich e Gesch ö p f d u rch se in w im m e rn d es G esc h rei
N a h ru n g fo d e rte , w a rf d ie u nm e n sch lich e Pfleg erin es v o ll W u th a u f e inige g lim m en d e S c h e ite r
d es H e e rd e s , vo n wo ic h es* ge rad e e in tre te n d ', e rre tte te u n d d em a lten S te u e rm a n n z u r Pflege
ü b e rg ab . E s sta rb a b e r , schon völlig a u sg e h u n g e rt, u n te r W e g s , u n d w a rd v o n u n s u n te rh a lb
d e r Katarak te v on Cupati b eg rab en .