Puss, fallen in den Monat März. Die ähnlichen Vorgänge an den
Mündungen des Tocantins haben keinen Einfluss auf die Wasserbewe-
gungen im M o jü , woraus wir folgern können, dass kein Wasser von
dem ersteren dieser Ströme durch den Igarape - m irim in den letztem
fliesse. ( i .)
Am 26. August, gegen 10 Uhr Nachts, verliessen wir das freundliche
Jacuarary (Hundefluss), und fuhren unter der Begünstigung der
Fluth den M ojü aufwärts. Der Fluss strömt im Allgemeinen von Südwest
nach Nordost. Am Morgen des folgenden Tages fanden wir uns
bei J a ca ry (Kröcodillfluss), einer- FaZenda mit einem kleinen Engenho
um Zucker j u sieden und Branntwein Zu brennen. Auch etwas Cacao
wird hier gebaut; und wir sahen die Schaalen der Beeren trocknen
und in Asche verwandeln, um aus der Pottasche mit Rindstalg oder
Andirobaöl Seife zu bereiten. Die niedrige feuchte Gegend ist mit einem
so dichten Walde bedeckt, dass wir unsere Excursion nicht weit
ausdehnen konnten. Der Eigenthümer hatte einen Tapir gezähmt, der
wie ein Schwein im Hofe der Fazenda umherlief, und uns ohne Spuren
von Furcht mit seinem beweglichen Rüssel beschnuferte. Er war Von
der gemeineren, dunkelgrauen Farbe, ein Männchen, Man hatte während
der drei Jahre, die er sich hier befand, beobachtet, dass er immer
mit Anfang der Regenzeit unbändig und wild geworden war, vielleicht
wegen Regungen der Brunst. Einmal hatte er sich sogar in dieser
Periode befreiet, war aber nach einigen Tagen ganz nahe an der Fazenda
wieder gesehen worden, wo er sich geduldig fangen liess. Die
Schweine, zu denen er sich gerne gesellte, schienen ihn zu fürchten.
Auch von hier aus benützten wir zur Fortsetzung unserer Fahrt die
Fluth. Wir gingen noch vor Eintritt derselben, Abends 8 Uhr, zu
Schiffe, ruderten zwei Stunden lang mit ziemlicher Anstrengung, und
dann durch sie erleichtert stromaufwärts. Am 28. August, vor Tages-
Anbruch wurden wir durch ein lautes Krachen zerbrechender und herabstürzender
Baumäste geweckt. Wir befanden uns hier oberhalb der
Fazenda Catimbao am Anfänge jenes Canals, des Ig a ra p e-m irim , weL
eher den M ojü mit den Gewässern des Tocantins vereiniget. Dieser
Eingang ist so schmal, dass unser Fahrzeug nur langsam zwischen den
dichtbewaldeten Ufern vorwärtsdringen konnte, und wir die hereinragenden
Aeste, die dem Drucke nicht nachgaben, mitAexten durchhauen
mussten. Grosse, hochmastige Canoas passiren oft nur mit Gefahr die
erste halbe Legoa, welche die Enge dauert, und vor der künstlichen
Erweiterung des Canals, unter dem Gouvernement von D. F r a n c , d e
S o u z a C o u t in h o , mussten sie bisweilen mehrere Tage zu einer Pieise
von wenigen Stunden verwenden. Das Gewässer ist am Eingänge, etwa
eine Viertelstunde lang, so seicht, dass man, besonders mit grösseren
Fahrzeugen, immer nur mit dem Hochwasser durchkommt, und in
trocknen Jahren während der Ebbe äusserst wenig Wasser findet;
weiter westwärts aber wird der Canal plötzlich tiefer, und eine Menge
Seitencanäle stehen mit ihm in allerlei Richtungen in Verbindung. Als
die Sofltne aufging, beleuchtete sie ein vorher noch nie gesehenes Schauspiel.
Der Canal, im Allgemeinen die Richtung von W. N. W . einhaltend,
erweitert sich hie und da in tiefe Buchten, theilt sich zwischen
kleinen niedrigen Inseln, oder zieht sich in die Breite eines mässigen
Flusses zusammen. Ausser den ziemlich dunklen Gewässern findet das
Auge nichts, als ein üppiges Grün, das bald in Lauben über das Fahrzeug
zusammengewölbt, bald in schwankenden Guirlanden zwischen
hohen Uferbäumen aufgehängt, oder in undurchdringliche Hecken zusammengewuchert,
keinen Fussbreit Landes unbedeckt lässt. Unvergesslich
wird mir der Eindruck dieser Wassergärten seyn, in denen
die Vegetation das vollste Maass ihrer Grösse zur Schau stellt. Zwischen
dem glänzenden Laube der Hippocrateen, der Avicennien, der
Myristicä sebifera erscheinen die grossen scharlachrothen Trauben der
Schousboea, prachtvolle Ranken von goldgelben und rosenfarbnen Big-
nonien, die grossen Blüthenrispen der violetten Erisma {JE. floribundam ,
M . N . Gen. t. 82.), reiche Sträusse der Dalbergien, Andiren, des Ma-
crolobium bifolium, gelbe Sterne der Sloanen und die Riesenblumen
der Carolinea princeps, deren ausgebreitete Aeste kaum veripogen, die
fünfeckige, kopfgrosse Frucht voll mandelartiger Saamen über *die Fluth