niscn die Sitten des Dachses mit denen der Wiesel und Marder. — Die Entdeckung es
australischen Continentes hat nns eine höchst eigenthümliche Thierform als dort herrschend
gezeigt, nämlich jene B e n t e l t h i e r e (Marsupidlia), deren Weibchen zum Thetle ihre
zahlreiche Nachkommenschaft in einem häutigen Sacke am Bauche gross ziehen. Auch America
besitzt, insbesondere im südlichen Theil, mehrere Bepräsentanten aus dieser Familie, und
zwar, m e es scheint, in grosser Verbreitung. Dos gemeine Bentelthier (Didelphys mar-
supialis, L , fig. es.) erscheint in den Wäldern ton Peru, wo es Muca-muca, am Paraguay,
wo es Micure, in Brasilien, wo es Gambi, und in Cayenne, wo es Pinn genan
wird. Dieses seltsame Geschlecht vereinigt in sich die Eigenschaften mehrerer, unter sich
sehr Terschiedener, Thierformen: die Hörpergestolt rattenartiger Nageth.cre mit dem Gebisse
fleischfressender Raubthiere; einen Greifschwanz mit bandartiger Organisation der Hin-
terfflsse. Wo der Beutel fehlt, befestigen sich die Jungen mittelst ihres Schwanzes an dem
der Mutter. Alles fressend, ziehen sie Tag und Nacht, wie die Batten, ,edoch den feisten
Körner nur träge bewegend, auf den Kaub ans, und sind überall Gegenstand der Verfolgung
sowohl stärkerer Thiere als des Ureinwohnern, dessen Heisshnnger auch ihres übel.
r ie L n d e n Fleisches nicht schont. - Eben so seltsam, aber lediglich auf die Tropenlandcr
der neuen .Welt beschränkt, sind jene langbehaarten, mit mächtigen Krollen an denkurzen
Füssen bewaffneten, Iangköpflgen aber zahnlosen Thiere, die A m e i s e n f r e s s e r ( yrme-
cophaga). Sie sind auf die Ameisen und Termiten angewiesen, welche zu zahllosen Schaa-
re» ymeinigt, in Wäldern, noch mehr aber auf den offnen Fluren hausen, und ihre. Bauwerke
über grosse Landstrecken ausdehnen. Die Feinde dieser kleinen kunstreichen Baumeister
eröffnen die aus Letten aufgeführten, oft sehr yerharteten, Gewölbe mit ihren stur-
kenKrallen, Hf wenn die gestörten Bewohner heryor und über dm weit ausgestreckte Zun.
ge des Thieres hineilen, werden sie durch deren Zurückziehung yerschlungen. Auch die
Laryen werden yon ihnen yerzehrt. Das grösste Thier dieser merkwürdigen Gruppe (Myr-
mecophaga jubata, L . M ü durch eine» überaus langzottigen Schwof ausgezeichnet
den es, wenn in kurzem Galoppe über die Flure» hineilend,-schräg wackelnd, eine höchst
ahenthenerliche Gestalt, in die Luft trägt. Harmlos und fast lautlos - nur.
Schnarchen stösst es aus Furcht oder Zorn heryor - ist es keinem andern Thiere gefährlich,
so lange es nicht Zeit gewonnen hat, sich auf den Kücken zu legen und seiner Umarmung
durch das Einsraben der langen Scharrkrallen Nachdruck zu gebe». Die andern
HeinerenArten (M. didoctyla, L . , und M. tetraiactyia, L . flg. B R erscheinen yorzugic
I in Wäldern, .wo sie Bäume besteige», und sich mit ihrem Greifschwanze festhalte». Mit
Hecht betrachtet man die Ameisenfresser als eine der indiyidncllsten Bildungsformcn der
americanischen Thierwelt; Africa besitzt eine analoge Gattung jm capischen Amemenfresser
(Orycteropus) , Asien gewissermaassen im Schuppenthier (Monis).
Die yon Jahr zu Jahr mehr eingebildete Lehre yon der Verbreitung der or.
ganischen Wesen auf der Erde bestätigt die Mietsache yon der Gegenwart solcher GeschO,
rife in den einzelne» Weltthcileu, welche sich durch Bau und L ebensweg
entsprechend bezeichnen. Wir dürfen uns daher nicht wundem, das höchst sonderbare
Schuppenthier, auf den ersten Anblick ein Säugthier unter der Form einer grosse
Eidechse, welche, Ostindien bewohnt, und, ebenfalls zahnlos, sich yon Amemen nah«, in
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der neuen Welt durch die Ameisenfresser repräsentirt zu sehen. Ueberdiess zeigt es noch
ganz vorzüglich Verwandtschaft mit einer andern americanischen Gattung, den A rm a d il-
l e n oder G ü r t e l t h ie r e n (Dasypus; D . novemcinctus, L . fig. 13.). Die Natur hat in
diesen Thieren gleichsam die verschiedensten Eigenschaften zu vereinigen gesucht: der Kopf,
dem des Schweines vergleichbar, mit langen rattenartigen Ohren, der feiste Körper kurz
geschwänzt, oben mit dichten Panzerschaalen bewaffnet, unten besetzt mit einzelnen Borstenhaaren,
die Füsse kurz und stark, mit tüchtigen Krallen zum Graben versehen. Diese
Armadille fuhren gleich dem Dachse weitläufige Baue unter der Erde; ihre Geschicklichkeit
im Aufscharren des Grundes ist so gross, dass sie sich in kürzester-Zeit, fast vor den
Augen des Jägers, eingraben können. Aus ihren Höhlen, wo sie zahlreiche Nachkommenschaft
erzielen, schleichen sie, eher gewandt als schnell in ihren Bewegungen, besonders
in der Dämmerung-und bei Nacht, doch auch bei Tage, hervor, und sie gehen wie die
Marder den Eiern und kleinen Thieren nach, oder sie sammeln, wie der Hamster, Früchte
und andere vegetabilische Nahrung auf, ja sie scharren sogar, wie die africanischc Hyäne,
die Leichen aus den Gräbern hervor: ein eben so seltsames Gemisch von Sitten in ihrem
Handeln darstellend, als ihr Körperbau Vei-schiedenartiges vereinigt. Auch mit unsermlgel
können sie in vielfacher Beziehung verglichen werden. Gleich diesem vermag sich eine
Gattung von Gürtelthieren (Tolypeutes) zusammenzurollen und unter ihrem Panzer zu schützen.
Den Igel und das Stachelschwein der alten Welt ersetzen übrigens im tropischen America
mehrere sehr eigenthümliche Formen von S t a c h e l t h ie r e n ( Sphingura) und S t a c h e l r
a t t e n (Loncheres). Jene besteigen die Bäume, an welchen sie sich mittelst des Greifschwanzes
befestigen (so z. B. Hystrix prehensilis, L . , oder Sphingura, fig. 19.); diese
wohnen, wie unsere Mäuse, in der Erde, und führen, ihnen ähnlich, ein lichtscheues Leben.
Wenden wir unsere Blicke von den Bewohnern des Landes nach den Gewässern hin.
Hier treten uns einige grosse Gestalten von Wassersäugthieren entgegen. Ausser dem
Wallfisch (Balaena Mysticetus, L . ) , dessen Fang sonst auch an den brasilianischen Küsten
sehr ergiebig war, und dem, die Ambra liefernden Pottfische, (Physeter macrocephalus,
Linn. ) , dessen unförmliche, grossköpfige Gestalt bisweilen an den Küsten strandet, müssen
wir noch des D e lp h in s und des M a n a ti oder L am a n t in s erwähnen. Beide bewohnen
vorzugsweise die süssen Gewässer. Jener (Delphinus amazonicus nobis, fig. 34.} lebt in
den Flüssen und Seen der eigentlichen Aequatorialländer; dieser (Manatus americanus,
Cuv. fig. 23-) fand sich früher ziemlich zahlreich an allen Küsten Brasiliens, ist aber jetzt
viel seltner geworden. Hr. v. Humboldt hat die auffallende Bemerkung gemacht, dass er
sich an der Küste von Tierra firme ziemlich weit seewärts in Gegenden des Oceans begiebt,
wo süsse Quellen ausbrechen. Der unförmliche Körper des Manati, welcher bis zu zwanzig
Fuss Länge anwächst, ist dem des Seehundes, der Kopf dem eines Kalbes vergleichbar.
Diese beiden Wasserthiere dürften der neuen Welt ausschliesslich angehören, sie repräsen-
tiren hier eine höchst eigenthümliche Bildungsstufe, eben so wie der von Dichtem gefeierte
Delphin (D. Delphis, L.) in unsern Meeren oder der Dugong im rothen und im ostindischen
Meere.
Den Bewohnern des flüssigen Elementes ist von der Natur die Stimme, jener schmiegsame,
bedeutungsvollste Ausdruck der Empfindungen versagt worden. Lautlos und kalt