von Para, und die Aussagen alter Pflanzer stimmen darin überein, dass
die Sorte, welche man jetzt hier in den Garten anbaut, aus Pcrnam-
buco und Maranhao eingefiihrt worden sey. In diesen, mit wenig Sorgfalt
unterhaltenen, Gärten findet man auch noch drei andere Arten von
Früchten aus Pernambuco und den Antillen eingeFührt, den Abacate
(Persea sapidissima, Gaertn.), den Abiu. (A chras Cainito, R. F .) ,
einen schleimig süssen Breiapfel, und die sogenannte Abricot (Mammea
americana, LJ), ebenfalls eine Beere, oft von der Grösse eines Kinder-
Kopfes, die an Geschmack und Farbe der europäischen Apricose ähnlich
ist. Die übrigen Früchte des heissen Brasiliens: Attas oder Frutas
de Conde, Acajus, Goyaven, Mangas, Mangabas und Orangen gedeihen
vortrefflich; aber die besten Früchte Europas: Aepfel, Birnen,
Steinobst, Wein, Feigen und Oliven ertragen das heisse Klima nicht.
Die Bäume kommen selten zur Blüthe, und verlieren in diesem Falle
gewöhnlich die Frucht vor vollkommner Reife; die Blätter werden oft
von Ameisen, die den ausländischen Bäumen vorzugsweise nachstellen, verheert,
und die Stämme von Gallwespen und andern Insecten angestochen.
Mit Recht hat man Para, als Gegenfüssler der moluckischen Inseln,
für den Pflanzgarten von Brasilien betrachtet, und versucht, die köstlichen
Gewächse, welche den Reichthum des asiatischen Aequatorialar-
chipels ausmachen, hierher zu verpflanzen. Wären diese Anlagen mit
Eifer fortgesetzt und ausgedehnt worden, so könnte Para schon jetzt
Muscatnüsse, Gewürznelken und Zimmt in so grosser Menge ausführen,
dass es hiedurch dem Markte der Holländer und Engländer Eintrag
thäte. Die erste Anlage ward in der Nähe der Stadt, unter der Regierung
der Donna Maria zu Ende des vorigen Jahrhunderts, gemacht.
Dieser Garten, gegenwärtig unter der Aufsicht eines Militärs, enthält
vorzüglich die erwähnten ostindischen Gewürzbäume, deren Zahl beträchtlich
vermehrt ward, als die Portugiesen im Jahre 1809 Cayenne
in Besitz genommen hatten, und der, als Botaniker bekannte, Ma r t in ,
Director der Pflanzungen zu Gabrielle, von dem Commandanten Manoel
M a r <?u e z beauftragt wurde, Sendungen von jungen Bäumen nach Para
zu machen. Wir sahen hier den Stora^baum, den ächten Pfefferstrauch,
den Gewürznelken-, den Bennuss-, den Muscatnussbaum, und zwar
die kleinere Art, den Nussbaum von Bancoul, den Bilimbi - und Caram-
bolkirschenbaum, die rothblättrige Banane aus der Südsee und den ächten
Brodfruchtbaum. . Der Zimmtbaum ist von hier in eine eigene Plantage
zunächst der Ollaria in der Nähe des Stromes versetzt worden,
wo wir mehrere tausend Stämmchen recht fröhlich gedeihend fanden.
Ueber die Cultur der wichtigeren dieser Gewächse haben wir Einiges
in der Anmerkung (5.) beigefügt. Eine ältere Anlage, ebenfalls in der
Nähe der Stadt, unter dem Gouvernement von D. F ranc. X av. F urtado
de M endon$a , Pombal’s Bruder, gemacht, bezweckt vorzugsweise die
Cultur mehrerer innländischen Gewächse, die von hier aus in die benachbarten
Gegenden verbreitet werden sollen. Der Vorsteher, Dr.
L a c e r d a , zeigte uns unter andern den Baum, der den Nelkenzimmt
(Craoo do Maranhao) liefert. Man war bisher der Meinung gewesen,
dass diese aromatische Rinde, welche zwischen Zimmt und Gewürz-
Nelken in der Mitte steht, von einer Myrtenart (Myrtns caryophyüata,
JacqJ) abstamme, allein sie gehört eben so wie der Zimmt einem, bisher
noch nicht beschriebenen Baume aus der Familie der Lorbeeren*)
an. Wur werden später Gelegenheit*haben, ausführlicher über Vaterland
und Geschichte dieses Baumes zu reden.
Bei unsern botanischen Ausflügen in der Nähe der Rossinha begegneten
wir nicht selten dem merkwürdigen Baume, der das elastische
Gummi oder Cautschuck (Cautecuc) liefert. Er wird von den Brasilianern
Seringeira genannt, weil man seinen Milchsaft ursprünglich nur
zu Spritzen (Seringas), jenen bimförmigen Schläuchen, verarbeitete,
die auch jetzo die häufigste Form sind, unter der jener eigentümliche
Körper in den Handel kommt. Die Seringeira treibt einen sehr hohen,
schlanken Stamm, dessen gelblichgraue, am Grunde borkige, weiter
*) Persea earyophyllata, Mart.: glaberrima , foliis oblongis acuminatis , pedunculo axillari
quam folia breviori quinque - sexfloro purpurascerUe, calycis fructiferi laciniis incurvatis obtuszs,
baccis ellipticis.