die nördlich davon sich ausbreitenden Fluren zu unterlassen; überdiess
begünstigte ein starker Westwind unsere Reise stromabwärts. Eine
Tagreise unterhalb Santarem landeten wir am südlichen Ufer bei einigen
Hütten, A s B a rreira s genannt. Das Gestade war höher als gewöhnlich,
und bestand, wie bisher, aus braunem, eisenschüssigem
Sandsteine. Gegenüber sahen wir nun wieder, mit nicht geringer
Befriedigung, die Villa von A lm eirim , am Fusse eines jener Tafelberge
herschimmern. Um doch wenigstens noch an einer Stelle das Gebiet
am nördlichen Ufer des Amazonas zu besehen, ward ein Besuch in
dieser Villa beschlossen, und unter Begünstigung des Westwindes erreichten
wir sie 'y nach einer Ueberfahrt von zwei vollen Stunden. Der
Amazonas führt hier sein gelbliches Gewässer um so reissender, je
näher man dem nördlichen Ufer kommt. Die Wellen in dem stärksten
Rinnsale des Stromes sind wohl' anderthalb bis zwei Fuss hoch, und
das Fahrzeug muss sorgfältig gepackt und starkgebaut seyn, um dem
Wogendrange zu widerstehen.
. Die F illa de A lm eirim (tupf Parü) ist eine der ältesten Ortschaften
am Amazonas. Sie ward mit den Resten einer aus europäischen Verwiesenen
gebildeten Povoagäo, dem F o r te do D e ste r ro , gebildet, das
weiter westlich lag, und ursprünglich von den Holländern war errichtet
worden. Ihre gegenwärtigen Bewohner sind vorzugsweise Abkömmlinge
der Apämas und A racajü s. Ausser der ärmlich eingerichteten und
unreinlich gehaltenen Kirche fanden wir kein steinernes Gebäude hier,
und eben so wenig eine Spur von der ehemaligen F orta leza de P a rü ,
die nichts weiter als ein Blockhaus zur Deckung des Sclavenhandels
gewesen war. Die Lehmhütten, mit Palmblättern gedeckt, liegen nahe
und etwa zwanzig Fuss oberhalb des Stromes. Die Indianer waren
alle gerade abwesend, um in den Wäldern an den B io s P a rü und
J a r y Nelkenzimmt, Salsa und Copaivabalsam zu sammeln. Was von
den Apämas und A racajü s noch im Zustande der Freiheit übrig ist,
lebt an jenen Flüssen in vereinzelten kleinen Mallocas. Obgleich in
Friede mit den Brasilianern, werden sie nur selten bewogen, ihre
ihre Wohnungen unter diese zu verlegen. Sie sind sehr dunkelgefärbte
Indianer, ohne nationale Abzeichen. Ihre Waffen sind nicht vergiftet.
Sie leben beständig in Streit mit den O aiap is, welche am obern R io
J a r y und am Goarataburü, und mit den C o ssa ris, welche am A rä -
g u a ry wohnen. F r. I s id o r o J o z e , ein Carmelitaner von Para, Pfarrer
von Alem quer und A lm eirim , berichtete uns, in dem breccienartigen Sandeisenstein,
der die hiesige Formation bildet, ganz nahe an der Sacristei
der Kirche, eine beträchtliche Menge Quecksilbers gefunden zu haben.
Schon A c u n n a spricht von dem mineralischen R.eichthume nördlich von
den Flüssen Curupatuba *) und Genipapo, und die Art der hiesigen
Gebirgsbildung macht allerdings die Gegenwart von Gold nicht unwahrscheinlich;
doch sollen die, im Jahre 1761 durch den Generalgouverneur
A t a id e T e i v e zur Entdeckung dieser Schätze abgeordneten Expeditionen
fruchtlos abgelaufen seyn. Uns musste vorzüglich wichtig seyn, das
benachbarte Gebirge kennen zu lernen, das, gemäss der gleichartigen
Richtung und Form, einen allgemeinen Schluss über die gesammte Formation
der Berge zu gestatten scheint, die sich von M onte A leg re bis
hierher erstrecken. Der Berg von A lm eirim liegt etwa eine Stunde
nördlich vom Ufer des Stroms entfernt, und sein Gipfel mag kaum
achthundert Fuss über diesen erhöht seyn. W ir hatten bald einen
dichten, aber nicht hohen Wald durchschnitten, und traten nun in eine
lichte Grasflur heraus, welche in ihrer Physiognomie die grösste Aehn-
lichkeit mit den Campos agrestes von Piauhy darstellte. Grosse, graugrüne,
haarige Grasbüschel, mit mancherlei blüthenreichen. Kräutern
wechselnd, stehen’ ziemlich weit aus einander auf dem ungleichen Boden
aus aufgelöstem braunen Sandeisenstein. In den Niederungen der Flur
sind hier Brüche von geringer Ausdehnung, ebenfalls mit Gras bedeckt,
dort inselartige Gruppen von Gebüsche und eine eigenlhümliche Palme
(S y a g ru s co co id es, M art. Palm . t. 89. 90.). Meine Augen gingen mit
*) Der Name Curupatuba darf übrigens nicht als Andeutung von. der Gegenwart edler
Metalle betrachtet werden (Humb. Reise 5. S. 494.), da er nicht mit dem peruvianischen Cori
(Curi), Gold, sondern aus curupd, Inga, Mimosenbaüm, und tüva oder tuba, Ortj zusammengesetzt
isti wie curutüva, goajaratüva, auatitüva, Ort der (brasil.) Tanne, des Icaco, des Reis.
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