jenen geschichtlichen Völkern und diesen, ohne Geschichte lebenden,
Horden leuchtet deutlich daraus hervor. Um die Geschichte der Eroberungen,
welche die spanische Nation in der neuen Welt gemacht hat,
von dem eigenthümlichen Schmucke zu entkleiden, wodurch die
ersten Geschichtsschreiber im Sinne des Jahrhunderts sie entstellt haben,
möchte wohl nöthig seyn, vergleichende Blicke auf den Urzustand <^es
übrigen America’s zu werfen. —
Der Eintritt einer strengen Jahrszeit nöthigte, den Aufenthalt zu
Madrid, abzukürzen ; wir verliessen das hohe Plateau von AJtcastilien,
und stiegen in die schönen, kaum vom Herbste berührten, Fluren Valencia^
hinab. Von hier ging die Reise über Tarrägona nach dem
handelsthätigen Barcellona. Wir überstiegen die südlichsten Gehänge
der Pyrenäen, und traten bei Perpignan in Frankreich ein. Ueber
L y o n gelangten wir in’s Eisass, wo uns die vaterländische Sprache
empfieng: bei Strassburg fuhren wir über den Rhein, und mit tiefgefühlter
Freude konnten wir wieder deutsche Luft athmen. Am i o.
December 1820 trafen wir, nach einer Abwesenheit von fast vier Jahren
glücklich in Baierns Hauptstadt ein.
Indem wir hier den Bericht über die Schicksale unserer Reise in
Brasilien und über die allgemeinen literärischen Ergebnisse derselben
schliessen, dürfte es geeignet seyn, noch anzuführen, in welcher Weise
wir versucht haben, dem speciellen Aufträge in Betreff der Zoologie.
und Botanik zu entsprechen. Brasilien, das Jahrhunderte hindurch
den Forschungen der Europäer verschlossen gewesen war, bot genug
Gelegenheit, jene Wissenschaften mit Thatsachen zu bereichern, und
über die Mittel, diesen Zweck zu erreichen, konnten wir keine W'ahl
haben. Es schien am zweckmässigsten, während der Reise, sowie die
verschiedenen Gebirgsformationen und ethnographischen Merkwürdigkeiten,
insbesondere Thiere und Pflanzen zu sammeln, Beschreibungen
und «möglichst genaue Notizen über sie in unsere Tagebücher niederzulegen,
und dadurch eine im Väterlande auszuführende wissenschaftliche
Darstellung von denselben vorzubereiten.
Die von uns in Brasilien gesammelten naturhistorischen und ethnographischen
Gegenstände wurden in den Cabineten der R. Akademie
d. W . zu München aufgestellt. Die zoologische Ausbeute enthält 85
Arten Säugthiere, 35o Arten Vögel, i 3o von Amphibien, 116 von Fischen,
und 2700 Arten von Insecten. Aus der letzten Classe sind Col-
eoptera 1800, Orthoptera 120, Neuroptera 3o , Hymenoptera 120, Le--
pidoptera 120, Hemiptera 25o, Diptera 100 Arten; von Arachniden
.sind 80, und eben so viele Arten sind von Crustaceen vorhanden. Die
botanische Ausbeute begreift 65oo Pflcuizenarten. Auf diese Sammlungen
und unsere Tagebücher und Zeichnungen wurden folgende Schriften
gegründet:
Simiarum et Vespertiliohum brasiliensium species novae, ou histoire naturelle des espèces
nouvelles de Singes et de Chauves-souris observées et recueillies pendant le voyage dans l ’intérieur
du Brésil, exécuté par ordre de S. M. le Roi de Bavière dans les Années 1817, 1818,
1819, 1820, publiée par Jean de Spix. Monachii. 1823. gr. Fol. Vin. 72 S. u. 34 Taf.
Serpentum brasiliensium species novae, ou histoire naturelle etc., publiée par Jean de
Spix, écrite d’après les notes du voyageur par Jean Wagler. Monachii. 1824. FoL min. 75
S. ünd 26 Taf.