Mit Mühe hielt ich sie zurück, indem ich die grössere Gefahr vorstellte,
wenn Jene uns am Ruderschlag bemerkt hätten, und zwang sie, auf
der Spitze der Sandinsel niedergekauert, ohne warme Speise zu bereiten,
die Nacht zuzubringen, während ich wohl bewaffnet, aber fieber-,
schwach, eine feuchte Nacht hindurch Wache hielt. Allein, unter einem
Schwarme halbwilder oder treuloser Menschen, gingen die traurigsten
Bilder durch meine Seele, und schmerzliche Gefühle bemeister-
ten sich meiner um so mehr, als ich schon seit zwei Tagen wieder
beständige Febricitation und gegen Abend zunehmenden Frost bemerkte,
eine Krankheit, deren Ausbruch wahrscheinlich durch die Anstrengung
jener Nacht beschleunigt wurde. An den Barrancos (Wänden) de
Oacari, eine Tagereise weiter gen N. W . , erheben sich die Ufer, besonders
das linke, über hundert Fuss, und landeinwärts steigt das
Terrain noch höher an. Die Napht vom 26. auf den 27.^-Januar
brachte ich, mit den andern beiden Montarias wieder vereinigt, auf
einer kleinen Insel in der Mitte des Stromes zu, die gegen Osten eine
freie Sandbank und ein Riff von Sandeisenstein zeigte. Hier fanden
wir viele Spuren von einem kürzlichen Besuche der wilden Umäuas:
Feuerstätten, zerbrochene. Schüsseln und Pfannen, Reste einer rohen
Art von Zwieback, die sie aus den Beijukuchen machen, und ihr Lager
selbst. Diess waren noch halbfrische Blätter der grossen Baxiuva-
*) Diese steilen Wände von Lehm sind es unter andern, welche dem Yupura den Ruf eines
metallreichen Flusses gegeben haben, denn hier kommen, in den Letten selbst eingebettet,
schwere glänzende Steine vor, die von den Indianern als schätzbares Metall schon bis Ega gebracht
worden waren, wo ich in ihnen nichts weiter als Schwefelkies erkannt hatte. Ausser ihnen
fand ich aber nur Lager von schöngefärbtem bunten Thon, mit dem herrschenden röthkchen
Letten wechselnd, und darunter die allgemein herrschende Formation des Sandeisensteines, dicht
oder durch den Fluss manchfaltig verändert, so wie endlich grosse Bäume, die eingeschwemmt
und in Braunkohle umgebildet worden waren. Das Wasser der Quellen, welche aus diesen
Lettenwänden hie und da ausbrechen, war beträchtlich kühler als das des Flusses, schmeckte
aber nicht ganz rein, und ward durch die adstringirende Rinde einer Acacia, die ich hinein
warf, getrübt. Ich glaube, dass es eisenhaltig ist, und da die, dem Wasser diesenBestandtheil
mittheilende, Formation so weit verbreitet is t, so wäre denkbar, dass jener Eisengehalt dem
Wasser des oberen Yupurd überhaupt zukäme, und dadurch zur Ausbildung der hier endemischen,
fast allgemeinen, Leber - und Milzverhärtungen mitwirkte.
Palme, nebeneinander aufrecht in den Sand gesteckt, so dass sie eine
Reihe halbmondförmiger Lauben bildeten, die wenigstens den Oberleib
jener Indianer vor dem Nachtthaue schützen konnten. Ich wünschte
sehnlich, Einige dieser gefürchteten Nation zu Gesicht zu bekommen,
glaubte auch am nächsten Morgen meinen Wunsch schon befriedigt,
als ich in einer Bucht ein sehr langes, schmales, an beiden Seiten aufsteigendes
Fahrzeug erblickte, welches meine Leute für ein Ubä der
Umauas erklärten. Bei unserer Annäherung fanden wir jedoch einen
Mamelucken aus Ega darin, der mit seinem Gefolge Salsaparilha .auszog.
Er erzählte, dääs er bei seiner Ankunft, vor einigen Tagen, eine
Flotille von mehr denn zwölf Ubäs, jede mit acht bis zehn Mann, getroffen
habe, die sich bei seinem Anblicke sogleich stromaufwärts in
Flucht gesetzt hätte. Das Ubä hatte -er ohne Equipage am Ufer gefunden.
Es enthielt mehrere Zwiebacke, ein kleines viereckichtes Schild,
(S. „ind. Geräthsch.«- Fig. 26.) Pfeile, Bögen, Ruder, und war wahrscheinlich
im ersten Schrecken verlassen worden. Ich musste mich nun
rücksichtlich dieses Stammes auf die Aussagen seiner und meiner Leute
verlassen. *) — Am 28. Januar, acht Tage nach der Abreise von den
*) Die Umducis, Umäishai (auch Mauas, Beiredo Annaes p.JU3. T' 4 '' °1'“ 1 KaP‘ *■
Note 7.) bewohnen einen ausgedehnten Landstrich westlich nnd nördi^Wni’« 0 dos' Euganos
und dem Rio Messai-, der seinen Lauf durch trockne steinige, Fluren-nimmt. Sie sind also eigentlich
Indios Qamponeses, und kommen in die Wälder am Yupurä nur dann herab,_weim sie
Urarr-üva,der bei ihnen nicht wächst, holen, oder wenn sie auf die Mironlias, oder auf die wilden
Huaaues, (Hustet, Guntas)-ton Welchen Hr. ron Humboldt berichtet, dässfsie Murcialogos, Fledermäuse,
genannt würden, weil sie Ihren Gefangenen das Blut auszusaogen-''pflegtent unjtersohn-.
liehe Feinde, die sich gegenseitig fressen, Jagd machen. - Sie sind zahlreicher uhd.unternehmender
als diese, und erkennen die spanische Oherbotoässigkeit an. Man beschreibt Sied als
schlanke aber hreitbrüstige Leutei von Jugend auf um'die; Lenden mit Tufiribest JÄ tc t.;» S ie
rudern stehend, Wd;,geben dadürch ihren ü b ä s solche Geschwindigkeit, dast eS'fast unmöglich
ist, sie einzuholen. *Mit den Portugiesen,zu - verkehren scheuen sie M aber-den Spaniern
verkanten sie gegen^imgeräthe, Glasperlen u . i $ . vorzüglich. gdj,e. Wed»,das in.ihrem
Lande in Menge vofkommt. Ich sah die Schürze (tupi: Oca, caraih.: Guay-uoa) eines
Vmäua, die viel künstliche!'-a!s irgend eine'der bra'sihanischfei Wilden aus farbigen Baumwollen
und PalmenschnürenrgäoaScn und schwer von bunten Gluspfrlen war.. Sind vieHeii^diese
Umauas die Omaguajes tijtpXmagpajfc (oder Coreguajis) dev spanischen Mission Antonim—
Weiter nordwestlich von ihnen wurden mir die Xebcros und nördlich.- die Urumilgs genannt,
beide wilde Stämme. Von den Indianern habe ich in diesem Gebieter nichts vernommen.
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